Temposündern geht es an den Kragen, seit im Januar 2013 in der ganzen Schweiz der Raser-Artikel eingeführt worden ist. Heftig erwischte es Domenico F.* (20). Der BMW-Fahrer donnerte vor einer Woche auf der Luzernerstrasse in Oftringen AG mit satten 118 km/h auf dem Tacho in Fahrtrichtung Olten SO – innerorts! Er riskiert bei der irren Fahrt nicht nur sein Leben, sondern auch das anderer Menschen.
Was der junge Italiener nicht ahnt: Wenige Hundert Meter entfernt steht ein Beamter der Regionalpolizei Zofingen AG. Mit einem Laser-Messgerät in der Hand. Er nimmt den BMW sofort ins Visier und drückt um 20.20 Uhr ab. Volltreffer.
Domenico F. bemerkt es nicht, es hat ja nicht geblitzt – und brettert munter weiter.Sofort macht sich die Polizei auf den Weg. Sie kennt das Kennzeichen und sein Gesicht vom Radarbild. Der Raser ist wohnhaft in Trimbach SO. Als die Beamten dort eintreffen, ist er nicht da. Sie lassen ihm ausrichten, dass er sich auf dem Posten in Olten melden müsse.
Der Raser tut das noch vor Mitternacht und hat keine Chance, sich herauszureden. Er gesteht den Tempoexzess.
Doch Domenico F. darf nicht wieder heim. Er wird eingebuchtet. Mit 68 km/h zu viel auf dem Tacho gilt er als Raser und muss sein Billett abgeben. Wohl für länger. Sein Auto wird beschlagnahmt.
«Ähm ... Ich bin gerade in der Berufsschule», sagt der Logistikstift, als BLICK ihn – wieder in Freiheit – auf dem Handy erreicht. «Rufen Sie mich abends nochmals an.»
Aber Domenico F., der im Internet den coolen Macker spielt, nimmt nicht mehr ab. Er schickt einen Kumpel vor, der ihn verteidigt: «Es wurde falsch gemessen! Etwas stimmte mit der Anlage nicht.» Deshalb sei Domenico nach drei Stunden auch wieder frei gewesen, samt BMW.
Bei der Polizei widerspricht man dieser Version energisch. «Das Laser-Messgerät war geeicht und die Messung führte ein sehr erfahrener Beamter durch», so Bernhard Müller (60), stellvertretender Leiter der Regionalpolizei. «Es ist alles korrekt abgelaufen.» Fiona Strebel von der Aargauer Staatsanwaltschaft sagt: «Der Beschuldigte war einen Tag in Polizeigewahrsam.» Und: «Der BMW bleibt einstweilen auch beschlagnahmt.»
Am Ende entscheidet das Gericht, ob Domenico F. den BMW zurückbekommt. Sicher ist: Ihm droht mindestens ein Jahr Knast.
Das scheint dem Hobbyfussballer und Partyfreund egal zu sein. Kurz nach der Haftentlassung feierte er im Ausgang in Zürich. Als sei nichts passiert.