Denn die SwissMiniGun verschiesst scharfe Munition. Obwohl sie nur etwas über 5 Zentimer lang ist. So klein verschwindet sie in der Brusttasche eines Hemdes.
Entwickelt hat das winzige Schiesseisen Paul Erard (62) aus La Chaux-de-Fonds. Eigentlich ist Erard Uhrmacher. Mit Tradition. Seit vier Generationen wird der Beruf in der Familie ausgeübt.
Doch Erard hat neben dem Beruf noch eine andere Leidenschaft: Ihn faszinieren Feuerwaffen. Aus seiner Faszination und seinem Fachwissen in der Kleinstmechanik der Uhrmacherei entstand die SwissMiniGun. «Das war für mich eine Herausforderung», sagt er.
Er produziert mit Partnern etwa 300 Revolver pro Jahr. Im Moment müssen Kunden nach der Bestellung sechs Monate warten. Die günstigste Ausführung ist ab 6500 Franken erhältlich. Eine Patrone kostet 8 Franken. Der Preis ist aber nach oben offen: Er macht auch Ausführungen in 18 Karat Gold mit diamantenbesetztem Kolben.
Die Waffe hat ihm einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde gebracht. Und Schlagzeilen in den Vereinigten Staaten.
Die Amis flippen ob der Waffe aus. 1000 Bestellungen sind eingegangen. Liefern darf er aber nicht. Denn im Land der Waffennarren und Cowboys wird befürchtet, dass der Zwergenrevolver von Terroristen missbraucht werden könnte. Deshalb: Importverbot!
«Dabei ist mein Revolver nicht gefährlicher als eine Softair-Gun», sagt Erard. Solche Waffen schiessen Kugeln aus Plastik, Stahl oder Blei mit Luftdruck und setzen keinen Waffenschein voraus.
Dass die SwissMiniGun weniger gefährlich ist als eine solche Luftpistole, bestätigt auch Stefan Graf, Schusswaffenexperte bei der Stadtpolizei Zürich. Trotzdem: Die Miniwaffe ist überhaupt nicht harmlos. «Ein Augentreffer dürfte schwere Verletzungen nach sich ziehen.» Selbst die tödliche Verletzung einer erwachsenen Person wäre gemäss Graf möglich. «Wenn zum Beispiel die Halsschlager verletzt wird», erklärt der Experte.
Verboten ist der Mikrorevolver deshalb auch in Grossbritannien. In der Schweiz braucht es für die Waffe einen Schein. Exportieren kann Erard nach Frankreich und in den Nahen Osten. In der Golfregion und dem Kaukasus bestellen vor allem Scheichs: Der Revolver wird als Geschenk bei Staatsbesuchen überreicht – natürlich in Gold und mit Brillanten.
Ein Exemplar muss Erard trotzdem in die USA liefern. An das Department of Homeland Security, die nach den Anschlägen am 11. September 2001 gegründete Anti-Terror-Behörde. Sie will ganz genau wissen, wie gefährlich die Waffe ist.