Eklat in Aargauer Glaubensgemeinde
Schlägerei in Moschee – weil radikaler Imam gehen musste

Wieder sorgt ein umstrittener Imam in der Schweiz für Aufregung. In einer Aargauer Moschee musste ein Gelehrter seinen Platz räumen, weil seine Ansichten zu radikal waren. Am Ende kam es zu einer Massenschlägerei.
Publiziert: 31.08.2017 um 09:38 Uhr
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Aktualisiert: 26.10.2018 um 11:32 Uhr
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Am Wochenende musste die Polizei zum Glaubenszentrum in der ehemaligen Pizzeria in Gebenstorf ausrücken.
Foto: Screenshot Google Streetview

Es sind Szenen, wie sie nicht in ein Gotteshaus passen: Unter den versammelten Muslimen in der Gebenstorfer Moschee bricht am vergangenen Sonntag plötzlich Tumult aus. Es kommt zu einer Massenschlägerei, die Aargauer Polizei muss mit einem grösseren Aufgebot ausrücken und den Streit schlichten.

Am Ursprung der Auseinandersetzung steht ein umstrittener Imam, der schon seit Jahren für Verstimmung in der Gemeinde sorgt. Wie Murseli Ibraimov, der Vizepräsident der islamisch-albanischen Gemeinschaft gegenüber der «Aargauer Zeitung» erklärt, soll sich der Gelehrte in der Vergangenheit immer weiter von den mehrheitlich sunnitisch geprägten Moschee-Besuchern entfernt haben. Der Imam habe einen Keil in den Verein getrieben, sagt Ibraimov.

Zum Eklat führte schliesslich eine Reise des Imams auf den Balkan in die Hauptstadt von Mazedonien. «Als wir erfahren haben, dass er diesen Sommer radikale Imame in Skopje besuchte, hat der Vorstand beschlossen, ihn zu suspendieren», erklärt Ibraimov weiter.

«Ich bin fassungslos»

Der Aufstand der gemässigten Gläubigen in der Gemeinde hatte Erfolg. Am vergangenen Wochenende musste sich der Imam von der Gemeinde verabschieden. Doch statt eines versöhnlichen Abgangs gab es Gehässigkeiten und Schläge. «Nachdem er seine Abschiedsrede gehalten hatte, standen seine Unterstützer auf und wurden handgreiflich gegenüber uns, den Vorstandsmitgliedern», schildert Ibraimov die Ereignisse. Wegen acht Anhängern des Imams sei es zu einer richtigen Massenschlägerei gekommen. Zwei Verletzte mussten zur Kontrolle ins Spital. Die ausgerückten Polizisten kontrollierten rund 90 Personen.

Murseli Ibraimov sagt, die Geschehnisse würden ihn traurig machen. «Ich bin fassungslos, dass wir intern mit Radikalismus zu kämpfen haben.» Als erste Reaktion auf den Vorfall hat der Vorstand beschlossen, den acht Mitgliedern den Zugang zur Moschee in Zukunft zu verweigern. Heute soll mit der Polizei das weitere Vorgehen besprochen werden.

Wie es mit der Moschee in Gebenstorf weitergeht, beobachtet man auch im Gemeinderat ganz genau. In einer Mitteilung schreibt dieser, man werde das Gespräch mit dem Verein suchen. Die Gemeinde werde unmissverständlich darlegen, dass solche Vorkommnisse nicht mehr geduldet werden, ansonsten werde man sich «entsprechende Massnahmen» vorbehalten. (cat) 

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