Digitec verkauft Occasions-Laptop als Vorführmodell mit 54 Gigabyte Pornos und Arztdokumenten
Hardcore auf der Harddisk

Online-Händler Digitec hat einem Kunden einen gebrauchten Laptop als Ausstellungsmodell verkauft. Damit nicht genug: Das Gerät enthält 54 Gigabyte intimste Daten einer 60-jährigen Ostschweizerin.
Publiziert: 10.06.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:53 Uhr
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Hunderte SM-Fotos wie dieses finden sich auf dem Laptop.
Foto: ZVG
Patrik Berger

Student N. S.* (27) aus Basel schweift während einer öden Gruppenarbeit an der Uni ab. Auf seinem privaten Computer stösst er dabei auf einen Ordner mit dem Namen «Schlafzimmer». Er öffnet ihn und erschrickt: Er ist voller Sadomaso-Fotos.

Schnell klappt S. den bei der Firma Digitec gekauften Laptop zu. «Zum Glück hat mir in diesem Moment niemand auf den Bildschirm geschaut», sagt er zu BLICK. Die Sache lässt ihm keine Ruhe. Zu Hause findet er satte 54 Gigabyte Dokumente und Fotos einer 60-jährigen Schweizerin aus der Ostschweiz:

  • Hunderte Sexfotos – von Kuschelbildern bis hin zu harten Sadomaso-Fotos mit Mund­knebeln.
  • Selbst gedrehte Pornos, in denen die Dame mit verschiedenen Herren lustvoll diverse Praktiken auslebt.
  • Dutzende erotische Selfies.
  • Detailfotos von Genitalien.
  • Hunderte Ferienfotos.
  • Arztzeugnisse und Laborberichte, alle mit Name, Adresse und Geburtsdatum der Frau.

Kurz: hochsensible Daten und intime Aufnahmen, die man mit niemandem teilen will. «Die Frau tut mir leid», sagt der Student. «Sie hat Digitec vertraut, dass ihre Daten sauber gelöscht werden.» Offenbar zu Unrecht.

«Nicht auszudenken, wenn ein Kind den Computer geschenkt bekommen hätte», sagt er. Oder wenn das intime Material Erpressern in die Hände gefallen wäre.

Er habe dringend einen Computer gebraucht, um das Studium zu beenden, sagt S. Der Preis von 458 Franken habe ihn überzeugt. «Zudem kann man mit ­einem Ausstellungsmodell ja nicht viel falsch machen.» Heute ist er froh, dass während ­einer Uni-Präsentation mit dem Beamer nicht plötzlich eines der Sexfotos aufgepoppt ist.

Der Student ist sauer. «Digitec hat mich beschissen und mir kein Ausstellungsmodell verkauft, sondern eine Occa­sion.» Das schliesst er aus dem Erstellungsdatum der Ordner: Sonntag, 27. September 2015.

S. hat den Computer am 29. November 2015 bei der ­Migros-Tochter gekauft. Sein Verdacht: «Die Vorbesitzerin war nicht zufrieden mit dem Laptop und hat ihn nach wenigen Wochen zurückgegeben. Mir hat man das Gerät dann als Aus­stellungsmodell verkauft. Das ist Betrug.»

Digitec entschuldigt sich. «Hier ist offensichtlich ein Fehler passiert, der uns überrascht und stark betroffen macht», sagt Sprecherin Stefanie Hynek zu BLICK. «Eine externe Firma übernimmt für uns die Wiederaufbereitung von gebrauchten Geräten.» Ein wesentlicher Schritt dabei sei die Löschung aller Daten und die Neuinstallation der Programme. «Wir nehmen den Fall äusserst ernst und gehen dem Fehler zusammen mit unserem Partner auf den Grund», sagt Hynek. Man wolle feststellen, wie das passieren konnte. Und wie sich solche Fälle künftig verhindern lassen.

Für Datenschützer ist klar, dass auch Benutzer vorsichtig sein müssen. Doch: «Die Elektronikfirmen stehen in der Pflicht. Sie müssen dafür sorgen, dass Daten auf gebrauchten Computern, die wieder verkauft werden, unwiderruflich gelöscht werden», sagt Francis Meier, Sprecher des eidgenössischen Datenschutzbeauftragten. «Gibt die Firma persönliche Daten gegen den Willen der betroffenen Personen weiter, ist deren Persönlichkeitsrecht verletzt.»

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«Mit der Bohrmaschine!»

Ringier-IT-Experte Michael Steiger (20) rät davon ab, intime Fotos oder Filme auf dem Computer zu speichern. Falls man das doch getan hat und sich von seinem Gerät trennen will, sollte man die Festplatte aus- und eine neue einbauen lassen. Kostenpunkt: rund 100 Franken – ohne Arbeit. «Die alte Festplatte muss man dann mechanisch zerstören. Am besten mit einem Hammer zertrümmern oder mit einer Bohrmaschine bearbeiten. Dann ist man auf der sicheren Seite», sagt Steiger. Zweite Variante: Man lädt sich im Internet ein Gratisprogramm wie Darik’s Boot and Nuke herunter. Es formatiert die Festplatte neu und überschreibt sie wahllos mit Daten. «So sind Fotos und Filme praktisch nicht mehr auffindbar», sagt ­Steiger. Das Prozedere verlange allerdings ein gewisses technisches Verständnis. Davor, «heisse» Dokumente einfach nur in den Papierkorb zu ziehen und diesen zu leeren, warnt der Informatiker. Der Grund: Die ­Daten sind dann nicht gelöscht, sondern nur zum Überschreiben freigegeben. Mit einem Wiederherstellungsprogramm sind sie im Nu wieder da, falls sie nicht überschrieben wurden.  Patrik Berger

Ringier-IT-Experte Michael Steiger (20) rät davon ab, intime Fotos oder Filme auf dem Computer zu speichern. Falls man das doch getan hat und sich von seinem Gerät trennen will, sollte man die Festplatte aus- und eine neue einbauen lassen. Kostenpunkt: rund 100 Franken – ohne Arbeit. «Die alte Festplatte muss man dann mechanisch zerstören. Am besten mit einem Hammer zertrümmern oder mit einer Bohrmaschine bearbeiten. Dann ist man auf der sicheren Seite», sagt Steiger. Zweite Variante: Man lädt sich im Internet ein Gratisprogramm wie Darik’s Boot and Nuke herunter. Es formatiert die Festplatte neu und überschreibt sie wahllos mit Daten. «So sind Fotos und Filme praktisch nicht mehr auffindbar», sagt ­Steiger. Das Prozedere verlange allerdings ein gewisses technisches Verständnis. Davor, «heisse» Dokumente einfach nur in den Papierkorb zu ziehen und diesen zu leeren, warnt der Informatiker. Der Grund: Die ­Daten sind dann nicht gelöscht, sondern nur zum Überschreiben freigegeben. Mit einem Wiederherstellungsprogramm sind sie im Nu wieder da, falls sie nicht überschrieben wurden.  Patrik Berger

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