Die Virus-Panik hat die Schweiz erreicht. Gestern Nachmittag hatte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) über die ersten zwei Fälle von Zika-Erkrankungen in der Schweiz informiert. Die zwei Reisenden hatten sich in Haiti und Kolumbien mit dem Virus angesteckt. Nun ist die Verunsicherung gross. Bei der Praxis für Tropen- und Reisemedizin am Bellevue in Zürich laufen die Telefone heiss. «Für die ganzen Anfragen könnte man drei neue Mitarbeiter einstellen», sagt Tropenmediziner Bernhard Beck. «Viele wollen wissen, ob sie überhaupt noch in die Risikogebiete reisen sollen», sagt Beck. Meistens seien es Frauen, die sich informieren, wie sich das Virus übertrage. «Und Südamerika-Rückkehrer wollen schnellstmöglich für eine Kontrolle in der Praxis vorbei kommen», sagt Beck.
Auch im Zentrum für Reisemedizin an der Universität Zürich ist das Zika-Virus derzeit ein grosses Thema. «Die Menschen sind verunsichert», heisst es im Sekretariat. Es würden oftmals Leute anrufen, die sich um ihre Angehörigen in Südamerika sorgen.
Zurzeit gibt es noch keinen Impfstoff gegen das Virus. Bernhard Beck empfiehlt deshalb einen guten Mückenschutz in Form von Sprays und langer Kleidung. «Das Virus ist vor allem für Schwangere sehr gefährlich, deshalb sollten sie zurzeit nicht in die Risikogebiete reisen.»
Zika wandert nach Europa
Das Zika-Virus hält auch andere Länder auf Trab. Heute Morgen wurde ein Fall in Dänemark bekannt. Der Däne steckte sich bei einer Reise nach Süd- und Lateinamerika mit dem durch Mücken übertragenen Erreger an. Ein genaues Bild von eingeschleppten Virus-Fällen in Europa gibt es nicht, denn die Infektion ist nicht meldepflichtig. Zwar registrierte Italien schon vier Fälle, Großbritannien drei und Spanien zwei. Die Zahl könne jedoch bald ansteigen, weil sich wegen der jüngsten Erkrankungen mehr Leute auf den Virus kontrollieren lassen.
US-Präsident Obama hat Wissenschaftler derweil zu einem höheren Tempo bei der Erforschung des gefährlichen Zika-Virus aufgerufen. Bei Diagnose, Prävention und Behandlung der Erkrankung müsse es schnellere Ergebnisse geben, erklärte das Weisse Haus nach einem Treffen Obamas mit führenden Vertretern der Gesundheits- und Sicherheitsbehörden. (nbb)