Eltern lassen ihn im Stich
Kesb will obdachlosem Sascha (17) nicht helfen

Sascha wohnt seit einem halben Jahr mal hier, mal dort. Nun werde nach einem neuen Heimplatz gesucht. Saschas Eltern, denen die Obhut über ihren Sohn entzogen wurde, vermuten jedoch eine fiese Masche der Behörden dahinter.
Publiziert: 13.03.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 13:52 Uhr
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Sascha Born untersteht der Obhut der Kesb. Aber seit Oktober hat er keinen festen Wohnsitz.
Foto: Peter Gerber
Von Cyrill Pinto

Irgendwann wurde es den Eltern von Sascha Born (17) zu viel. Sie kamen mit seiner Erziehung einfach nicht mehr klar. Oft gab es Streit. Im Sommer 2013 benannte die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) der Region Entlebuch deshalb eine Beiständin.

Da waren die Eltern schon getrennt. Der Vater zog kurz darauf zu seiner Freundin in eine kleine Dreizimmerwohnung in der Stadt Bern. «Ich konnte Sascha hier nicht aufnehmen – die Verwaltung hätte uns sonst gekündigt», sagt Saschas Vater  Jean-Pierre Born (47).

Die Mutter ist mit dem Sohn überfordert. Der damals 15-Jährige kommt in ein offenes Heim. Dort will er aber nicht bleiben. Er nimmt Drogen, demoliert die Einrichtung. Sascha landet ein erstes Mal auf der Strasse, wohnt vorübergehend wieder bei der Mutter. Auch dort hält es ihn nicht lange. «Meine Mutter hat mich beim Lehrmeister angeschwärzt und gesagt, ich hätte ein Drogenproblem», sagt Sascha. Daraufhin wurde sein Lehrvertrag für die Ausbildung zum Strassentransportfachmann aufgelöst.

Im Januar 2014 wird den Eltern die Obhut über ihren Sohn entzogen. Obwohl sich jetzt die Kesb gemeinsam mit dem Sozialberatungszentrum Entlebuch um den Jungen kümmern, wird es nicht besser. Im Gegenteil: Im August 2014 wird Sascha ohne Führerschein am Steuer eines Autos erwischt und von der Polizei verhaftet. «Ich hatte das Auto von einem Kollegen gekauft», sagt Sascha. Er wird in ein geschlossenes Heim gesteckt. «Dort war es wie im Gefängnis», erinnert sich Sascha. Nach drei Monaten kommt er wieder raus und steht seither auf der Strasse.

Seit letztem Oktober wohnt er mal hier, mal dort. «Ich wohnte bei Kollegen», erzählt er. Jetzt gerade ist er bei der Familie seiner Freundin untergekommen. «Meine Betreuerin hat gesagt, sie suche nach einem Heimplatz», sagt Sascha. Doch sein Vater hat einen anderen Verdacht: «Die Behörden warten, bis Sascha im September volljährig wird, und lassen ihn dann fallen.»

In ein Heim möchte Sascha auf keinen Fall zurück: «Ich will einfach nur eine Arbeit, um mir eine eigene Wohnung leisten zu können», sagt er.

Marlis Meier, Präsidentin der Kesb Entlebuch, sagt, dass Jugendliche in diesem Alter wenn möglich nicht gegen ihren Willen zu einer Massnahme gezwungen würden. «Wir begleiten einen 17-Jährigen in die Selbständigkeit und helfen wenn nötig auch bei der Jobsuche.»

Für Vater Born ein Hohn: «Es kann nicht sein, dass Sascha einfach auf die Strasse gestellt wird.» wird.»

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