Sie posieren wie Models. Sara T.* (17), Emina C.* (18), Mirushe S.* (19) und Melanie L.* (18) aus Wetzikon ZH gehen zusammen durch dick und dünn. Drei von ihnen landeten vorvergangene Woche wegen einer Schlägerei im Gefängnis (BLICK berichtete). Mirushe stellt klar: «Wir sind hübsch, aber nicht brutal.»
Den Abend, als die Girl-Gang eine Brasilianerin (18) spitalreif schlägt, schildern die Mädchen so: «Bereits als wir uns trafen, waren wir betrunken», so Melanie. «Ich hatte mit einem Kollegen eine Flasche Wodka getrunken. Dann haben wir uns noch eine Flasche Orange-Wodka geteilt.» Und Emina erinnert sich: «Ich war komplett zu. Ich konnte kaum das Gleichgewicht halten.»
Die Mädchen wollen an die Chilbi in Rüti. Sara ist nicht dabei, sie ist in den Ferien. «Wäre ich bloss da gewesen», sagt die 17-Jährige. «Dann wäre alles nicht so ausgeartet.»
Es ist Freitag, 18.30 Uhr. Die Mädchen stehen vor der Migros in Wetzikon. «Da tauchte plötzlich diese dunkelhäutige Frau auf. Sie provozierte uns von Anfang an. Dabei haben wir sie noch nie zuvor gesehen», beteuert Mirushe. «Sie nannte uns weisse Schlampen. Wir sagten, dass sie weitergehen soll. Sonst passiert was. Richtig wütend machte sie mich, als sie sagte, dass die Schwarzen irgendeinmal die Schweiz regieren.»
Emina: «Sie stieg dann in den gleichen Bus wie wir. Sie hätte doch auch einen Bus später nehmen können. Aber sie provozierte weiter, lächelte uns an.» Am Bahnhof eskaliert der Streit. «Sie griff mich plötzlich an, boxte mich in den Arm», sagt Mirushe. «Dann riss sie mir einen Büschel Haare aus.»
Jetzt ist Emina dran: «Sie versuchte, mich die Treppe runterzuschubsen. Ich hielt mich an ihren Haaren fest und zog sie mit runter. Wir kugelten beide die Treppe runter. Ich schlug sie, sie knallte gegen die Wand. Dann fiel sie auf die Treppe. Da war die Schlägerei fertig. Wir haben nicht auf sie eingeschlagen, als sie auf der Treppe lag. Sie blutete aus dem Mund, aber sie tat uns nicht leid. Sie hatte ja uns angegriffen.»
Die Freundinnen ziehen weiter. «Wir gingen zur Chilbi», erzählt Emina. Samstagmorgen um sechs Uhr klicken bei ihr, Melanie und Mirushe die Handschellen. Emina: «Sie haben mich vor den Augen der Familie verhaftet. Es war schlimm für meinen Vater.» Sechs Tage sind die Mädchen im Gefängnis. «Der Knast war der Horror», meint Mirushe.
Dann werden sie abgeurteilt und freigelassen: Sie bekommen Bussen zwischen 1300 und 1900 Franken plus eine bedingte Geldstrafe von rund 12 000 Franken.
Worte des Bedauerns finden die Schläger-Girls nur schwer. «Wenn wir angegriffen werden, müssen wir uns verteidigen», erklärt Melanie.
* Namen bekannt
Laut Jugendpsychologe Allan Guggenbühl ist Gewalt, die von Mädchen ausgeht, ein bekanntes Phänomen. Nur werden solche Fälle weit weniger bekannt. Die Schlägerei in Wetzikon ist für ihn denn auch ein typischer Vorfall. «Es gibt Einzelgruppen von Mädchen, die zu Gewalt neigen. Sie gehen anders mit einer Tat um als Buben.» Schwierig sei es, ein Bewusstsein für Unrecht bei den gewalttätigen Mädchen zu schaffen. «Sie glauben in erster Linie an Ihre Wahrheit der Dinge.» Das Verständnis für eine andere Sichtweise fehle oft. Und meist stünden Attacken von Mädchen gegenüber Dritten im Zusammenhang mit Rufmordgeschichten. Oder die Beteiligten kannten sich schon vorher.» kmu
Laut Jugendpsychologe Allan Guggenbühl ist Gewalt, die von Mädchen ausgeht, ein bekanntes Phänomen. Nur werden solche Fälle weit weniger bekannt. Die Schlägerei in Wetzikon ist für ihn denn auch ein typischer Vorfall. «Es gibt Einzelgruppen von Mädchen, die zu Gewalt neigen. Sie gehen anders mit einer Tat um als Buben.» Schwierig sei es, ein Bewusstsein für Unrecht bei den gewalttätigen Mädchen zu schaffen. «Sie glauben in erster Linie an Ihre Wahrheit der Dinge.» Das Verständnis für eine andere Sichtweise fehle oft. Und meist stünden Attacken von Mädchen gegenüber Dritten im Zusammenhang mit Rufmordgeschichten. Oder die Beteiligten kannten sich schon vorher.» kmu