Die wichtigsten Antworten zum Schulbeginn
Wie gefährlich ist Unterricht ohne Maskenpflicht?

Nach dem Lockdown beginnt wieder die Schule – trotz steigenden Corona-Zahlen. Aber ist das nicht gefährlich? Viele Kinder und Jugendliche in einem Raum? Wo müssen Schüler eine Masken tragen? BLICK klärt die wichtigsten Fragen.
Publiziert: 04.08.2020 um 11:40 Uhr
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Aktualisiert: 14.11.2020 um 17:41 Uhr
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Schluss mit Homeschooling: Für Tausende Schüler beginnt nun das nächste Schuljahr – und zwar mit Präsenzunterricht.
Foto: Keystone
Johannes Hillig

Die Zeit des Homeschoolings ist vorbei. Für viele Kinder und Jugendliche heisst es nun: Schulbank statt Wohnzimmertisch. Nach und nach beginnt in der Schweiz das neue Schuljahr. Und Tausende Schüler strömen in die Klassenräume. Von Kanton zu Kanton gehen die Bildungseinrichtungen anders mit der Ansteckungsgefahr um.

Was tun die Schulen, damit Unterricht trotz Corona möglich ist? Was bedeutet das für Schüler, für Lehrer und Eltern? BLICK klärt auf.

Gibt es eine Maskenpflicht in der Schule?

Das kommt auf den Kanton an. In Luzern, Schaffhausen, Jura und Neuenburg müssen Lehrer und Schüler mit einer Atemschutzmaske zum Unterricht. Diese Regel gilt für Gymnasien und Berufsschulen. Während die Lehrer die Masken gestellt bekommen, müssen sich Schüler selber darum kümmern.

Anders dagegen an Baselbieter Mittel- und Berufsfachschulen. Hier erhalten die Schüler die Masken gratis. Eine generelle Tragepflicht gibt es aber nicht. Nur dort, wo andere Massnahmen wie Einzeltische oder Trennwände nicht umsetzbar sind, müssen Masken getragen werden, wie der Kanton Basel-Landschaft mitteilt.

Mit der Maskenpflicht sind die meisten Kantone zurückhaltend. In Solothurn, Thurgau und Appenzell Ausserrhoden ist sie zur Zeit nicht vorgesehen, wie BLICK-Nachfragen ergeben. Das könnte sich allerdings je nach Verlauf der Pandemie noch ändern: Die Maskenpflicht «kann jederzeit eingeführt werden», heisst es etwa in Solothurn. St. Gallen dagegen empfiehlt die Maske – allerdings nur dann, wenn der Abstand nicht eingehalten werden kann.

Inzwischen zieht Aargau nach. Ab dem nächsten Montag müssen Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II sowie Studierende der Höheren Fachschulen im Aargau eine Maske tragen. Dies aber nur, wenn das Klassenzimmer zu klein ist, um die vorgeschriebenen Abstände einhalten zu können.

Der vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) vorgegebene Mindestabstand von 1,5 Metern solle möglichst beachtet werden, schrieb Bildungsdirektor Alex Hürzeler in einer Weisung, die am Mittwoch auf der Website des Kantons publiziert wurde. In den Klassenräumen müsse es für jede Person eine Fläche von 2,25 Quadratmetern geben. Werde diese Vorgabe unterschritten, bestehe Maskenpflicht für alle Anwesenden.

Für Lehrpersonen könnten als Alternative auch Trennwände aus Plexiglas eingesetzt werden, schrieb Hürzeler weiter. Zudem können Lehrer und Schulleitungen eine Maskenpflicht anordnen, wenn die Abstandsregeln in bestimmten Situationen nicht eingehalten werden können. In der Volksschule gilt die Maskenpflicht nach Angaben des Kantons nicht.

Weitere Kantone haben es noch offengelassen, ob sie eine Maskenpflicht einführen werden. In Schaffhausen und Bern etwa steht ein definitiver Entscheid noch aus. Nach einer generellen Maskenpflicht sieht es aber auch dort nicht aus. Eine schweizweite Empfehlung ist laut Stefan Kunfermann, dem Sprecher der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK), derzeit nicht vorgesehen.

Welche Schutzmassnahmen gibt es neben der Maskenpflicht?

