Ein Unwetter hat das Schiff der Welten-Segler-Familie Schwörer zerstört
Ein stürmisches Leben

Familie Schwörer segelt seit 17 Jahren um die Welt. Anfang Woche kam es zum bisher dramatischsten Einschnitt auf ihrer langen Reise.
Publiziert: 11.11.2017 um 21:36 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:59 Uhr
Monsterwellen beschädigen Schiff einer Schweizer Familie
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Horror an Islands Küste:Monsterwellen beschädigen Schiff einer Schweizer Familie
Helena Schmid

Ein echtes Horror-Erlebnis liegt hinter der Schweizer Familie Schwörer. Ein gewaltiger Sturm brachte ihr Boot im Hafen der nordisländischen Stadt Akureyri am Wochenende fast zum Sinken. Die Familie konnte sich vom Schiff retten. Doch der Sturm hinterliess seine Spuren: Ihr Zuhause ist plötzlich unbewohnbar. Für den Bündner Umweltmissionar Dario Schwörer (48) eine Katastrophe. Seit 17 Jahren segelt er mit seiner Frau Sabine Schwörer (41) und den sechs gemeinsamen Kindern um die Welt. Das Segelschiff ist ihr Ein und Alles.

Im Jahr 2000 entschied sich der Bündner, die Schweiz zusammen mit seiner Frau zu verlassen. Seither führen sie ein stürmisches Leben auf hoher See. Wann immer sie an Land kommen, suchen sie nach Arbeit: er als Bergführer, sie als Krankenschwester. «Viel Geld hatten wir nie, aber es reichte», sagt Dario Schwörer (48) zu BLICK.

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Die stürmische See kennt die Familie bereits aus zahlreichen Segel-Abenteuern.
Foto: zVg

Dreimal um die Welt

120'000 Kilometer hat die Familie auf ihrem Schiff schon zurückgelegt – das entspricht drei Erdumrundungen. Auf den 20 Quadratmetern gibt es kaum Privatsphäre. «Wenn ich allein sein möchte, klettere ich auf den Segelmast», so der 48-Jährige.

Um ihr Leben auf hoher See zu finanzieren, machte die Familie einen Deal. Sie testet für verschiedene Firmen und Universitäten diverse Ausrüstungsutensilien. Dafür wird ihnen das nötige Equipment für ihr Schiff geliefert. Mit den Jahren konnten die Schwörers so ihr Schiff komplett neu ausstatten.

Das Segelboot ist mit modernster, umweltfreundlicher Technik ausgestattet.
Foto: zVg

Auf ihrer Reise um den Globus entstand auch das Klimaschutz-Projekt «TOPtoTOP». Die Familie sammelt Daten rund ums Klima und gibt ihr Wissen an den lokalen Schulen weiter. Unterstützt wird das Projekt von verschiedenen Sponsoren. «Ansonsten leben wir hauptsächlich von Spenden und grosszügigen Geschenken der lokalen Bevölkerung», so der sechsfache Vater.

«Man hielt uns für Rabeneltern»

2004 kam ihre erste Tochter Salina (12) zur Welt – in Chile. «Kollegen aus der Schweiz warfen uns vor, Rabeneltern zu sein. Sie hielten es nicht für möglich, Kinder auf einem Schiff grosszuziehen», sagt Dario Schwörer.

Mit den Jahren kamen noch mehr Sprösslinge dazu: Andri (11) in Patagonien, Noé (8) in Australien, Allegra (6) in Singapur und Mia (1) – ausnahmsweise in der Schweiz. «Auf den Reisen haben wir einen freiwilligen Lehrer oder Maturanden dabei, der mit den Kindern täglich lernt», so der Vater. Ist die Familie mal länger an einem Ort, besuchen sie die lokale Schule.

Bis vor zwei Jahren schien alles perfekt. Dann die erste Tragödie. Dario Schwörer riss sich die Achillessehne beim Fussballspielen. Für die Operation musste die Familie zurück in die Schweiz. Und der nächste Rückschlag liess nicht lange auf sich warten. «Nach der Operation war der Druckverband zu lange auf der Wunde. Ich verlor deswegen fast mein Bein.» 

Auf eine Tragödie folgt die nächste

Doch das Glück währt nicht lange. Kurz darauf verliert die Segler-Familie einen ihrer grössten Sponsoren. «Aus finanziellen Gründen musste ich unsere Krankenversicherung auflösen», so der Vater. Trotzdem: Aufgeben kam nicht in Frage.

Die Route führte sie durch die Arktis – als erste Segler weltweit.
Foto: Zvg

Stattdessen setzten sie Segel: Von der westamerikanischen Küste über die Arktis nach New York, wo sie im April 2017 landeten. Als Erste überhaupt hatten sie diese Route per Segelschiff zurückgelegt. Danach nahmen sie Kurs auf Island, wo ihr jüngster Sohn Vital im August zur Welt kam. Nach dem Horror-Sturm versucht die Familie nun, genügend Geld für die Reparatur ihres Schiffs zusammenzubringen. «Wir werden alles geben, um unser Lebensprojekt zu erhalten», sagt Dario Schwörer.

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