Das Publikum ist mucksmäuschenstill. Auf dem Sofa sitzen Ramona und Patrick. Sie erzählen die Geschichte ihres Sohnes Levi, der im Alter von sieben Jahren den Kampf gegen einen Knochentumor verloren hat.
Was antwortet man Eltern, denen das denkbar Schlimmste widerfahren ist? Den meisten von uns würden wohl, sässen wir dem Paar gegenüber, die Worte fehlen.
Nicht so Röbi Koller. Der Talkmaster hört aufmerksam zu und leitet die Situation mit ruhiger Art in ein Gespräch über. Er führt seine beiden Gäste durch die Sendung bis hin zur Überraschung für den Vater: eine Legoinstallation im Andenken an Levi. Trotz tieftraurigem Anlass wirkt die Situation angenehm gelöst, zeitweise sogar heiter.
Die Szene stammt aus einer Folge von «Happy Day» vom Februar. Die Show ist ein Strassenfeger, praktisch das einzig verbleibende klassische SRF-Samstagabendformat. Hier werden Menschen zumindest für eine Weile glücklich gemacht, mit denen es das Leben nicht so gut meint. Vielleicht ist dies das Erfolgsrezept – und wer schaut schon nicht gerne anderen Leuten in die Stube!
Ein weiterer Grund für die Beliebtheit von «Happy Day» heisst – Röbi Koller. Der Gastgeber ist einer der letzten echten Stars am Leutschenbach. Wenn er bei Betroffenen an der Tür klingelt und «Weisch, wer ich bin? Ich bi de Röbi» sagt, stehen die Zeichen auf Heilung.
Koller ist eine Art Schutzpatron einer Schweiz, die die Mehrheit im Land stellt und doch nicht so sichtbar ist, weil dort kein roter Teppich ausgerollt, kein Galadinner abgehalten und kein wohlfeiler Moralismus gefeiert wird. Es ist eine Schweiz des Mittelstands, der arbeitet, um zu leben, und nicht umgekehrt.
Fast ist man versucht, Röbi Koller den Seelsorger der Nation zu nennen, im Wissen natürlich, dass Koller nicht wirklich Seelsorger ist, sondern ein Showmaster, ohne Rehaugen zwar, dafür mit charakteristischen Tränensäcken, die wie ein Gegenzeichen zum Botox-Lifestyle der Bling-Bling-Prominenz wirken.
Koller ist der fleischgewordene Service public. Wenn die SRG-Strategen klug sind, werden sie alles tun, um ihn als eines ihrer Gesichter zu behalten.