Vor allem als Ukraine-Beauftragte der Organisation für Entwicklung und Zusammenarbeit (OSZE) habe Tagliavini ihr ganzes Können bewiesen, begründete die Stiftung ihren Entscheid am Freitag. Der Preis soll der Spitzendiplomatin am 14. November 2015 in Bern überreicht werden.
«Ihre ausserordentlichen Fähigkeiten in der Vermittlungstätigkeit, ihre Bescheidenheit gepaart mit zielgerichteter, ausdauernder und neutraler Dialogbereitschaft sowie ihre grossen Kenntnisse von Kultur und Sprache der Konfliktregionen brachten ihr die uneingeschränkte Anerkennung der Konfliktparteien wie auch der internationalen politischen Instanzen», heisst es in der Mitteilung weiter.
Heidi Tagliavini wurde 1950 in Basel geboren und trat 1982 in den Dienst des Eidg. Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) ein. Sie belegte in den folgenden drei Jahrzehnten verschiedene Posten in Lima, Moskau, Den Haag sowie Sarajevo und war in Bern Stellvertreterin des EDA-Staatssekretärs.
«Madame Courage», wie Tagliavini von der «Neuen Zürcher Zeitung» betitelt wurde, war zudem im Rahmen der UNO und der OSZE in Tschetschenien, Georgien, Russland und der Ukraine tätig. 2008 wurde sie von der EU zur Leiterin einer internationalen und unabhängigen Untersuchungskommission zum Konflikt zwischen Russland und Georgien in Südossetien gewählt.
2014 ernannte der damalige Bundespräsident und OSZE-Vorsitzende Didier Burkhalter Tagliavini zur Sondergesandten für die Ukraine. Im Januar dieses Jahres wurde ihr Mandat vom derzeitigen OSZE-Vorsitzenden und serbischen Aussenminister Ivica Dacic verlängert. Anfang Juni legte die Schweizer Diplomatin das Amt nieder. Zu den Beweggründen machte die OSZE keine Angaben.
Die Stiftung Dr. J.E. Brandenberger wurde in Gedenken an den Erfinder des Cellophans, Jacques Edwin Brandenberger, von seiner Tochter gegründet. Sie vergibt jährlich einen Preis an Personen, «die sich um das Wohl der Menschheit verdient gemacht haben». Laut der Stiftung handelt es sich um den höchstdotierten Stiftungspreis der Schweiz.