Für die Fair-Food-Initiative und die Initiative für Ernährungssouveränität gibt es mehrheitlich Sympathien in allen politischen Lagern, wie die am Freitag veröffentlichte SRG-Umfrage zeigt. Dies deutet laut den Autoren darauf hin, dass sich die Stimmberechtigten noch nicht eingehend mit der Vorlage beschäftigt haben.
Bei der Fair-Food-Initiative würden heute 78 Prozent der Stimmberechtigten bestimmt oder eher ein Ja einlegen. 20 Prozent sind bestimmt oder eher dagegen. Zwei Prozent hatten noch keine Antwort. Insgesamt sind erst 51 Prozent der geäusserten Stimmabsichten dezidiert. Entsprechend wenig fortgeschritten sei die Meinungsbildung, folgern die Autoren vom Forschungsinstitut gfs.bern.
Am stärksten ist die Zustimmung bei Wählerinnen und Wählern der Grünen mit 99 Prozent gefolgt von jenen der SP mit 87 Prozent. Aber auch Anhänger der bürgerlichen Parteien CVP, FDP und SVP sprechen sich mit 68 Prozent für die Vorlage aus.
Ähnliches Bild bei Initiative für Ernährungssouveränität
Das Ziel der Initiative ist ein grösseres Angebot an Lebensmitteln, die umweltschonend, tierfreundlich und unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt werden. Der Bund soll solche Lebensmittel fördern und auch für Importprodukte Anforderungen festlegen.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Initiative für Ernährungssouveränität der Bauerngewerkschaft Uniterre. Diese stösst bei 75 Prozent der Befragten auf Zustimmung. 22 Prozent sind dagegen, drei Prozent machten keine Angaben. Die Sympathien bei den Parteiwählern sind ähnlich verteilt wie bei der Fair-Food-Initiative.
Laut den Autoren lässt sich generell sagen, dass die Stimmabsichten zu den beiden Vorlagen eindeutig korrelieren. Wer zu einer Initiative Ja sagt, tut das mit grosser Wahrscheinlichkeit auch bei der anderen.
Das ist insofern wenig überraschend, als dass beide Initiativen ähnliche Ziele verfolgen. Jene der Bauerngewerkschaft Uniterre geht etwas weiter: Importprodukte sollen die in der Schweiz geltenden sozialen und ökologischen Normen erfüllen müssen. Auf Produkten, welche den Standards nicht entsprechen, müsste der Bund Zölle erheben. Er könnte die Einfuhr auch verbieten.
Gegner fangen nächste Woche an
Die Gegner der beiden Initiativen lassen sich von der Umfrage nicht entmutigen. Für die Zürcher FDP-Nationalrätin Regine Sauter (52) liegt das grüne Glanzresultat mehrheitlich am Timing der Umfrage: «Fairerweise muss man festhalten, dass die Nein-Kampagne noch nicht begonnen hat. Darin werden wir auf die schädlichen Auswirkungen der Initiativen auf den Wirtschaftsstandort Schweiz aufmerksam machen.»
Nach dem Startschuss von nächster Woche würde die Zustimmung dann schon sinken. Dass die Umfrage aber auch zeigen könnte, dass die Bevölkerung eine Ernährungsumstellung will, sieht auch Sauter ein: «Es spricht ja auch nichts gegen fair produzierte und nachhaltige Lebensmittel. Aber die Herangehensweise beider Initiativen ist völlig falsch.» Sauter geht es vor allem um zwei Punkte: «Die Initiativen gefährden nicht nur unsere Wirtschaft, sondern sind auch völlig unnötig, da alle Voraussetzungen schon gegeben wären.»
Für die Velowege sieht es gut aus
Ein Ja-Trend zeigt sich auch beim Bundesbeschluss über die Velowege. 64 Prozent der Stimmberechtigten beabsichtigen dem Gegenvorschlag zur Velo-Initiative zuzustimmen. Dagegen sind 26 Prozent, und zehn Prozent machen keine Angaben.
Die Autoren werten die Ergebnisse als Beleg für die Akzeptanz, den Veloverkehr auf Bundesebene zu fördern. Kritisch zeigt sich einzig die SVP. Ihre Anhänger sprechen sich nur ganz knapp für die Vorlage aus (51 Prozent). Am deutlichsten fällt die Zustimmung wenig überraschend bei SP und Grünen aus.
Trotz der Opposition durch die SVP hat die Vorlage gute Chancen. Ohne neue Akzente der Gegner dürfte der Ja-Anteil eher noch steigen, heisst es im Bericht zur Umfrage. Wenig wahrscheinlich sei, dass die Debatte negativ umgedeutet werde und die Kosten in den Vordergrund träten.
Die SRG-SSR-Trendbefragung wurde vom Forschungsinstitut gfs.bern zwischen dem 30. Juli und dem 10. August bei 1200 repräsentativ ausgewählten Stimmberechtigten realisiert. Für alle Angaben gilt bei einer 95-prozentigen Wahrscheinlichkeit ein Unsicherheitsbereich von plus/minus 2,9 Prozentpunkten. (SDA)
Die Schweiz stimmt wieder ab: Erklärungen zu allen Initiativen, aktuelle News und prominente Stimmen zum Thema finden Sie hier.
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