Auch in der Schule gilt: Abstand halten. Dafür werden vielerorts die Tische entsprechend auseinander gestellt. Vereinzelt können auch Trennwände zum Einsatz kommen. In Bern wird empfohlen, dass Klassen so wenig wie möglich die Räume wechseln, wie der «Bund» berichtet. Baselbieter Gymnasien erhalten für die Chöre Gesichtsvisiere, die auch beim Klassensingen verwendet werden können.

In Deutschland, wo bereits die Schule in manchen Bundesländern wieder begonnen hat, gibt es vereinzelt Maskenpflicht. So zum Beispiel in Hamburg, in Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern, wie die «Tagesschau» berichtet.

Unsere Nachbarn setzen verstärkt auf die Hygieneregeln und Abstand halten. Dafür werden die Schüler nach Klassenstufen eingeteilt. Dazu hat das Robert-Koch-Institut (RKI) geraten. Damit sich die Gruppen nicht mehr begegnen, soll der Unterricht leicht zeitversetzt stattfinden, wie die «Deutsche Welle» berichtet. Zudem wird nach jeder Stunde das Klassenzimmer gelüftet.

Könnten die Schulen wieder geschlossen werden?

Ja. Bleiben die Zahlen der Corona-Infizierten weiterhin hoch, dürften die Schulen wieder geschlossen werden. Im Kanton Bern ist man, laut dem «Bund», auf ein entsprechendes Szenario vorbereitet.

Wozu die Vorsicht?

Gebetsmühlenartig wiederholte Ex-Mr.Corona Daniel Koch (65) zu Beginn der Krise den Satz: «Die Kinder sind nicht die Treiber der Infektion.» Ganz so einfach ist es aber nicht. «Die Fälle, die jetzt diagnostiziert werden, sind im Mittel deutlich jünger als in der ersten Welle und die Daten zeigen mittlerweile klar, dass die 9- bis 18-Jährigen ebenfalls infiziert werden und das Virus ebenfalls weitergeben, aber halt öfter keine Symptome haben», sagt Andreas Cerny (64), Virologe am Corona-Referenz­spital Moncucco in Lugano TI, zu BLICK.

Wie gefährlich ist Corona für Kinder und Jugendliche?

Schüler können sich zwar mit Corona infizieren, gefährlich ist es für jüngere Menschen in den meisten Fällen aber nicht. Das deutsche Robert-Koch-Institut schreibt hierzu: «Die Mehrzahl der Kinder zeigt nach bisherigen Studien einen eher milden und unspezifischen Krankheitsverlauf.» Aufpassen müssen allerdings Kinder mit Vorerkrankungen oder die Probleme mit Herz und Lunge haben. Hier ist das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf höher.

Was ist mit Ferien-Rückkehrern aus Risikogebieten? Dürfen die in die Schule?

Nein. Cerny zu BLICK: «Aus den Ferien aus Risikogebieten zurückkehrende Kinder sollten genau wie ihre Eltern in die Quarantäne, bevor sie wieder in die Schule gehen.» Es gibt eine offizielle Liste mit den betroffenen Staaten und Gebieten. Die Quarantäne dauert zehn Tage, ein negatives Testresultat hebt sie nicht auf.

Kontrollieren die Schulen, wo die Schüler in den Ferien waren?

Jein. Die oberste Lehrerin der Schweiz, Dagmar Rösler (47), hat sich gegen solche Kontrollen ausgesprochen. Letzten Endes liegt die Verantwortung aber bei den Schulleitungen. In manchen Einrichtungen gibt es die Anweisung, entsprechende Fälle zu melden. «Wenn mir ein Kind sagt, es sei in Serbien in den Ferien gewesen, dann schicke ich es nach Hause», sagte der Chef der Schulleiter, Thomas Minder (44), erst neulich zu BLICK.

Drohen noch weitere Konsequenzen?

Ja. Wer mit seinem Kind in ein Risikogebiet fährt, um dort Ferien zu machen, riskiert zum Beispiel in St.Gallen eine Busse von bis zu 1000 Franken, wenn das Kind in Quarantäne muss. In Basel-Stadt müssen Schülerinnen und Schüler mit einer unentschuldigten Absenz rechnen, wenn sie wissentlich in ein Risikogebiet reisen und deswegen nicht am Unterricht teilnehmen können.

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