Eingeführt nach Germanwings-Drama
Piloten finden 2-Personen-Regel «weniger sicher»

Sei dem Germanwings-Unglück müssen sich stets zwei Personen im Cockpit aufhalten. Piloten kritisieren diese Regel – weil sie neue Risiken schaffe.
Publiziert: 17.02.2016 um 11:43 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:39 Uhr
In einem Cockpit müssen sich immer zwei Personen aufhalten. Piloten kritisieren diese Regel.
Foto: Keystone

Am 24. März 2015, um 10.40 Uhr, steuerte Co-Pilot Andreas Lubitz einen Airbus A320 der deutschen Fluggesellschaft Germanwings mit Absicht in die Französischen Alpen. 150 Menschen fanden den Tod. 

Der Kapitän befand sich zum Zeitpunkt des Absturzes ausserhalb des Cockpits und hatte deshalb keine Chance, das Unglück zu verhindern: Von innen verriegelte Cockpit-Türen lassen sich von aussen nicht mehr öffnen – eine Massnahme gegen Terroristen. 

Nach dem tragischen Zwischenfall hatte die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) die sogenannte Zwei-Personen-Regel empfohlen, an die sich die meisten Airlines seither halten. Demnach müssen sich zu jedem Zeitpunkt zwei Crew-Mitglieder im Cockpit aufhalten. 

«Weniger Sicherheit»

Doch ausgerechnet bei den Piloten stösst diese Regel nun, knapp ein Jahr nach dem Germanwings-Unglück, auf Kritik. Der Grund: Sie führe nicht zu mehr, sondern zu weniger Sicherheit.

«Wenn ein Pilot das Cockpit verlässt, dann muss jemand von der Kabinenbesatzung ins Cockpit. Dadurch bleibt die Tür länger geöffnet – und es gibt neue Risiken», sagt Thomas Steffen von Aeropers, dem Pilotenverband der Swiss, zu Radio SRF. 

Konkret: Attentäter könnten die Gelegenheit beim Personalwechsel nutzen, um ins Cockpit vorzudringen. Steffen will deshalb, dass die Zwei-Personen-Regel wieder abgeschafft wird. 

Bazl und Swiss halten an Regel fest

Doch bei den zuständigen Behörden stösst diese Forderung auf taube Ohren. 

Es gebe bei dieser Regel, die als Sofortmassnahme eingeführt worden sei, viel, was dafür und was dagegen spreche - ein Richtig oder Falsch gebe es nicht, heisst es beim Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl). 

Die Frage laute, was gefährlicher sei: nur eine Person im Cockpit, dessen Tür nur von innen geöffnet werden kann, oder eine nicht verschlossene Tür. Die Tendenz gehe momentan zwar eher in die Richtung, dass eine geschlossene Tür wichtiger sei.

Doch bis auf Weiteres halte man sich an die Empfehlungen der Europäischen Agentur für Flugsicherheit EASA, die an der Zwei-Personen-Regel festhält.

Und auch die Fluggesellschaft Swiss will vorerst weiter an der Zwei-Personen-Regel festhalten, wie eine Sprecherin zu Radio SRF sagte. (bau/SDA)

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