Ich habe fast ins Steuerrad gebissen vor Wut!», sagt Janine Rothenbühler (27) aus Hendschiken AG. Sie passiert täglich die nervigste Bahnschranke der Schweiz. «Letzthin war die Barriere gut 25 Minuten lang unten. Ich kam zu spät zur Arbeit.»
Während die Sekretärin an der Schranke in Hendschiken wartet, passieren fünf Züge der SBB die Strecke. «Dazwischen gabs lange Pausen. Da hätte man doch die Schranke mal öffnen können.»
Jeden Tag passieren 200 bis 300 Züge die Stelle. Regionale S-Bahnen, ein Schnellzug pro Stunde und Güterzüge, die von Deutschland nach Italien müssen, befahren die Strecke im Mittelland.
Eine Hochrechnung von BLICK zeigt, dass die Bahnschranke innerhalb von 24 Stunden mindestens 16 Stunden lang geschlossen ist.
Gerechnet wurde mit 250 Zügen und einer durchschnittlichen Schliessdauer von vier Minuten.
Auch für Bauer Beat Schär (46) sind die langen Wartezeiten vor dem Bahnübergang ein Horror. Er besitzt Land, das auf der anderen Seite der Gleise liegt. «Das Heuen oder Güllen dauert deshalb doppelt so lang. Es kommt vor, dass bei zehn Fuhren die Schranke zehnmal unten ist. Wir haben schon viele Vorstösse gemacht, damit sich etwas ändert. Aber wir haben keine Chance.»
Auch den Gewerblern der Region ist der Bahnübergang ein Dorn im Auge. Christian Brunner (22): «Ist die Barriere unten, bedeutet dies im Schnitt eine Verzögerung von zehn bis 15 Minuten. Ich fahre dann durch die Unterführung in Othmarsingen AG. Das ist aber ein Umweg von zehn Minuten.»
Die Schranke werde vor allem am Stammtisch heiss diskutiert, sagt Daniel Lüem (47), langjähriger Gemeindeammann von Hendschiken. «Alle regen sich darüber auf, wenn man da durchmuss. Auch ich nerve mich.» Er kann der Schranke aber auch Positives abgewinnen: «Dank ihr haben wir im Dorf massiv weniger Durchgangsverkehr.»
Die Barriere war schon immer ein Thema. «Vor 30 Jahren wollte der Kanton schon einmal eine Unterführung bauen», weiss Daniel Lüem. «Die Gemeinde lehnte es ab, da sie mehr Durchgangsverkehr befürchtete.»
Die SBB kennen das Problem. Sprecherin Lea Meyer sagt: «Wir verstehen den Frust der Autofahrer. Doch die Bahn hat Vortritt vor dem Individualverkehr.» Viel ändern könne sich nicht. «Die Öffnungs- und Schliesszeiten unserer Bahnübergänge sind gesetzlich vorgeschrieben. Dabei hat die Sicherheit oberste Priorität.»