Drei Tote und drei Schwerverletzte seit Anfang Monat
Was ist bloss auf unseren Baustellen los?

Die Nachrichten von schlimmen Unfällen auf Schweizer Baustellen häufen sich in diesem Monat. Ist es der Stress? Die Hitze?
Publiziert: 22.06.2017 um 18:39 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 20:32 Uhr
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Unfall auf der Baustelle Bülach-Guss. Ein Arbeiter stirbt, einer wird schwer verletzt.
Foto: zvg
Beat MIchel

Der Juni ist für die Arbeiter auf den Schweizer Baustellen ein Horrormonat:

Für den Chef Arbeitssicherheit auf dem Bau der Suva ist das allerdings eine zufällige Häufung. Adrian Bloch sagt: «Die Schwerstunfälle ereignen sich nicht immer in denselben Monaten. 2015 war es der Oktober, 2016 April und September.»

«Auch die Hitze kann ein Grund sein»

Die Hitze könnte aber auch eine Rolle spielen. «Bei diesen schweren Unfälle spielen meistens mehrere Ursachen gleichzeitig eine Rolle. So kann auch die Hitze noch ein Grund sein, ohne dass es sich eindeutig in der Statistik niederschlägt.» Bei der Sommerhitze leidet die Konzentration, der Kreislauf wird stärker belastet als normal, es kann zu Hitzekrämpfen führen, und man ist generell schneller erschöpft.

Bei hohen Temperaturen empfiehlt die Suva deshalb beschattete Plätze, viele Pausen, viel trinken und den Körper trotz der Hitze mit Kleidern zu schützen. Also lange Hosen, T-Shirt, Sonnenschutzcreme und Sonnenbrille. Der Nacken und das Gesicht müssten dabei besonders vor der UV-Strahlung geschützt werden.

Über die Jahre gesehen sinke das Unfallrisiko auf Baustellen. Laut der Suva werde in den Firmen in der Baubranche die Sicherheit auf Baustellen immer wichtiger. Die technische Weiterentwicklung der Maschinen und Hilfsmittel machen die Arbeit ebenfalls sicherer.

Unfallrisiko auf dem Bau doppelt so hoch

Dem widerspricht Nico Lutz, Leiter der Abteilung Bau der Gewerkschaft Unia: «Die Arbeit ist immer noch viel gefährlicher als alle anderen Suva-versicherten Branchen. Es passieren auf 100'000 Arbeiter doppelt so viele tödliche Unfälle, das Unfallrisiko ist generell mehr als doppelt so hoch wie in den anderen Branchen.»

So positiv wie die Suva interpretiert er die Zahlen der Statistik nicht. «Der Druck in der Branche steigt massiv. Seit 2010 sinkt die Zahl der Stammbelegung, der Anteil der Temporärarbeiter steigt. Gleichzeitig ist das Arbeitsvolumen um einen Viertel gestiegen. Das bedeutet mehr Stress.»

Ebenfalls ein Risikofaktor seien die langen Arbeitszeiten im Sommer. «Wir haben einen Schnitt von 9 Stunden pro Tag. Dazu kommt noch der Anfahrtsweg. Je nach Baustellenstandort kommen so extrem lange Arbeitstage zustande.»

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