Die Meinungen zum Rauchverbot an Schweizer Bahnhöfen gehen auseinander – und spaltet die SBB-Kundschaft in zwei Lager. Das Pilotprojekt an sechs Bahnhöfen findet zahlreiche Befürworter, doch die Glut geht nicht nur bei den Rauchern aus. Bahnhof-Cafés leiden unter einem Kundenrückgang, wie die «Basellandschaftliche Zeitung» berichtet.
Viele Rauchende geniessen zur Zigarette gern auch Kaffee. Dafür bieten Bistros in Bahnhofspassagen den idealen Ort: am Bahnhof SBB in Basel zum Beispiel. Seit der Einführung des Rauchverbots am 1. Februar ist die Raucher-Idylle vorerst Geschichte.
Kundschaft läuft davon
Jetzt bangen die Cafés in der Passerelle um ihre rauchende Kundschaft. «Wenn die Kunden nach einem Aschenbecher fragen und ich sie auf das Rauchverbot hinweisen muss, gehen sie oft weiter, ohne etwas zu konsumieren», beklagt sich eine Café-Mitarbeiterin gegenüber der Zeitung. Mit davonlaufender Kundschaft lösen sich die Gewinne in Rauch auf.
Das Verbot findet aber grundsätzlich Anklang. Die meisten Geschäfte sind zufrieden. «Es ist angenehmer, seit bei mir am Kiosk nicht mehr geraucht wird», findet eine Kioskangestellte. Es gebe definitiv weniger Raucher als vorher, auch wenn nicht alle sich ans Verbot halten.
Keine Bussen in der Testphase
Rebellierende kommen noch ungeschoren davon. «Sie werden darauf hingewiesen, dass es für Raucher spezielle Zonen gibt, wo sie rauchen können», erklärt SBB-Sprecher Patrick Walser gegenüber BLICK. Zurzeit werden Regelverstösse nicht bestraft: «Es sind in dieser Testphase keine Bussen vorgesehen, sondern Informationen und Sensibilisierung seitens SBB-Personal.»
Mit dieser Massnahme möchten die SBB unter anderem drei Millionen Franken an Putzkosten sparen. Laut SBB landen nämlich 100 Tonnen Zigarettenstummel jedes Jahr in den Gleisfeldern — das entspricht etwa dem Gewicht von 100 Kleinwagen.
Eine Zwischenbilanz will man bei den SBB noch nicht ziehen – das werde man erst nach mehreren Monaten tun, so Walser. Ob das Rauchverbot ausgeweitet wird, bleibt ebenfalls unbeantwortet: «Der Pilotversuch wird sauber zu Ende geführt und evaluiert. Danach wird die SBB über die weiteren Schritte informieren.» (szm)