Während der Corona-Pandemie sieht sich das Gesundheitspersonal vermehrt Übergriffen ausgesetzt. Das zeigt eine Umfrage, die SonntagsBlick diese Woche bei verschiedenen Spitälern im Land durchführte. Vor allem in der Westschweiz scheint das Problem zuzunehmen. So teilt etwa das Universitätsspital Genf mit, man habe im Vergleich zum Vorjahr eine Verdoppelung körperlicher Übergriffe festgestellt. Zwischen Februar und Juli dieses Jahres seien 159 Vorfälle gemeldet worden, im Vorjahr wurden im gleichen Zeitraum 86 Vorfälle registriert.
Das Unispital Genf spricht von einer «besorgniserregenden Lage» und verstärkte sein Sicherheitsdispositiv. Zudem habe man einen psychologischen Dienst für das Pflegepersonal eingerichtet, den Betroffene in Anspruch nehmen können. Die Übergriffe reichten von Drohungen über leichtes Stossen bis hin zu gröberen tätlichen Angriffen.
Verbale und tätliche Angriffe
Die grossen Spitäler in der Deutschschweiz stellen zwar keine Zunahme fest, die Zahlen verharren allerdings auf hohem Niveau. Rund 900-mal jährlich müsse der Sicherheitsdienst zu Hilfe gezogen werden, schreibt etwa das Unispital Zürich. Für sensible Bereiche habe man daher zusätzliche Sicherheitsmassnahmen eingeführt.
Problematisch gestaltet sich die Situation auch in den regionalen Spitälern. SonntagsBlick liegen Aussagen zweier Angestellter aus Regionalspitälern in der Deutschschweiz vor. Beide bitten darum, den Namen der Spitäler nicht in der Zeitung zu drucken. «Wir werden vermehrt angegangen, sei dies verbal oder auch tätlich», berichtet einer der Angestellten. «Während der Corona-Pandemie hat das Problem nach meinem Gefühl noch einmal zugenommen. Wir stehen alle unter Stress, auch die Patienten merken das.»
Höchste Vorsicht bei Alkohol- und Drogenpatienten
Vor allem Angehörige, die das Gefühl hätten, dass Patienten zu wenig schnell behandelt würden, würden vermehrt ausfällig, meist bleibe es aber bei Drohungen. Immer wieder aber habe der Sicherheitsdienst einschreiten müssen. Einer der Angestellten berichtet, er sei bedroht und auch körperlich angegangen worden. «Ein Patient spuckte mir ins Gesicht, weil ich seiner Meinung nach zu lange gebraucht hätte, um Medikamente zu holen.» In der Notfallstation sei das Problem noch grösser. Würden Patienten eingeliefert, die unter massivem Alkohol- oder Drogeneinfluss stünden, sei allerhöchste Vorsicht geboten.
Zwar bestätigen alle Spitäler auf Anfrage, dass man das Angebot an Sicherheitspersonal verstärkt habe. Wie viel Personal zusätzlich gebraucht werde, sei jedoch nicht öffentlich. Die Securitas schreibt, die Dienstleistungen würden sich «entsprechend allgemein wachsender Sicherheitsbedürfnisse», entwickeln. «Wir äussern uns aber zu Auftragszahlen oder sicherheitsrelevanten Entwicklungen bei unseren Kunden nicht öffentlich.»
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