Der Juni ist für die Arbeiter auf den Schweizer Baustellen ein Horrormonat:
- Am 1. Juni trifft ein Bagger in Oberregg AI mit der Schaufel einen Baustellen-Zuschauer. Er erleidet schwere Kopfverletzungen (BLICK berichtete).
- Am 12. Juni stürzen zwei Arbeiter in Bülach ZH zehn Meter in die Tiefe, als sie ein Gebäude von Bülach-Guss abreissen. Der eine Arbeiter stirbt, der zweite wird schwer verletzt (BLICK berichtete).
- Am 15. Juni stirbt ein Bauarbeiter in Zürich auf der Baustelle des neuen Kinderspitals. Nach dem Wechsel der Baggerschaufel löst sich diese und begräbt den 32-Jährigen (BLICK berichtete).
- Am 19. Juni stirbt in Winterthur ein Arbeiter (50) beim Ausladen eines Balkongeländers (BLICK berichtete).
- Am 20. Juni wird ein Bauarbeiter in Kloten ZH schwer am Kopf verletzt, als ein Baugerüst zusammenkracht.
- Am 21. Juni fällt in St. Gallen eine 1,5 Tonnen schwere Stahlplatte auf einen Arbeiter (31). Er wird mittelschwer verletzt (BLICK berichtete).
Für den Chef Arbeitssicherheit auf dem Bau der Suva ist das allerdings eine zufällige Häufung. Adrian Bloch sagt: «Die Schwerstunfälle ereignen sich nicht immer in denselben Monaten. 2015 war es der Oktober, 2016 April und September.»
«Auch die Hitze kann ein Grund sein»
Die Hitze könnte aber auch eine Rolle spielen. «Bei diesen schweren Unfälle spielen meistens mehrere Ursachen gleichzeitig eine Rolle. So kann auch die Hitze noch ein Grund sein, ohne dass es sich eindeutig in der Statistik niederschlägt.» Bei der Sommerhitze leidet die Konzentration, der Kreislauf wird stärker belastet als normal, es kann zu Hitzekrämpfen führen, und man ist generell schneller erschöpft.
Bei hohen Temperaturen empfiehlt die Suva deshalb beschattete Plätze, viele Pausen, viel trinken und den Körper trotz der Hitze mit Kleidern zu schützen. Also lange Hosen, T-Shirt, Sonnenschutzcreme und Sonnenbrille. Der Nacken und das Gesicht müssten dabei besonders vor der UV-Strahlung geschützt werden.
Über die Jahre gesehen sinke das Unfallrisiko auf Baustellen. Laut der Suva werde in den Firmen in der Baubranche die Sicherheit auf Baustellen immer wichtiger. Die technische Weiterentwicklung der Maschinen und Hilfsmittel machen die Arbeit ebenfalls sicherer.
Unfallrisiko auf dem Bau doppelt so hoch
Dem widerspricht Nico Lutz, Leiter der Abteilung Bau der Gewerkschaft Unia: «Die Arbeit ist immer noch viel gefährlicher als alle anderen Suva-versicherten Branchen. Es passieren auf 100'000 Arbeiter doppelt so viele tödliche Unfälle, das Unfallrisiko ist generell mehr als doppelt so hoch wie in den anderen Branchen.»
So positiv wie die Suva interpretiert er die Zahlen der Statistik nicht. «Der Druck in der Branche steigt massiv. Seit 2010 sinkt die Zahl der Stammbelegung, der Anteil der Temporärarbeiter steigt. Gleichzeitig ist das Arbeitsvolumen um einen Viertel gestiegen. Das bedeutet mehr Stress.»
Ebenfalls ein Risikofaktor seien die langen Arbeitszeiten im Sommer. «Wir haben einen Schnitt von 9 Stunden pro Tag. Dazu kommt noch der Anfahrtsweg. Je nach Baustellenstandort kommen so extrem lange Arbeitstage zustande.»