Dienstalter-Geschenk gestrichen, mehr Lektionen, weniger Schullager
Lehrer-Aufstand wegen Sparhammer!

Mehr Arbeit für weniger Geld – das verlangt die Luzerner Regierung von den Lehrern. Ein neues Sparpaket sieht drastische Kürzungen vor. Die Pädagogen wehren sich: «Zu den Verlieren zählen auch die Kinder», so der Tenor.
Publiziert: 08.06.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 18:16 Uhr
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Uta Koitzsch (46), Sekundarlehrerin in Triengen LU
Foto: Anian Heierli
Anian Heierli

Schweizweit wäre das ein Novum: Die Luzerner Regierung will den Lehrern das Dienstalters-Geschenk streichen. Heisst, nach 10, 20, 30 oder 40 Berufsjahren gibt es keinen Bonus mehr in Form von Ferien oder Geld. Die Kürzung ist Teil eines Sparpakets, das die Kantonsfinanzen ins Lot rücken soll. Ebenso beabsichtigt sind mehr Lektionen, weniger Geld für Weiterbildung und eine Reduktion der Altersentlastung. Ende Jahr kommt das Paket vors Kantonsparlament.

Martin Huber (43), Präsident der Luzerner Schulleiter, hält nichts von den Sparmassnahmen: «Das birgt Risiken», sagt er. «Wenn die Arbeitsbedingungen schlechter werden, verschärft sich der Fachkräfte-Mangel noch weiter.» Ihm ist vor allem ein Dorn im Auge, dass Lehrer eine Lektion mehr unterrichten sollen. Das entspricht mit Vorbereiten und Korrigieren etwa zwei Stunden. Künftig müsste demnach eine Luzerner Primarlehrerin mit Vollpensum wöchentlich 54 satt wie bisher 52 Stunden arbeiten.

«Was sollen wir uns eigentlich noch alles gefallen lassen?», fragt sich Uta Koitzsch (46), Seklehrerin aus Triengen. Sie hat genug von dem sukzessiven Abbau der letzten Jahre. Gerade das Streichen des Dienstalters-Geschenks trifft sie emotional: «Das Schlimmste daran ist die mangelnde Wertschätzung», sagt die Deutsche, die seit 10 Jahren in der Schweiz unterrichtet. Auch die Erhöhung der Lektionen ist für sie ein harter Brocken: «Schon heute ist die Belastung massiv.» Dazu führten mehr Bürokratie, mehr Elterngespräche und zusätzliche Treffen mit Experten.

Primarlehrerin Ingrid Guntern (51) aus Büron hat sogar Berufskollegen, die in andere Kantone abwanderten. Fakt ist: Vielerorts sind die Arbeitsbedingungen attraktiver. «Ich verstehe, wenn jemand geht», sagt sie. «Nach 30 Jahren Berufserfahrung halten mich vor allem die Kinder und das tolle Arbeitsumfeld an meiner Schule.» Doch mit dem geplanten Abbau schwindet auch ihre Motivation. «Man erhöht unser Pensum und streicht die Anerkennung», sagt sie. «Konkret heisst das, mehr Arbeit für weniger Geld.» Für die Lehrerin ist klar: Wenn das Sparpaket kommt, gibt es zwangsläufig Abstriche. Dennoch darf die Unterrichtsqualität nicht sinken. «Zuerst werden deshalb Aktivitäten gekürzt», so Guntern. «Dazu gehören Klassenlager, Exkursionen oder der Sporttag. Zu den Verlierern zählen auch die Kinder.»

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