Er bekommt zu wenig für seine 2,85 Mio Liter Milch
Jetzt hört der grösste Zentralschweizer Bauer auf!

Auch der Innerschweizer Milch-Riese Reto Weibel stellt seinen Betrieb ein. Schuld daran dürfte wieder der tiefe Milchpreis tragen.
Publiziert: 27.08.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 15:35 Uhr
In seinem Grossbetrieb in Hünenberg ZG hält Reto Weibel 280 Milchkühe.
Foto: Joseph Khakshouri
Von Philipp Albrecht

Auf dem Hof von Reto Weibel (33) in Hünenberg ZG ist die Stimmung gedrückt. Die Mitarbeiter gehen mit gesenktem Kopf. Selbst die Kühe machen keinen Mucks. Bald ist hier Schluss.

Weibel betreibt einen auf Effizienz getrimmten industriellen Milchbetrieb. Vier Melkroboter saugen an den Eutern von rund 280 Kühen. Laut «Schweizer Bauer» kommen pro Jahr 2,85 Millionen Liter Milch zusammen. Weibels Betrieb ist der grösste in der Innerschweiz und einer der grössten im ganzen Land.

Jetzt will er sämtliche Kühe verkaufen. Das hat BLICK aus der Branche erfahren. Doch Reto Weibel sagt: «Kein Kommentar.» Und weist den Journalisten höflich vom Platz.

Es ist ein Schock für die ganze Milchwirtschaft, die schon seit einiger Zeit leidet. Jedes Jahr geben drei Prozent der Milchbauern auf. In der Regel sind es kleinere Höfe, die auf rentablere Bereiche umsatteln – oder alles verkaufen. Doch mit Weibel gibt nun ein Riese auf. Es zeigt, wie schlimm es um unsere Milch steht.

«Wir sind überrascht, dass ein so grosser Betrieb zu einer solchen Schlussfolgerung kommt», sagt Stefan Hagenbuch (51), Vizedirektor der Schweizer Milchproduzenten. Über die Gründe will er nicht spekulieren: «Ich kenne die Situation auf dem Betrieb nicht.» Seit einem Jahr erfasst der Verband die Hintergründe bei Milchproduzenten, die aufgeben. «Die Motive sind sehr unterschiedlich. Die einen finden keinen Nachfolger, andere können die vielen neuen Auflagen nicht erfüllen oder nötige Investitionen nicht mehr tätigen», sagt Hagenbuch. Natürlich sei auch der tiefe Milchpreis ein sehr wichtiger Punkt.

Für den Milchbauernverband Big-M ist dies der Hauptgrund. «Der Milchpreis ist dermassen tief, dass heute kein Betrieb mehr mit Milch anständig Geld verdienen kann», sagt Geschäftsführer Werner Locher (61). Im Schnitt erhält der Milchbauer noch 55 Rappen pro Liter. Um die Kosten zu decken, wären 70 Rappen nötig.

Laut Big-M ist die Aufhebung der Milchkontingentierung vor sechs Jahren schuld an der desolaten Lage. Der Verband fordert ein neues System, das die Mengen reguliert. Doch davon ist die Branche derzeit weit entfernt.

In einer früheren Version des Textes stand, dass Reto Weibels Betrieb 3,5 Prozent der gesamten Schweizer Milchproduktion beisteuert. Das ist falsch. Es sind lediglich 0,1 Prozent. Wir entschuldigen uns für den Umrechnungsfehler.

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