Schweizer Forschende haben gängige Theorien zur Entstehung von kooperativem Verhalten in der menschlichen Evolution infrage gestellt. In einer neuen Studie zeigen sie, dass es eine Mischung aus Zusammenhalt innerhalb einer Gruppe und Konkurrenz zwischen verschiedenen Gruppen ist, die die Zusammenarbeit stärkt.
Die beiden vorherrschenden Erklärungsansätze – repetitive Interaktionen einerseits und Gruppenwettbewerb andererseits – würden somit eher zusammen als einzeln wirken, teilte die Universität Zürich (UZH) am Freitag mit.
Tests mit Ureinwohnern aus Papua-Neuguinea
Wie sich kooperative Verhaltensweisen in der menschlichen Evolution durchsetzen konnten, ist laut der UZH eines der grossen ungelösten Rätsel der menschlichen Evolution. Was hat dazu geführt, dass in einer Welt, wo sich die materiell erfolgreichen Individuen vermehren und die anderen langsam aussterben, eine Verhaltensweise durchsetzt, die den Nutzen der Gemeinschaft höher gewichtet als den Nutzen des Individuums?
Um dies herauszufinden, liessen Verhaltensökonomen der Universitäten Zürich, Lausanne und Konstanz (D) jeweils zwei Ureinwohner in Papua-Neuguinea in einer Art Vertrauensspiel untereinander Geld tauschen. Das Fazit dieses Experiments: Wenn sie mit einem anonymen Mitglied des eigenen Stammes gepaart waren, tauschten die Teilnehmenden sehr hohe Beträge. In Paarungen mit Mitgliedern von anderen Stämmen wurde dagegen nur sehr wenig transferiert.
Egoismus stirbt eher aus
«Sich wiederholende Interaktionen kreieren innerhalb der Gruppe einen Anreiz für Kooperation. Dies ist jedoch ein fragiler Zustand. Der Wettbewerb zwischen Gruppen wirkt sich dagegen stabilisierend auf diesen fragilen Zustand aus», erklärte Charles Efferson von der Universität Lausanne.
Der Erklärungsansatz für die Entstehung kooperativen Verhaltens über sich wiederholenden Interaktionen basiert auf der Idee, dass Menschen zusammenarbeiten, weil sie erwarten, auch später wieder auf die gleichen Menschen zu treffen. Würden sie sich asozial verhalten, würden sie in Zukunft dafür bestraft.
Die Hauptidee des zweiten Erklärungsansatzes besagt, dass Gruppen mit vielen egoistischen Mitgliedern eher aussterben, da es ihnen insgesamt schlechter geht. Wenn der Effekt der Gruppenselektion stark genug war, haben sich die Populationen laut dieser Theorie so entwickelt, dass die Menschen mit den Mitgliedern der Gruppe kooperativ und mit den Mitgliedern der Aussengruppe egoistisch waren.
Die im Fachblatt «Nature» vorgestellte Theorie besagt nun, dass diese beiden Erklärungsansätze zusammen funktionieren. (SDA)
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