«Es ist unsere Aufgabe, die Impfkampagne zu unterstützen»
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Präsident von EconomieSuisse:«Es ist unsere Aufgabe, die Impfkampagne zu unterstützen»

Economiesuisse-Präsident kritisiert Impfstrategie
«Bund nimmt zu stark Rücksicht auf Bedenken wegen der Menschenrechte»

Impfen sei der Königsweg, sagt Economiesuisse-Präsident Christoph Mäder. Er tadelt die lasche Überzeugungsarbeit des Bundes – und denkt über eine eigene Kampagne nach.
Publiziert: 08.08.2021 um 14:56 Uhr
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Aktualisiert: 08.08.2021 um 15:51 Uhr
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Im Interview mit SonntagsBlick wählt Economiesuisse-Präsident Christoph Mäder klare Worte.
Foto: Philippe Rossier
Interview: Danny Schlumpf

Herr Mäder, wie hat sich die Schweizer Wirtschaft in der Pandemie geschlagen?
Christoph Mäder: Ausserordentlich gut. Die Schweizer Unternehmen haben starke Bilanzen und waren deshalb besser auf eine solche Krise vorbereitet als Firmen in vielen anderen Ländern. Und sie haben nicht lange lamentiert, sondern Lösungen gefunden, die auch sozial waren. Natürlich wäre das ohne die enorme staatliche Hilfe nicht gelungen.

Die Pandemie ist noch nicht vorbei. Der Bundesrat will derzeit keine weiteren Öffnungen. Sind Sie mit dem Entscheid einverstanden?
Die Öffnungen müssen sich an der Risikolage orientieren. Die Zahl der Hospitalisierungen ist sehr tief, weshalb jetzt weitere Öffnungen möglich wären. Ich kenne die Entscheidungsbasis des Bundesrats nicht, aber Stand heute müssten weitere Öffnungen kommen. Ein Stopp bis auf weiteres wäre der falsche Weg.

Genau das droht aber, wenn sich nicht mehr Schweizer impfen.
Die Impfquote ist in der Tat zu tief. Neue Varianten und der nahende Herbst befördern die Verbreitung des Virus zusätzlich. Besonders gefährlich sind Infektionen, die aus den Schulen in die Familien getragen werden. Sie müssen mit intensiven Schultestungen verhindert werden.

In anderen Ländern ist der Druck auf Ungeimpfte viel stärker. Muss die Schweiz die Schraube ebenfalls anziehen?
Wir müssen auf jeden Fall mehr Überzeugungsarbeit leisten. Ich verstehe nicht, wie es zu einer solchen Generaldiskussion über die Sinnhaftigkeit des Impfens kommen konnte. Die Impffrage ist zu einer Art Glaubenskrieg geworden. Dem müssen wir entgegenwirken und klar sagen: Impfen ist der Königsweg aus der Pandemie. An ihm führt nichts vorbei.

Wer soll diese Überzeugungsarbeit leisten?
Zuvorderst der Bund, die Kantone und die Arbeitgeber. Aber der Bund nimmt noch zu stark Rücksicht auf Bedenken wegen der individuellen Freiheit und der Menschenrechte. Auch ich halte diese Werte hoch. Doch in einer solchen Krise muss klar sein, dass Impfen die einzig richtige Reaktion ist. Das muss der Bund mit der nötigen Kraft propagieren und die Vorteile des Impfens noch intensiver herausstreichen.

Sie sind doch die Profis! Warum lanciert Economiesuisse nicht eine grosse Kampagne?
Wir haben von allen Wirtschaftsakteuren das Testen und Impfen am stärksten propagiert. Und wir haben das immer wieder auch den Behörden vorgeschlagen. Aber ja, man kann immer mehr machen. Wir denken über diesen Hinweis nach. Das Thema ist definitiv auf dem Tisch.

Pfarrersohn und Jurist

Der Pfarrerssohn Christoph Mäder (62) schloss 1986 sein Studium der Rechte an der Uni Basel ab. In den 90er-Jahren arbeitete er bei Novartis; 2000–2018 war er in verschiedenen Funktionen beim Agrar-Chemie-Konzern Syngenta tätig, zuletzt als Chefjurist. Daneben sammelte er Erfahrungen in der Verbandsarbeit: Bis 2014 amtete Mäder als Präsident von Scienceindustries, dem Verband der Schweizer Chemie-, Pharma- und Biotechbranche.

Seit 2008 ist er zudem beim Wirtschaftsdachverband Economiesuisse tätig, 2011 bis 2017 als Vizepräsident. Im Oktober 2020 hat er das Präsidium übernommen. Mäder ist Mitglied mehrerer Verwaltungsräte, unter anderem bei Ems-Chemie und Lonza, wo er als Vizepräsident amtiert. Er ist geschieden und Vater von zwei erwachsenen Kindern.

