Das Schiessen verlange den Schützinnen und Schützen Präzision und Disziplin ab, beides Werte, welche die Schweiz auszeichneten, sagte Maurer während des Festakts auf dem Martiniplatz am Sonntag.
Der Verteidigungsminister ergriff die Gelegenheit, erneut zu betonen, dass man die Sicherheit nicht aufs Spiel setzen dürfe. Die Armee müsse mit den dafür notwendigen Mitteln ausgestattet werden, forderte er.
Der Präsident der Walliser Kantonsregierung, Jacques Melly, wiederum sagte, der Augenblick, in dem einem Schweizer die Waffe übergeben werde, sei ein starker und symbolhafter. Er stehe für Reife und Verantwortung.
CVP-Präsident Christophe Darbellay, der zugleich Präsident des Organisationskomitees (OK) ist, sagte in seiner Rede, das Schiessen sei die historische Leidenschaft der Schweiz. «Schiessen ist Teil der helvetischen DNA», sagte der nach eigenen Angaben leidenschaftliche Jäger.
«Die Schützen legen sich vor ihren Zielscheiben hin. Sie legen sich hin, damit die Schweiz aufrecht stehen kann.» Darbellay rief zugleich die versammelten Schützinnen und Schützen dazu auf, dafür zu kämpfen, dass das Schützenfest bestehen bleibe.
Am Festakt fand auch die Fahnenübergabe statt. Die Organisatoren des Eidg. Schützenfestes vor fünf Jahren in Aarau übergaben die Fahne des Schweizerischen Schiesssportverbandes SSV an das Walliser OK. Zugleich wurde in Visp die neue SSV-Fahne geweiht.
Nach dem Festakt zogen rund 3200 Schützen in 60 Formationen durch die Innenstadt. Angeführt wurde der Umzug von den «Tschäggättä» aus dem Lötschental. Gekleidet in warme Felle und maskiert mit schweren Holzmasken liessen sie es sich trotz Sonnenschein und Hitze nicht nehmen, einige der zahlreich erschienenen Zuschauer zu erschrecken.
Rund 30 Kantonsverbände sandten Vertreter zum Umzug nach Visp, darunter auch der Kanton Uri, in dessen Formation Willhelm Tell und sein Sohn Walter mit dem Apfel nicht fehlen durften.
Beim Umzug dabei waren auch Bundesrat Maurer und Regierungspräsident Melly. Sie wurden in einem Rolls-Royce-Cabrio durch die Stadt chauffiert, Darbellay und sein OK folgten in amerikanischen Oldtimer-Limousinen.
Über zwei Stunden dauerte das bunte Spektakel aus Uniformen, Fahnen und Fanfaren, aus Pferden und Pfeiffern, Trommlern und Tambouren. Immer wieder waren donnernde Schüsse zu hören. Das zahlreich erschienene Publikum honorierte die Darbietungen mit donnerndem Applaus.
Das rauschende Fest am «offiziellen Tag» kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das alle fünf Jahre stattfindende Eidg. Schützenfest seit Jahren mit sinkenden Teilnehmerzahlen zu kämpfen hat. Während vor 20 Jahren in Thun noch 70'000 Schützen zusammenkamen, werden im Wallis in diesem Jahr mit 38'000 nur noch etwas mehr als die Hälfte erwartet.
Das OK im Wallis hatte auch Mühe, genügend Helferinnen und Helfer zu finden. Diejenigen, die sich meldeten, wurden häufiger eingesetzt als ursprünglich geplant.
Einige Lücken wurden durch Armeeangehörige geschlossen. Mit rund 6000 Diensttagen sei die Unterstützung der Armee die grösste, die sie je für einen zivilen Anlass erbracht habe, schrieb das Verteidigungsdepartement am Sonntag in einer Mitteilung. Weiter hätten die Walliser Zivilschutzorganisationen das Fest mit rund 600 Zivilschützern unterstützt.
Der Startschuss zum diesjährigen Eidg. Schützenfest in Visp und Raron fiel am 11. Juni mit dem Eröffnungsschiessen. Es endet am 12. Juli mit dem Schützenkönigausstich. Die Chance, dass es eine Schützenkönigin gekürt wird, liegt bei eins zu zehn, denn auf zehn Schützen kommt eine Schützin am Schützenfest.