Die WorldSkills-Sieger im Kurzporträt
Das sind unsere 12 goldigen Jungen

Offiziell sind es 11 Goldmedaillen. Faktisch sogar deren 12, weil die Automatiker als Duo antraten. Das ist die Welt der jungen Schweizer Berufssportler, die für einen WorldSkills-Rekord sorgten.
Publiziert: 20.10.2017 um 10:13 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 20:17 Uhr
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Sieger Sven Bürki.
Foto: Michael Zanghellini
Thomas Rickenbach aus Abu Dhabi

Sven Bürki (22, Möbelschreiner)
Einer der grössten Momente am Mittwoch, dem letzten Wettkampf-Tag. Finale bei den Möbelschreinern, rund hundert Schweizer Fans jubeln und klatschen Sven zu. Er fällt seinem Experten und Coach Tobias Hugentobler um den Hals. Beide haben mehr als nur zwei, drei Tränen im Auge. Der junge Mann aus Lanzenneunforn TG glaubte, mit seiner Kommode erst knapp fertig geworden zu sein: «Ich musste einen Mega-Endspurt hinlegen und konnte meine Arbeit nicht mehr nachträglich kontrollieren.»

Cédric Achermann und Fabien Gyger (20 und 19, Automatiker)
Ein Grund mehr für Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann, sich über die Ergebnisse in Abu Dhabi zu freuen. Cédric arbeitet nämlich in dem Betrieb, den der Bundesrat einst leitete: der Ammann Schweiz AG in Langenthal BE. Auch wenn er gleich ausserhalb der Berner Grenze in Altbüron LU wohnt. Eine andere bekannte Schweizer Firma spielt beim Erfolg ebenfalls eine wichtige Rolle: der Solarzulieferer Meyer Burger in Thun BE. Dort arbeitet Fabien (aus Spiez BE). Und dort hatten die beiden ihr Trainings-Hauptquartier in ihrem eigenen kleinen Büro eingerichtet. Achermann: «Die letzte Aufgabe ging noch in die Hosen.» Mit Gold hatten sie nicht gerechnet.

Irina Tuor (20, Fachfrau Gesundheit)
Vereinfacht würde man von einer «Krankenpflegerin» sprechen. Doch zu Irinas Aufgabengebiet gehörte in Abu Dhabi mehr als die Arbeit, die sie sonst im Kantonsspital Graubünden in Chur macht. Sie musste auch in Spitex- und anderen Pflege-Fragen sattelfest sein. Offensichtlich war sie es. Ein Gold, das beweist: Die Schweizer hat vier Sprachregionen. Tuor aus Breil/Brigels GR spricht nämlich Rätoromanisch. Auf die Bühne ging sie mit ihrem Glücksschwein. «Das hatte ich schon an der Schweizer Meisterschaft dabei.» Das Säuli half offenbar.

Ramona Bolliger (21, Bäckerin)
Sie hatte einen harzigen Start. Als Ramona am ersten Wettkampftag Zöpfe herstellte, wirkte sie noch gestresst. Aber von Tag zu Tag kam sie besser in die WorldSkills hinein und nahm das offenbar auch selbst so wahr. Sie habe sich gesagt: «Die letzten Tage musst du Gas geben.» Die Belohnung: Gold für die junge Bäckersfrau aus Gontenschwil AG.

Die Schweizer Berufsnati

Das duale Berufsbildungssystem in unserem Land ist einzigartig. Junge Schweizer Berufsleute stellen das an Meisterschaften immer wieder unter Beweis. Elf Goldmedaillen holte das SwissSkills-Team, das im Oktober 2017 in Abu Dhabi an der Berufs-WM antrat. Der nächste Grossanlass steht im September 2018 auf dem Programm: die SwissSkills 2018 in Bern, bei welchen in 75 Berufen Schweizer Meisterschaften durchgeführt werden.

Das duale Berufsbildungssystem in unserem Land ist einzigartig. Junge Schweizer Berufsleute stellen das an Meisterschaften immer wieder unter Beweis. Elf Goldmedaillen holte das SwissSkills-Team, das im Oktober 2017 in Abu Dhabi an der Berufs-WM antrat. Der nächste Grossanlass steht im September 2018 auf dem Programm: die SwissSkills 2018 in Bern, bei welchen in 75 Berufen Schweizer Meisterschaften durchgeführt werden.

