Ehepaar in Sarmenstorf ermordet
Was geschah in der Jugend von Andreas S.?

Die Hintergründe des Familiendramas von Sarmenstorf AG sind erschütternd. Der Täter scheint sich an seinem Vater für Missbrauch in der Jugend gerächt zu haben.
Publiziert: 10.07.2015 um 17:07 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 13:35 Uhr
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Andreas S. soll seine Eltern getötet haben.

Die Geschichte der Familie S. ist bedrückend. Einer der Söhne stirbt vor Jahren bei einem tragischen Verkehrsunfall im Nachbardorf. Am Mittwochabend werden die Eltern Annemarie (†60) und Ernst (†64) tot in der Küche des Hauses am Schulweg 1 aufgefunden. Unter dringendem Tatverdacht steht der älteste Sohn Andreas (32). Die Beziehung zwischen ihm und den Eltern sei seit Jahren schwer angespannt gewesen.

Der Bruder des mutmasslichen Täters, Simon S., findet die ermordeten Eltern in der Küche des Hauses. «Mir kam sofort mein Bruder in den Sinn. Dass er ausgetickt ist. Oder die Tat vielleicht länger geplant hatte», sagt er heute im «Blick».

Vater soll Söhne misshandelt haben

Gründe dafür könnte es genügend gegeben haben. Der Vater galt als Alkoholiker und Choleriker, schreibt die «Aargauer Zeitung». Früher soll er seine Söhne körperlich misshandelt haben. Mehrmals hätten sich Behörden und die Polizei wegen des Verhaltens des Vaters mit der Familie auseinandergesetzt.

Gegenüber Freunden soll Andreas auch erzählt haben, dass die Eltern ihm in dessen Jugend Dreck und andere Substanzen ins Essen gemischt hatten. Er sei davon überzeugt, sie hätten ihn vergiften wollen.

Andreas S. meldete sich bei der Polizei

Vor ein paar Wochen dann eine Art Hilferuf: Wie die Zeitung schreibt, habe Andreas S. gegenüber Vertrauten in verwirrtem und aufgebrachten Zustand erklärt: «Jetzt muss etwas gehen, ich habe meine Eltern bei der Polizei angezeigt, sie sollen endlich für ihr damaliges Verhalten zur Rechenschaft gezogen werden.»

Die Kantonspolizei Aargau bestätigt, dass sich der mutmassliche Täter vor Wochen bei ihnen gemeldet hat. «Seine Aussagen waren teilweise wirr und konnten nicht richtig eingeordnet werden», sagt Sprecher Bernhard Graser. Leider könne man nie voraussehen, aus welcher Meldung es später ein Tötungsdelikt geben könne.

Tatverdächtiger war schon im Gefängnis

Andreas S. war in der Vergangenheit bereits einmal im Gefängnis, weil er Rechnungen nicht bezahlt hatte. «Wegen einer Schlägerei stand er auch schon vor Gericht», ergänzt Bruder Simon.

Vertraute, die Andreas in der jüngeren Vergangenheit erlebten, bezeichneten ihn als sehr friedlichen und lieben Menschen. «Aber er neigt, wie schon sein Vater, zu Wutausbrüchen und kann in solchen Momenten die Kontrolle über sich verlieren», sagt einer.

Nun sitzt Andreas zusammen mit seiner 29-jährigen Ehefrau Marina in Haft. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen sie wegen fahrlässiger Tötung und hat Untersuchungshaft beantragt. (cat)

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