Die Tochter (†14) von Walter und Carolina Schäfer stürzte beim Wandern in den Tod
«Als ich Nicole tot im Arm hielt, starb auch ich»

Was für ein schreckliches Drama. Nicole Schäfer (†14) aus Ziefen BL will auf einem Wanderweg in Österreich nur einem Paar mit einem Hund Platz machen und hält sich dabei am Holzgeländer fest. Doch dieses bricht ein und Nicole stürzt 18 Meter in den Tod. Jetzt hat BLICK mit ihren Eltern geredet. Und die wollen dafür kämpfen, dass so etwas nie mehr passiert.
Publiziert: 13.10.2016 um 23:59 Uhr
|
Aktualisiert: 11.09.2018 um 19:52 Uhr
1/6
Tiefe Trauer: Nicoles Eltern Carolina und Walter Schäfer.
Foto: Ralph donghi
Ralph Donghi (Text und Fotos)

Sie war noch so jung. Ging in die Sekundarschule. Und hatte vor kurzem ihre erste Liebe gefunden. Jetzt ist Nicole Schäfer († 14) tot. Weil sie sich in den Wanderferien in Österreich an einem Holzgeländer abstützte, das plötzlich einbrach. Das Mädchen fiel 18 Meter in die Tiefe.

«Wir sind völlig erschüttert», sagen Nicoles Eltern Carolina (45) und Walter Schäfer (49) gestern daheim in Ziefen BL zu BLICK. Der Pflegehelfer und die Altenbetreuerin sowie ihre jüngere Tochter Elisa (10) erlebten alles hautnah. Der Vater weint: «Als ich Nicole tot im Arm hielt, starb auch ich.»

Die Wanderferien im Vorarlberg waren ein Präsent. «Mein Arbeitgeber schenkte mir als Dank für meine gute Arbeit ein paar Tage Ferien in diesem schönen Gebiet», so Nicoles Mutter. Nur: Am 6. Oktober wird die Idylle zerstört. «Wir waren im Silbertal auf einem Wanderweg ­unterwegs», sagt der Vater. Er mit der kleinen Elisa und Familienhund Ckeks (2) vorweg, dahinter ­Nicole und Carolina. «Plötzlich kam uns ein Paar mit einem Hund entgegen», so der Vater. «Wir nahmen beide unsere Vierbeiner an die Leine.»

Als das Paar die Familie kreuzen will, geht Nicole etwas zur Seite und hält sich mit der rechten Hand am Holzgeländer fest. «Es ging keine Sekunde, da gab es einen Knall. Und jemand rief noch ‹Scheisse!›», sagt Walter Schäfer.

«Nicole stürzte rücklings ab», ergänzt die Mutter. «Ich rief meinem Mann zu: ‹Schatz, Nicole ist weg!›» Der Vater will seine Tochter retten und läuft hinab. «Ich dachte, ich finde sie nach ein paar Metern. Doch es ging immer weiter hinab. An Felsen vorbei. Bis in den Litzbach.»

Was der Vater dann sieht, wird er nie vergessen. «Nicole lag mit dem Kopf im Wasser, ihr Körper draussen. Ich zog sie raus und merkte, dass sie am Hinterkopf verletzt ist und nicht mehr reagiert.» Der Vater beginnt zu reanimieren. «Nicole, gib mir Antwort!», ruft er mehrmals. Erfolglos. «Ich hielt sie dann sicher zehn Minuten im Arm. Bis der Rettungsheli kam.»

Die Ärzte können Nicole nach dem Abtransport noch zwei Mal zurück ins Leben holen. «Doch leider war sie tot, als wir im Spital in Feldkirch ankamen», so der Vater. «Es brach uns das Herz.» Bis Dienstag blieb die ­Familie bei Nicole und hat den weissen Sarg von Feldkirch bis nach Hause begleitet. Am Mittwoch fand Nicole auf dem Friedhof ihre letzte Ruhe.

Die Eltern finden noch keine Ruhe. «Es darf nicht sein, dass solch morsche Geländer nicht instandgehalten werden», sagt Walter Schäfer. Er will Anzeige wegen fahrlässiger Tötung machen. «Wir wollen den Leuten vor Gericht in die Augen sehen, die dieses Drama zu verantworten haben. Und dafür kämpfen, dass nicht noch jemand so sterben muss. Das hat unsere Nicole im Himmel verdient.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?