Drama bei Flugshow in Dittingen BL
So kam es zum Todes-Crash

Es passierte kurz nach dem Start: In Dittingen krachen gestern zwei Maschinen einer Fliegerstaffel aus Baden-Württemberg zusammen. Augenzeugen berichten von einer Explosion. Ein Pilot rettet sich mit einem Fallschirm, ein zweiter stürzt mit der Maschine in den Tod.
Publiziert: 24.08.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 00:56 Uhr
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Flugzeug Nr. 1 steigt auf.
Foto: Dirk Stahl
Von Gabriela Battaglia und Beat Michel

Tausende Zuschauer freuten sich gestern auf den zweiten Tag der traditionellen Flugshow in Dittingen BL. Doch sie wurden Augenzeugen eines tragischen Unfalls: Um 11.15 Uhr krachten zwei Flugzeuge der deutschen Fliegerstaffel Grasshoppers zusammen. Beide Ultraleichtmaschinen vom Typ Ikarus C42 stürzten ab und zerschellten im Baselbieter Dorf. Ein Pilot († 50) war sofort tot, der zweite überlebte dank des Fallschirms seiner Maschine.

Es passiert kurz nach dem Start der drei Maschinen der Fliegerstaffel aus Baden-Württemberg. Sie drehen zuerst eine Runde, überfliegen den Flugplatz und die Zuschauer von Westen her. Dann taucht die ­Maschine Nummer 1, die zuhinterst fliegt, ein paar Meter ab. Darauf zieht der Pilot die Maschine wieder hoch.

Doch beim Steigflug kracht die Maschine von unten in Flugzeug Nummer 2. Der Augenzeuge Marc Sigrist (64) beschreibt, was geschah: «Es gab eine Explosion, und bei Flugzeug Nummer 1, dem Unfallverursacher, öffnete sich unter einem Funkenregen der Fallschirm. Beim anderen Flugzeug ging der Fallschirm nicht auf. Das Flugzeug Nummer 2 fiel wie ein Stein runter und zog den geschlossenen Fallschirm wie ein Seil hinter sich her.»

Es knallt mitten in Dittingen mit voller Wucht auf eine Scheune. Das Flugzeug bricht sofort auseinander, Trümmerteile fliegen durch das Dorf. Man sieht eine riesige Flamme. Der Pilot ist sofort tot.

Flugzeug Nummer 3 landet nach dem Crash seiner Kollegen sicher auf dem Flugplatz Dittingen. Der Unfallverursacher, Nummer 1, stürzt am Dorfrand in einen Garten. Eine Nachbarin: «Wir hörten plötzlich einen Knall. Dann sahen wir das Flugzeug mit dem Fallschirm auf uns zusegeln.» 

Während der Flugshow war das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) mit zwei Beobachtern als Aufsicht der Veranstaltung vor Ort. Dieter Haldemann vom Bazl wurde Augenzeuge des Absturzes. «Wir haben die Gruppe am Freitag in einem ­Spezialbriefing die Figuren fliegen lassen, weil sie zum ersten Mal in der Schweiz fliegen. Es war alles okay. Es war nur ein Formationsflug ohne Akrobatik. Wirklich nichts Aussergewöhnliches.»

Die drei Piloten gründeten ihre Grasshoppers-Staffel im Oktober 2011. «Wir wollen das Potenzial zeigen, das in den Ultraleicht-Flugzeugen steckt», sagten sie in einem früheren Bericht der «Badischen Zeitung». Das brachte ihnen Anerkennung in Fliegerkreisen, wie das Blatt schreibt: «Weil Piloten wissen, wie leicht unsere Flugzeuge sind, wissen sie unsere Leistung zu würdigen», wird ein Mitglied zitiert. Formationsflug beinhaltet keinen Kunstflug. Der ist mit den maximal 472 Kilogramm schweren Ultraleicht-Flugzeugen verboten, schreibt die Zeitung weiter. «Wir haben eine Herausforderung gesucht, schliesslich kann man nicht immer nur geradeaus fliegen.»

An der Flugshow in Dittingen wollten die Männer zeigen, was sie können und die Bandbreite ihrer Flugzeuge vorführen.

Der Schock sitzt tief in Dittingen. «Wir hatten nicht einen, sondern mehrere Schutzengel. Es ist ein grosses Glück im Unglück, dass keine Personen aus dem Dorf verletzt worden sind», sagte Regina Weibel (49), Präsidentin des Organisationskomitees und Gemeindepräsidentin von Dittingen, gestern.

Bereits 2005 war ein Pilot bei der Flugshow in Dittingen bei einem Flugunfall gestorben.

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