Drama vor Spital Tafers FR
Frau stirbt vor Notfallstation – weil sie keiner reinlässt!

Ein Mann fährt seine unter Atemnot leidende Lebenspartnerin ins Spital Tafers FR und will mit ihr in die Notaufnahme. Was er nicht weiss: Die ist derzeit geschlossen. Ein Ex-Mitarbeiter sagt zu BLICK: «Es war nur eine Frage der Zeit, dass ein solches Unglück passiert!»
Publiziert: 18.08.2020 um 17:21 Uhr
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Aktualisiert: 15.09.2020 um 12:23 Uhr

Ein älterer Mann aus dem Sense-Oberland wird nachts von seiner Lebenspartnerin geweckt. Sie leidet unter Atemnot und fühlt sich nicht wohl. Der Mann fährt sie kurzerhand ins Spital Tafers FR. Ihr Zustand verschlechtert sich. Die Frau verliert ihr Bewusstsein, wie die «Freiburger Nachrichten» berichten.

Als der Mann endlich beim Notfall des Spitals Tafers ankommt, steht er vor verschlossenen Türen. Es ist kein Notfallknopf zu sehen und beim Empfang findet er keine Klingel. Der Mann beginnt in seiner Verzweiflung zu rufen und hupen, bis eine Pflegerin und ein Assistenzarzt seine Lage erfassen. Die Frau wird sofort reanimiert und die Ambulanz und der Mobile Dienst für Notfallmedizin und Reanimation werden verständigt. Trotz der Massnahmen kann die Frau nicht gerettet werden, sie stirbt noch vor Ort.

Notfall vorübergehend geschlossen

Was der Mann nicht wusste: Der Notfall des HFR-Spitals Tafers ist seit Beginn der Coronakrise vorübergehend nachts zu. Die Operationssäle wurden diesen Sommer sogar dauerhaft geschlossen. Kommuniziert wurden die neuen Öffnungszeiten mit Zeitungsinseraten und Medienmitteilungen.

Die Tochter des betroffenen Mannes kann das Drama noch nicht fassen: «Mein Vater leidet extrem. Er stand in Panik vor dem Spital und erhielt einfach keine Hilfe.» Der Notfallknopf des Spitals sei offenbar mit Corona-Infoblättern beklebt gewesen!

Notfallknopf hätte nicht überklebt werden dürfen

Ronald Vonlanthen, medizinischer Direktor des HFR Freiburg, sagt gegenüber den «Freiburger Nachrichten», dass man sich dem Beileid für die betroffene Familie anschliesse. Ausserdem gibt er zu, dass der Notfallknopf nicht hätte überklebt werden dürfen.

«Grundsätzlich empfehlen wir, in medizinischen Notfällen zunächst die Nummer 144 anzurufen.» Es gebe sogenannte First Responder, die bei einem Notruf alarmiert würden und in jeder Gemeinde rasch zur Stelle seien. Der Notfall in Tafers sei eher schwach besetzt. Es seien nur ein Assistenzarzt und Pflegefachkräfte nachts vor Ort.

Laut Ronald Vonlanthen hat das HFR sein Möglichstes getan, die nächtliche Schliessung des Notfalls zu kommunizieren.

Ein Notfall der keiner ist?

Ein langjähriger ehemaliger Mitarbeiter äusserte sich gegenüber BLICK zum Vorfall: «Es war nur eine Frage der Zeit, dass ein solches Unglück passiert!»

Die Kommunikation über die Schliessung des Notfalls in der Nacht sei mangelhaft gewesen. Die Kleinanzeigen mit den neuen Öffnungszeiten lese nicht jeder. Es sei ausserdem in ländlichen Gebieten üblich, dass man ins nächste Spital fahre, anstatt auf den Notfall zu warten.

Der Begriff Notfall sei für dieses Spital nicht mehr angebracht und irreführend. Anästhesie-Fachleute seien tagsüber und in der Nacht keine mehr vor Ort. «Man darf nur das anbieten, was man auch leisten kann», findet der ehemalige Mitarbeiter.

Das Spital stand bereits Anfang August in der Kritik. Vonlanthen sagte damals: «Wer keinen Herzinfarkt oder Schlaganfall oder sonst eine schwere Krankheit hat, ist auf dem Notfall in Tafers an der richtigen Adresse.» Doch genau das ist letzte Woche passiert und endete tragisch. (zbc)

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