56 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sagten Ja oder eher Ja zum Atomausstieg. 43 Prozent dagegen wollen die Volksinitiative, über die am 27. November abgestimmt wird, bestimmt oder eher ablehnen, wie Tamedia am Freitag mitteilte. 1 Prozent gaben an, noch nicht entschieden zu haben.
In der ersten Tamedia-Umfrage von vor zwei Wochen hatten 2 Prozent angegeben, noch keinen Entscheid gefällt zu haben. 55 Prozent hatten die Initiative befürwortet oder eher befürwortet. Der Anteil jener, die bestimmt oder eher ein Nein einlegen wollen, blieb dagegen unverändert bei 43 Prozent.
Befürworterinnen und Befürworter begründen ihre Position am häufigsten (43 Prozent) damit, dass ein Weiterbetrieb der AKW zu gefährlich sei. Ein Super-GAU könne auch in der Schweiz nicht ausgeschlossen werden.
Jeder vierte Befürworter findet zudem, dass der Atomausstieg ohne ausdrückliche Laufzeitbeschränkung für die AKW noch jahrzehntelang auf sich warten liesse. Die Initiative verlangt, dass die AKW nach maximal 45 Jahren Betriebszeit abgeschaltet werden müssen. Beznau I und II sowie Mühleberg müssten bei einem Ja 2017 abgeschaltet werden. Gösgen ginge spätestens 2024 vom Netz, Leibstadt als letztes Schweizer AKW im Jahr 2029.
Die vom Parlament verabschiedete Energiestrategie 2050 enthält dagegen keine Laufzeitbeschränkung. Die Kernkraftwerke dürfen so lange laufen, wie die Aufsichtsbehörde ENSI sie als sicher einstuft.
Häufigstes Argument der Gegnerinnen und Gegner ist, dass ein Ja zur Initiative die Stromversorgung im Inland gefährde - 33 Prozent sind dieser Ansicht. 30 Prozent befürchten, dass nach einem verfrühten Aus für die AKW «dreckiger» Kohlestrom in die Schweiz importiert würde, während Energie aus AKW klimafreundlich sei.
Für die Steuerzahler teure Entschädigungen an die Betreiber und Besitzer der AKW sind dagegen lediglich für 6 Prozent der Gegner ein Thema. Die AKW-Betreiber Alpiq und Axpo haben beziffert, was ein Ja zur Initiative sie kosten würde.
Der Energiekonzern Alpiq rechnet mit einem wirtschaftlichen Schaden von rund 2,5 Milliarden Franken, wie er am Montag mitteilte. Die frühzeitige Abschaltung der AKW Gösgen und Leibstadt wäre für das Unternehmen deshalb nicht tragbar.
Noch deutlicher hatte sich am Vortag der Chef des Energiekonzerns Axpo, Andrew Walo, geäussert. Sein Konzern werde nach einem Ja Schadenersatz von 4,1 Milliarden Franken fordern, sagte er im Interview mit der «NZZ am Sonntag». Das liegt deutlich über der Schätzung des Bundesrates für solche Zahlungen.
Die Umfrage war Anfang Woche aufgeschaltet worden. Die Resultate basieren auf 15'617 demografisch, geografisch und politisch gewichteten Antworten. Die Fehlermarge liegt bei plus/minus 1,2 Prozent. Knapp 20'000 Personen nahmen an der Umfrage teil.