Nichts deutet vor dem Cafe 56 in Kleinbasel auf die schlimme Blutttat vom Donnerstagabend hin. Die Rollläden sind geschlossen, keine Spuren der Schiesserei, die zwei Gäste das Leben kostete.
Wie fast jeden Abend treffen sich in der Bar an der Erlenstrasse ein paar Albaner. Im Lokal verkehren nur Männer, sagen die Nachbarn. Die einzige Frau im Café 56 ist die Serviertochter.
«Das Lokal gezielt ausgewählt»
Um Viertel nach acht betreten zwei Unbekannte das Lokal. Sie zücken ihre Waffen, Schüsse fallen. Zwei Albaner (28 und 39) sind sofort tot, ein dritter Albaner (24) ist lebensgefährlich verletzt. «Die Täter haben sich das Lokal gezielt ausgewählt», sagt Peter Gill, Mediensprecher der Basler Staatsanwaltschaft. Das Motiv sei nicht bekannt. Sicher ist: Die Killer – zwischen 30 und 40 Jahren alt, schwarze Haare, dunkle Kleider, einer trägt eine Lederjacke – flüchten zu Fuss Richtung Badischer Bahnhof. Die Polizei hat Hinweise, dass es sich um Osteuropäer handelt.
Laura Ferkovic (21) wohnt gleich neben dem Café. «Ich hörte plötzlich laute Schreie, Männer, die stritten.» Als sie vor die Tür geht, sieht die junge Mutter eine Frau die Strasse herunterrennen. Die Serviertochter?
Drittes Opfer nicht mehr in Lebensgefahr
Inzwischen hätten sich etwa ein Dutzend Männer vor dem Lokal versammelt, sagt Ferkovic. «Sie waren fassungslos und nervös.» Die Polizei ist mittlerweile vor Ort, sperrt den Tatort ab.
Im Innern der Bar betreuen Polizisten den Schwerverletzten, er wird ins Spital gebracht. Der 24-jährige Albaner ist mittlerweile ausser Lebensgefahr.
Isen Sulejmani (66) wohnt auch im Haus an der Erlenstrasse. Als er gegen 22 Uhr nach Hause kommt, wundert er sich über die vielen Polizisten und die Spurensicherung im Café. Erstaunt ist er über den Vorfall dennoch nicht. «Es war eine Frage der Zeit, bis hier unten mal etwas passiert», ist der gläubige Muslim überzeugt. «Im Café verkehren seltsame Typen. Sie trinken Alkohol, obwohl das unsere Religion untersagt.»
Häufige Besitzerwechsel
Laut Sulejmani kam es immer wieder zu Besitzerwechseln. Der aktuelle Geschäftsführer Skenderi I.* habe das Café erst vor kurzem übernommen – und ein striktes Alkoholverbot verhängt. Sulejmani weiss: «Die Serviertochter hat auf Nachfrage trotzdem Alkohol ausgeschenkt.» Der Besitzer sagte zu BLICK nur, dass er am Abend nicht im Lokal gewesen sei. Ansonsten wolle er nicht Stellung nehmen.
Einen terroristischen Anschlag schliesst die Polizei aus. Eine Sonderkommission ermittelt. Auch die deutschen Behörden sind alarmiert. Die Streifen in der Grenzregion seien sensibilisiert, teilt das Bundespolizeiamt Weil am Rhein (D) auf Anfrage von BLICK mit.