Der Pfarrerssohn Christoph Mäder (62) schloss 1986 sein Studium der Rechte an der Uni Basel ab. In den 90er-Jahren arbeitete er bei Novartis; 2000–2018 war er in verschiedenen Funktionen beim Agrar-Chemie-Konzern Syngenta tätig, zuletzt als Chefjurist. Daneben sammelte er Erfahrungen in der Verbandsarbeit: Bis 2014 amtete Mäder als Präsident von Scienceindustries, dem Verband der Schweizer Chemie-, Pharma- und Biotechbranche.

Seit 2008 ist er zudem beim Wirtschaftsdachverband Economiesuisse tätig, 2011 bis 2017 als Vizepräsident. Im Oktober 2020 hat er das Präsidium übernommen. Mäder ist Mitglied mehrerer Verwaltungsräte, unter anderem bei Ems-Chemie und Lonza, wo er als Vizepräsident amtiert. Er ist geschieden und Vater von zwei erwachsenen Kindern.

Ein starker Hebel ist der Arbeitsplatz. Das zeigt sich in den USA, wo immer mehr Firmen die Impfung vorschreiben. Ein Vorbild für die Schweiz?
Es gibt Arbeitsverhältnisse, wo man das sehr genau anschauen sollte und wohl auch bejahen kann. Gerade in den Spitälern sowie den Alters- und Pflegeheimen ist das zu prüfen. Bei den Firmen ist es eine Kombination von Massnahmen, die zum Ziel führt. Da gehört auch das regelmässige Testen dazu.

Können Firmen auch als Motivatoren eine Rolle spielen? Gerade auf dem Land, wo die Patrons nahe bei den Angestellten sind. Das wäre wohl wirkungsvoller als Bratwürste zu verschenken …
Ich bin auch kein Freund von solchen Bratwurst-Aktionen. Die Firmenchefs haben einen grossen Einfluss. Und sie nehmen diese Möglichkeit auch wahr. Da kenne ich viele Beispiele.

Brauchts einen grossflächigeren Einsatz des Covid-Zertifikats?
Wir müssen über solche Zugangsbeschränkungen reden, besonders für Veranstaltungen, Restaurants und Fitnesscenter. Was hingegen nicht geht, ist eine Art indirekter Impfzwang beim Zugang zu staatlichen Grundleistungen.

Tests sind nach wie vor für alle gratis. Ist das noch vertretbar?
Alle können sich unentgeltlich impfen lassen, deshalb muss das kostenlose Selbsttesten ein Ende haben.

Der Staat ist in dieser Pandemie grundsätzlich sehr grosszügig. Davon profitieren die Unternehmen. Ausgerechnet jetzt fordern sie die Abschaffung der Stempelsteuer. Warum unterstützen Sie dieses Ansinnen?
Das Anliegen ist viel älter als die Krise. Wir unterstützen es, weil diese Steuer dazu führt, dass Kapitalmarkttransaktionen ins Ausland verlegt werden. Wir müssen dieses Geschäft zurückholen. Hinzu kommt, dass diese Steuer letztlich diejenigen bestraft, die investieren und so Arbeitsplätze schaffen.

Investoren haben Geld. Jetzt fordern die Jungsozialisten eine private Vermögensobergrenze von 100 Millionen Franken, um den sozialen Frieden zu stärken.
Ich bezweifle, dass diese Massnahme den sozialen Frieden stärken würde. Es ist eine klassische sozialistische Umverteilungsforderung. Die Ungleichheit in der Schweiz ist im internationalen Vergleich alles andere als alarmierend. Und wir haben ein sehr progressives Steuersystem. Die höheren Einkommen leisten einen überproportionalen Anteil am Steueraufkommen. Das zu beschneiden wäre keine besonders clevere Idee. Es würde sehr schnell zum Abzug von Kapital aus unserem Land führen.

Die Juso wollen mit den so gewonnenen Geldern den Klimawandel bekämpfen. Was schlägt Economiesuisse vor: Wie soll die Schweiz nach dem Nein zum CO₂-Gesetz weitermachen?

Wir stehen unverändert hinter dem Netto-null-Ziel bis 2050. Deshalb haben wir das CO₂-Gesetz auch unterstützt. Wichtig ist jetzt, dass die Unternehmen ihre wichtige Rolle bei der Emissionsreduktion weiter wahrnehmen können, ohne die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren. Deshalb müssen die Reduktionen effizient sein. Es darf daraus nicht einfach eine Geldumverteilung werden.

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