Die Strasse vom Stadtzentrum Schwyz bis zum Schulhaus Haggen ist schmal und steil. Über 500 Höhenmeter schlängelt sie sich 4,6 Kilometer den Berg hoch. Platz hat nur ein Auto. Im Winter kommt man ohne Vierradantrieb oder Schneeketten selten vorwärts.
Über diese Strasse sollen die Kinder vom Haggen ab diesem Sommer jeden Tag ins Tal zur Schule gefahren werden. Denn die Schule auf dem Berg wird offiziell geschlossen. Grund: Ein einziges Kind fehlt für das Plan-Soll. Im kommenden Schuljahr werden nur noch zehn Kinder die Gesamtschule besuchen. Aber: Die kantonalen Vorgaben verlangen ein Minimum von elf.
Aufstand der Bergbauern
Die Bergbauern vom Haggen und vom äusseren Haggen lassen sich das nicht gefallen. «Das macht unsere Berggemeinschaft kaputt», sagt Wetterschmöcker «Muser» Martin Holdener (55). Der Landwirt ging selbst hier zur Schule und unterstützt seine jungen Nachbarn beim Kampf gegen die Schulschliessung.
«Die Schule ist neben der Kapelle der wichtigste Treffpunkt im Dorf. Ohne eigene Schule verliert der Weiler an Attraktivität, und die Abwanderung beginnt», sagt der Wetterprophet. «Die Höfe sind auf eine grosse Fläche verstreut. Die Familien brauchen den sozialen Schnittpunkt. Sonst verlieren sie den Kontakt untereinander.»
Auch die betroffenen Eltern Paul (50) und Vreni Holdener (47) wehren sich: «Der Schulweg ist wichtig für die Kinder. Sie sehen manchmal ein Reh. Was ist, wenn ein Kind zu spät an den Treffpunkt vom Schulbus kommen? Dann ist er weg. Die Strasse ist zudem heikel im Winter. Und da soll der Bus viermal am Tag fahren? Das ist gefährlich.»
Lehrer wurde schon gekündigt
Der Lehrer der Gesamtschule hat zwar bereits die Kündigung erhalten. Doch die Bergbauern geben sich nicht geschlagen. Sie laden Kinder aus dem Tal ein, die Schule Haggen zu besuchen. Als Tagesschule mit betreutem Mittagstisch. Und: Sie stellen beim Gemeinderat ein zweites Wiedererwägungsgesuch, um die Schliessung rückgängig zu machen.
Wetterschmöcker Martin Holdener über das Angebot: «Wir nehmen mindestens vier Kinder aus dem Dorf in unserer Schule auf. Sie erleben hier die heile Bergwelt und den Unterricht einer kleinen, aber feinen Gesamtschule. Am Mittag können sie bei einer Bauernfamilie unweit der Schule essen. Am Abend fahren sie wieder mit dem Bus ins Tal.»
Auch der ehemalige Haggener Lehrer Karl Gisler (68) unterstützt die Haggener. Er sagt: «Das Konzept der Gesamtschule ist wieder sehr modern. Es wäre sehr schade, wenn diese Schule schliessen muss.»
Von der Gemeinde ist nicht viel zu erwarten
Markus Furrer, Ressortvorsteher Bildung im Gemeinderat, erklärt den Entscheid der Behörden: «Die Schliessung einer Schule ist nie etwas Schönes. Aber wir müssen die Tatsachen im Auge behalten. Im kommenden Schuljahr hat es noch zehn Schüler. 2020/21 sind es noch neun, und das Jahr drauf nur noch acht. Es gibt keine Anzeichen für eine Trendwende.
Furrer macht keine Hoffnung: «Für so wenige Kinder können wir nicht ein ganzes Schulhaus aufrechterhalten. An der Schulschliessung wurde darum vom Gemeinderat auch nach dem ersten Wiedererwägungsgesuch festgehalten.»
Schulen stellen sich häufig auf den Standpunkt, dass die Eltern für den Schulweg ihres Kindes zuständig seien. «Das stimmt aber nicht immer», sagt Schulweg-Experte Pascal Regli vom Fachverband Fussverkehr Schweiz. «Dieser Grundsatz bezieht sich einzig und alleine auf zumutbare Schulwege.»
Ob ein Schulweg zumutbar ist, hängt von mehreren Kriterien ab: Das Alter des Kindes, die Art des Schulweges (Topografie, Beleuchtung usw.) und Gefahrenfaktoren wie Verkehr oder gefährliche Kreuzungen spielen eine Rolle. «Jeder Fall ist für sich einzigartig. Es gibt deshalb keine allgemeine Praxis», so Regli.
Das gilt auch für zurückzulegende Distanzen. 1,5 Kilometer und 30 Minuten Laufzeit gelten in der Regel als zumutbar – wenn daheim eine halbstündige Mittagszeit eingelegt werden kann.
Wird der Schulweg als unzumutbar eingestuft, ist in der Regel die Schule für den Transport (mit)verantwortlich.
Schulen stellen sich häufig auf den Standpunkt, dass die Eltern für den Schulweg ihres Kindes zuständig seien. «Das stimmt aber nicht immer», sagt Schulweg-Experte Pascal Regli vom Fachverband Fussverkehr Schweiz. «Dieser Grundsatz bezieht sich einzig und alleine auf zumutbare Schulwege.»
Ob ein Schulweg zumutbar ist, hängt von mehreren Kriterien ab: Das Alter des Kindes, die Art des Schulweges (Topografie, Beleuchtung usw.) und Gefahrenfaktoren wie Verkehr oder gefährliche Kreuzungen spielen eine Rolle. «Jeder Fall ist für sich einzigartig. Es gibt deshalb keine allgemeine Praxis», so Regli.
Das gilt auch für zurückzulegende Distanzen. 1,5 Kilometer und 30 Minuten Laufzeit gelten in der Regel als zumutbar – wenn daheim eine halbstündige Mittagszeit eingelegt werden kann.
Wird der Schulweg als unzumutbar eingestuft, ist in der Regel die Schule für den Transport (mit)verantwortlich.