Dreiste Autofahrer versperren bei Unfällen die Strasse – Helfer schlagen Alarm
Macht die Rettungsgasse frei!

Sie kämpfen sich mit Blaulicht durch dichten Verkehr – und werden immer wieder ausgebremst. Jetzt werden die Helfer aktiv und starten eine Kampagne für die Rettungsgasse.
Publiziert: 08.10.2017 um 23:37 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 19:15 Uhr
«Macht die Rettungsgasse frei!»
2:11
Sanitäter mahnen:«Macht die Rettungsgasse frei!»
Marlene Kovacs und Michael Sahli

Autos knallen zusammen. Es gibt Verletzte. Die Rettungssanitäter machen sich auf den Weg zum Unfall. Doch plötzlich gibt es kein Durchkommen mehr. Jede Minute zählt. Der Rettungswagen steckt fest. Mitten auf der Autobahn. Der Grund: Autofahrer bilden keine Rettungsgasse. Leider stossen die Einsatzkräfte in der Schweiz immer wieder auf solche Szenarien. 

Wenige Autofahrer bilden Rettungsgasse

Jan Tisato (35) ist seit 2011 diplomierter Rettungssanitäter und arbeitet seit zwei Jahren für den Ambulanzdienst VGS Medicals Schweiz AG in Rheineck SG. Er kennt das Problem gut: «Wir fahren mehrmals im Monat zu Einsätzen auf der Autobahn. In drei Vierteln der Fälle klappt es mit der Rettungsgasse nicht. Das ist sehr schade. Denn wir wollen doch so schnell wie möglich an der Unfallstelle sein, um helfen zu können. Oft geht es um Leben und Tod.»

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Der diplomierte Rettungssanitäter Jan Tisato (35) kennt das Problem.
Foto: Marcel Sauder

Der Rettungssanitäter erinnert sich an irre Situationen. «Wir waren im Einsatz zu einem Unfall. Weil die Autos aber nicht zur Seite fuhren, musste ich aussteigen und an Autofenster klopfen. Da ärgert man sich schon!»

Warum die Schweizer oft nicht gleich eine Rettungsgasse für die Rettungsorganisationen bilden, führt er auf Unwissenheit zurück. «Ich habe das Gefühl, dass viele Autofahrer nicht genau wissen, was sie tun sollen. In anderen Ländern wie beispielsweise Österreich klappt es besser. Dort wird man sogar gebüsst, wenn man keine Rettungsgasse bildet.»

Rettungsgasse nicht gleich wieder schliessen

In der Schweiz gebe es derzeit noch keine richtige Gesetzesgrundlage (s. Box). Deshalb erklärt der zweifache Vater: «Sobald die Autofahrer, die im Stau stehen im Radio erfahren, dass es sich um einen Unfall handelt, sollten sie eine Rettungsgasse bilden.» Eigentlich ist alles ganz einfach. Die Fahrzeuge links sollen sich ganz links einordnen. Die Fahrzeuge in der Mitte und rechts ganz rechts. Tisato ergänzt: «Der Pannenstreifen muss frei bleiben. Wichtig ist auch, dass die Rettungsgasse nicht gleich wieder geschlossen wird. Denn oft müssen auch noch weitere Fahrzeuge durch wie beispielsweise der Abschleppdienst.»

Der Verein Helfen helfen hat deshalb zusammen mit der Kantonspolizei Bern, der Feuerwehr Biel und Astra Schweiz eine Kampagne lanciert. Tisato ist der Mediensprecher des Projekts. Er appelliert an die Autofahrer: «Bitte macht die Rettungsgasse frei. Ihr könntet selbst in einen Unfall verwickelt sein. Jeder ist froh, wenn die Hilfe schnell vor Ort ist.» Er weiss: «Je schneller die Rettungsgasse gebildet wird, desto schneller löst sich der Stau auch wieder auf.» 

Das Problem Rettungsgasse

Die Schweizer sind keine Rettungsgassen-Musterschüler. Unsere Einsatzkräfte ärgern sich «täglich» über zu langsam gebildete oder «nicht vorhandene» Rettungsgassen, heisst es in einer Mitteilung des Vereins Helfen helfen. Die Retter wollen damit Autofahrer sensibilisieren - und lancieren heute darum eine schweizweite Kampagne.

Sie sind auf gesunden Menschenverstand angewiesen. Die gesetzlichen Grundlagen sind in der Schweiz weniger streng als anderswo. Im Strassenverkehrsgesetz heisst es zwar, dass man die Strasse den Feuerwehr-, Sanitäts-, Polizei- und Zollfahrzeugen beim Wahrnehmen der besonderen Warnsignale die Strasse sofort freizugeben hat. Eine Rettungsgasse ist aber nicht explizit erwähnt. Gebüsst werden nur die ganz Dreisten: Immer wieder hängen sich Autofahrer an Ambulanzen - und donnern mit ihnen durch die Rettungsgasse.

Informationen zum korrekten Bilden einer Rettungsgasse finden sich unter: www.rettungs-gasse.ch

 

Die Schweizer sind keine Rettungsgassen-Musterschüler. Unsere Einsatzkräfte ärgern sich «täglich» über zu langsam gebildete oder «nicht vorhandene» Rettungsgassen, heisst es in einer Mitteilung des Vereins Helfen helfen. Die Retter wollen damit Autofahrer sensibilisieren - und lancieren heute darum eine schweizweite Kampagne.

Sie sind auf gesunden Menschenverstand angewiesen. Die gesetzlichen Grundlagen sind in der Schweiz weniger streng als anderswo. Im Strassenverkehrsgesetz heisst es zwar, dass man die Strasse den Feuerwehr-, Sanitäts-, Polizei- und Zollfahrzeugen beim Wahrnehmen der besonderen Warnsignale die Strasse sofort freizugeben hat. Eine Rettungsgasse ist aber nicht explizit erwähnt. Gebüsst werden nur die ganz Dreisten: Immer wieder hängen sich Autofahrer an Ambulanzen - und donnern mit ihnen durch die Rettungsgasse.

Informationen zum korrekten Bilden einer Rettungsgasse finden sich unter: www.rettungs-gasse.ch

 

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