«Du huere Tubel!»
Feuerwehrmänner retten das Leben eines Autofahrers in Frauenfeld – und werden dafür beschimpft

Bei seiner Arbeit als Feuerwehrmann bekommt es Pascal Haller (40) immer wieder mit Anfeindungen zu tun. So auch letzten Montag nach einem Frontal-Crash bei Frauenfeld TG.
Publiziert: 24.06.2021 um 18:48 Uhr
|
Aktualisiert: 24.06.2021 um 19:44 Uhr
1/7
Pascal Haller (40) arbeitet seit sechs Jahren in der Verkehrsabteilung der freiwilligen Feuerwehr. Er berichtet von Anfeindungen an Unfallstellen.
Foto: zVg
Janina Bauer

Als die Feuerwehr am letzten Montag in Frauenfeld TG ausrückte, ging es um Leben und Tod: Nach einem Frontal-Crash war ein 21-jähriger Fahrer schwer verletzt in seinem Auto eingeklemmt. Die Strassenrettung der Feuerwehr Frauenfeld kämpfte um das Leben des jungen Mannes – jede Sekunde zählte.

Pascal Haller (40) war auch vor Ort. Als Mitglied der Verkehrsabteilung der freiwilligen Feuerwehr Matzingen-Stettfurt TG sperrt er das Gebiet um die Unfallstelle ab, sorgt für eine schnelle Umleitung des Verkehrs und hält den Rettungskräften den Rücken frei.

Trotz der prekären Unfallsituation hatte er es aber vor allem mit viel Unverständnis der Autofahrer zu tun. Er diskutiert, bekommt Stinkefinger entgegengestreckt und «Du huere Tubel» an den Kopf geworfen. Und das, obwohl er dazu beiträgt, dass ein junger Mann weiterleben kann. Freiwillig.

«Du huere Tubel!»

Auf Facebook macht Haller seinem Ärger über das Verhalten der Schweizer Autofahrer Luft. Unter einem Post von «FM1Today» schreibt er: «Die Umleitung beansprucht nur zwei Minuten, und im Auto kämpft einer um sein Leben. Hoffentlich brauchen alle, die uns heute beschimpft und beleidigt haben, nie Hilfe!»

Der Feuerwehrmann erzählt Blick, dass es bei jedem Einsatz zu Anfeindungen komme. Er beobachtet: «Die Leute scheint es extrem aus dem Konzept zu bringen, wenn sie nicht die gewohnte Strecke, oder so wie auf dem Navi angegeben, fahren können.» Dabei gebe es immer wieder Leute, die unter der Gürtellinie reagieren.

Das macht den Feuerwehrmann sehr wütend: «Was denken sich denn die Menschen? Wir sperren die Strasse sicher nicht zum Plausch ab!» Doch wie in der Grundausbildung gelernt, bleibt er ruhig, freundlich und deeskalierend. Besonders schwierig werde es, wenn Autofahrer die Diskussion suchen und stehen bleiben. Dann entstehe oftmals ein Rückstau vor der Unfallstelle.

Feuerwehrmann ist wütend

In sechs Jahren bei der freiwilligen Feuerwehr hat Heller einiges erlebt. Doch ein Vorfall hat ihn besonders geprägt: «Ein Fahrer fuhr auf eine Unfallstelle zu, ignorierte aber die Umleitungsschilder. Ich trat einen Schritt auf die Strasse und gab ihm entsprechende Zeichen. Da trat er einfach voll aufs Gas und heizte so nah an mir vorbei, dass er mich mit dem Seitenspiegel streifte!» Seitdem achtet Haller auch verstärkt auf seine eigene Sicherheit.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?