Manuel Allenspach (21, IT-Software-Lösungen für Unternehmen)
Viele Sieger scheinen vor allem Fehler gezählt zu haben. Manuel war zwar vom Sieg überrascht, fand aber auch: «Der Wettkampf lief super.» Manuel (aus Gossau SG) sprach nach dem Erfolg indes auch ein Problem an, dass sich den WorldSkills-Siegern nächste Woche stellen wird. Er muss wieder arbeiten gehen. Die aufregende Zeit in Abu Dhabi ist vorbei.

Adrian Krähenbühl (21, Landmaschinenmechaniker)
Genau so stellt man sich einen Emmentaler vor, der gerne an Traktoren herumbastelt. Ein «Tröchni», wie man in Bern und in seinem Fall in Niederösch BE sagt. Manchmal etwas einsilbig, aber im Witz immer träf. Es ging darum, Fehler an solchen Traktoren und noch viel grösseren Maschinen zu finden. Der Bauernsohn tat es am besten. Krähenbühl nach der Medaillenvergabe: «Jetzt gehen wir noch etwas feiern. Ich glaube, die Schweiz hat gesamthaft gar nicht so schlecht abgeschnitten.» Da glaubt er richtig.

Beat Schranz (21, Elektroinstallateur)
Punktemässig der beste Schweizer Teilnehmer und damit Träger des Titels «Best of Nation». Doch nicht einmal er war zu 100 Prozent überzeugt von seinem Wettkampf. Nach einem wackligen zweiten Tag habe ihm sein Experte und Coach gesagt, nach dem dritten Tag solle er quasi fertig sein. Nur schon der Medaillengewinn hat den Adelbodner überrascht, Gold noch mehr – und erst der «Best of Nation»-Titel?

Emil von Wattenwyl (20, Webdesign)
Mit seinem blau-grünen Haarschopf fällt er auf – der Spross einer bekannten Berner Patrizier-Familie aus Belp BE. Lustig: Schweizer Meister ist er nie geworden, dafür aber zwei Jahre nacheinander Zweiter. Deshalb fiel die WorldSkills-Selektion dann auch auf ihn. Hier holte er jetzt dafür gleich Gold. «Ich habe mich extrem gut vorbereitet und fokussiert», sagt Emil. Vielleicht schaut sich YB, wo er einst im Nachwuchs kickte, ja etwas von ihm ab. Auch Zweite können irgendwann siegen. Und dann erst recht.

Tatjana Caviezel (21, Restauration-Service)
Es waren schwierige Tage im Bereich Küche und Service. Die Terminpläne änderten sich ständig. Caviezel war prompt die letzte Schweizer Teilnehmerin, die am Mittwoch ihren Wettkampf abschliessen konnte. Immer wieder war aus der Ecke der Betreuer der sarkastische Spruch zu hören: «Wir aus der Gastronomie, wir können ja improvisieren.» Offenbar! Vielleicht hat sich auch ausgezahlt, dass Tatjana im Frühling für einen Monat in Abu Dhabi ein Praktikum absolviert hatte. 

Marcel Wyss (19, Sanitär- und Heizungsinstallation)
Zwölf Sieger – und deren drei stammen aus dem Berner Oberland. Neben Gyger und Schranz auch der Grindelwaldner Wyss. In seinem Fall in einer durchaus umkämpften Disziplin mit immerhin 29 Teilnehmern. Dabei hatte er am Mittwoch vor lauter Konzentration beinahe das Schlusssignal verpasst: «Ich habe es nicht begriffen, ich habe einfach gearbeitet bis zur letzten Sekunde.» Die richtige Einstellung.

Simon Furrer (22, Anlagenelektrik)
Vor dem Wettkampf hatte der junge Mann aus Gunzwil LU noch gesagt: «Wenn man an die Weltmeisterschaft geht, muss es das Ziel sein zu gewinnen.» Aber auch er selbst glaubte mittlerweile nicht mehr so recht daran. Er meinte, ein paar Fehler gemacht zu haben und war nach dem Sieg dementsprechend baff und überwältigt. Auch er weiss jedoch: Am Montag geht es wieder zur Arbeit.

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