«Leute fragten, ob ich neu auf Onlyfans unterwegs bin»
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Fake-Profil von Jana Meyer:«Leute fragten, ob ich neu auf Onlyfans unterwegs bin»

Emmentalerin Jana Meyer (22) ist Pornodarstellerin wider Willen
«Ich würde nie Nacktbilder von mir veröffentlichen!»

Schock für Landschaftsgärtnerin und Hobbymodel Jana Meyer (22): Ihr Name und Gesicht tauchen auf einer Pornosite auf. Sie betont «Ich würde nie Nacktbilder veröffentlichen» und will anderen Betroffenen Mut machen.
Publiziert: 01:11 Uhr
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Jana Meyer wurde Opfer eines Identitätsmissbrauchs. Unter ihrem Namen wurde ein falsches Pornoprofil erstellt. Die junge Emmentalerin ist noch immer geschockt. Die Katzen Luna und Charly trösten sie.
Foto: Beat Michel

Auf einen Blick

  • Landschaftsgärtnerin Jana Meyer Opfer spricht über Identitätsdiebstahl und unfreiwilligem Pornoauftritt im Internet
  • Meyer meldet sich bei Blick, um anderen betroffenen Frauen Mut zu machen
  • 99 Prozent der Fälle führen ins Ausland und sind laut Polizei schwierig zu verfolgen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Beat MichelReporter

Landschaftsgärtnerin Jana Meyer (22) hat es ausgerechnet vom Arbeitgeber erfahren. Ein Chef schickte der Emmentalerin per Whatsapp den Link zu einer Pornosite. Zu sehen: freizügige Bilder der 22-Jährigen neben ihrem echten, vollen Namen! Dazu ein schlüpfriger Text: «Tägliche Updates über meinen sexy Körper», heisst es da. Es gibt auch die Möglichkeit, ein Abo zu lösen, um angebliche Pornofilme der jungen Frau sehen zu können. «Ich war total geschockt», sagt sie zu Blick. Und betont: «Ich würde nie Nacktbilder von mir veröffentlichen. Und schon gar keine pornografischen Inhalte. Ich habe Angst um meinen Ruf.» Sie meldet sich bei Blick, weil sie anderen Frauen, die das Gleiche erleben müssen, Mut machen will. «Ihr seid nicht allein», sagt sie.

Der Chef machte zum Glück klar, dass er von einem Identitätsdiebstahl ausgehe. Das beruhigte Jana Meyer zwar ein bisschen, aber eben, der unfreiwillige Pornoauftritt im Internet war Realität. «Es kamen im Minutentakt Anfragen von Bekannten und von Instagram-Followern, warum ich das tue», sagt sie.

Meyer wehrt sich öffentlich

In der Gegend rund um Sumiswald ist die Landschaftsgärtnerin bekannt. Nebst ihrem Job hilft sie auf dem Bauerngut ihrer Eltern, ist Jungschützenleiterin und modelt im Nebenjob für Schmuck, Kosmetik – und Unterwäsche. «Jetzt müssen einfach alle wissen, dass das gegen meinen Willen passiert», sagt sie.

Besonders perfide: Ein Teil des Pornoprofils ist echt, ein anderer nicht. Echt sind – nebst dem Namen – die Unterwäschebilder. Diese hatte die junge Frau zuvor in den sozialen Netzwerken selbst veröffentlicht. Gefälscht sind jedoch die angeblichen Pornovideos der Bernerin. Wer bezahlt, bekommt Filmchen von Frauen, die einen ähnlichen Körperbau wie die Bernerin haben. Gesichter sind nicht zu sehen. Betrogen werden damit also auch die Kunden, die für die Videos bezahlen. 

Ein Link zu Meyers angeblicher Pornosite geht an ihre komplette Instagram-Freundesliste – also an Freunde, Familie und Arbeitskollegen!

Der Polizei ist das Problem bekannt

Die Kantonspolizei Bern schreibt: «Wir empfehlen in solchen Fällen, eine Polizeiwache in der Nähe aufzusuchen und so viele Informationen wie möglich, beispielsweise Username, Printscreens, E-Mail- Adressen, Telefonnummern, Publikationsdatum sowie Uhrzeit mitzunehmen», schreibt Cindy Schneider von der Kantonspolizei Bern. Weiter raten die Ermittler den Opfern, so rasch wie möglich mit der entsprechenden Social-Media-Plattform Kontakt aufzunehmen, das gefälschte Profil zu melden und blockieren zu lassen.

Es gebe Hoffnung, gegen die Hintermänner vorzugehen. Die Kapo Bern schreibt dazu: «Wir haben verschiedene Möglichkeiten zu ermitteln, wenn ein Straftatbestand vorliegt. Beispielsweise können wir bei den Anbietern weiterführende Daten anfordern oder diese in Zusammenarbeit mit ausländischen Strafverfolgungsbehörden erheben. Auch ist es möglich, anhand eines Fake-Profils verschiedene Analysen durchzuführen.»

Über 1000 Anzeigen in 12 Monaten

Jana Meyer hat den Rat befolgt und bei der Kantonspolizei Anzeige eingereicht. Fälle wie diese werden seit 1. September 2023 laut Artikel 179 StGB als «Identitätsmissbrauch» bezeichnet und können mit bis zu einem Jahr Haft bestraft werden. Bei vielen dieser Fälle handelt es sich jedoch um Betrügereien in Onlineshops.

Dass es sich um ein akutes Problem handelt, verrät ein Blick in die Statistik: Seit Inkrafttreten des Artikels wurden über 1000 Fälle angezeigt, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Allein von September bis Dezember 2023 waren es schweizweit 290 Fälle. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen.

«176 davon wurden 2023 im Kanton Zürich registriert», schreibt die Cyber-Crime-Abteilung der Zürcher Kantonspolizei auf Anfrage von Blick. Um sich dagegen zu schützen, empfiehlt die Polizei, «nur Bildmaterial zu veröffentlichen, das jeder sehen darf und so nicht durch Drittpersonen missbräuchlich verwendet werden kann.»

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