Die letzten Vorbereitungen laufen
So gross wird der Frauenstreik

Die Frauenstreik-Kollektive malen an den letzten Plakaten, in den Städten wird noch einmal mobilisiert. Worauf bereitet sich die Polizei vor? Und was genau passiert am Streiktag?
Publiziert: 09.06.2019 um 13:46 Uhr
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Aktualisiert: 11.06.2019 um 13:13 Uhr
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Etwas weniger als eine Woche vor dem Frauenstreik treffen sich die Kollektive noch einmal.
Foto: Jessica Keller
Dana Liechti

Im ganzen Land bemalen kleinere und grössere Gruppen letzte Transparente, auf So­cial Media präsentieren Frauen ihre persönlichen Forderungen. Aber noch ist unklar: Wie viele Menschen gehen am Freitag wirklich auf die Strasse? Aktivistinnen erhoffen sich eine Mobilisierung wie beim ersten Frauenstreik 1991: Damals machte eine halbe Million Frauen mit.

Der Schweizerische Gewerkschaftsbund will sich nicht festlegen. Da der Streik dezentral organisiert ist und viele Kollektive ­eigene Aktionen planen, könne man die Teilnehmerzahl unmöglich abschätzen. Doch man ist guter Dinge - die Mobilisierung sei gross. Und: Laut Gewerkschaft VPOD ist enorm viel Streik­material verschickt worden. Die Fahnen? Ausverkauft.

Polizei rechnet mit friedlichen Anlässen

Auch die Polizeisprecher der grössten Deutschschweizer Städte Zürich, Basel und Bern wollen keine Schätzungen abgeben. Nur so viel: Man rechne mit friedlichen Anlässen. Den Veranstalterinnen hat die Berner Polizei verraten, sie rechne auf dem Bundesplatz mit mindestens 10'000 Personen. In St. Gallen erwarten die Ordnungshüter 1500, in Aarau 2500 Personen. Das zeigt: Die Polizei tappt im Dunkeln.

Denn selbst in kleineren Orten wollen Frauen auf die Strasse gehen. Ein Blick aufs Programm zeigt einige gemeinsame Höhepunkte: Um 11 Uhr gibt es landesweit einen erste Arbeitsniederlegung, an der sich alle Frauen beteiligen sollen. Später wird in vielen Gemeinden miteinander gegessen. Um 15.30 Uhr sollen auch die letzten Streikwilligen die Arbeit beenden - weil sie von da an sozusagen gratis arbeiten - weil man davon ausgeht, dass Männer 20 Prozent mehr verdienen.

Die Aktionen der Frauen sind so vielfältig wie ihre Forderungen. In Luzern wollen sie sich auf Kissen legen, in Glarus überreichen sie ihre Forderungen direkt dem Regierungsrat. Und in Schaffhausen wollen sie mit rosaroten Strickmützen, sogenannten Pussyhats, den Rhein hinabschwimmen. Natürlich stehen Reden auf dem Programm, aber auch Konzerte oder Filme zum Thema Frauenrechte.

Wie viele werden tatsächlich mitstreiken?

Auch auf dem Land solls laut werden - etwa in Langnau im Emmental BE. Renate Strahm, Mitorganisatorin und SP-Gemeinderätin des Dorfs: «Unser Umzug hat das Motto ‹Frauen tragen die Welt›. Wir werden Weltkugel-Ballone tragen, mit violetten T-Shirts und Pfiffen auf uns aufmerksam machen.»

Im bündnerischen Pontresina ist eine Podiumsdiskussion geplant. Mitinitiantin Mägi Wuhrmann: «Wir haben fünf Politiker eingeladen. Ihnen werden wir Fragen stellen, die sonst nur Frauen zu hören kriegen. Etwa, ob Schönheit in der Politik hilfreich ist oder wie sie die Betreuung ihrer Kinder handhaben.»

Wie viele am Ende tatsächlich streiken, wissen Mägi Wuhrmann und ihre Mitstreiterinnen erst am Freitag. Genau wie vor 28 Jahren. Historikerin Elisabeth Joris, die damals schon an vorderster Front dabei war, erinnert sich: «Ich wusste noch am Morgen nicht, was passieren würde. Und wurde dann überrascht.»

Was den Frauenstreik vom Freitag angeht, war sie bis vor zwei Wochen noch skeptisch. Mittlerweile jedoch seien viele weitere Frauen aktiv geworden. «Jetzt habe ich das Gefühl, dass wieder dasselbe passieren könnte wie 1991.»

Boxerinnen machen sich für Frauenstreik stark

Der Frauenstreik wird von den unterschiedlichsten Frauen getragen. Bester Beweis? Auch Kickboxerinnen machen sich für den Frauenstreik stark! Am Samstag fand in Winterthur der International Charity Fight statt. Die beiden jungen Sportlerinnen Elisa Bucci (22) und Kickbox-Weltmeisterin U18 Shana Hegglin (16) kämpfen dabei nicht nur im Ring, sondern auch für die Frauenrechte. Sie posieren stolz mit der Fahne zum Frauenstreik und versichern: «Auch wir werden am 14. Juni auf die Strasse gehen.» Bucci, die vor einem Jahr mit dem Kickboxen angefangen hat betont:  «Wir sind das stärkere Geschlecht! Es steckt so viel Power in uns. Es ist Zeit, dass wir endlich gleichgestellt sind.» Hegglin hat zwar bis anhin keine Nachteile als Frau im Kickboxen erfahren, wünscht sich aber für die Zukunft: «Ich will als Frau überall gleichgesetzt sein und fair entlöhnt werden!» Dafina Eshrefi

Der Frauenstreik wird von den unterschiedlichsten Frauen getragen. Bester Beweis? Auch Kickboxerinnen machen sich für den Frauenstreik stark! Am Samstag fand in Winterthur der International Charity Fight statt. Die beiden jungen Sportlerinnen Elisa Bucci (22) und Kickbox-Weltmeisterin U18 Shana Hegglin (16) kämpfen dabei nicht nur im Ring, sondern auch für die Frauenrechte. Sie posieren stolz mit der Fahne zum Frauenstreik und versichern: «Auch wir werden am 14. Juni auf die Strasse gehen.» Bucci, die vor einem Jahr mit dem Kickboxen angefangen hat betont:  «Wir sind das stärkere Geschlecht! Es steckt so viel Power in uns. Es ist Zeit, dass wir endlich gleichgestellt sind.» Hegglin hat zwar bis anhin keine Nachteile als Frau im Kickboxen erfahren, wünscht sich aber für die Zukunft: «Ich will als Frau überall gleichgesetzt sein und fair entlöhnt werden!» Dafina Eshrefi

Das läuft am 14. Juni – und schon jetzt

Der Frauenstreik-Tag beginnt ganz laut: In der ganzen Schweiz werden Frauen* am 14. Juni um 00.01 Uhr den Frauenstreiktag mit Pfannenkonzerten einläuten.

Um 11.00 Uhr beginnt dann die grosse Streikpause. Es werden Manifeste und Forderungen verlesen: Am Arbeitsplatz, im Quartiertreff und auf öffentlichen Plätzen, wie es auf der Homepage der Organisatorinnen des Frauenstreiks heisst. In der Mittagspause werden dann Picknicks und andere Streikessen organisiert.

Um 15.24 Uhr sollen Frauen*, die können und nicht schon den ganzen Tag gestreikt haben, spätestens ihre Arbeit niederlegen, so die Forderung des Komitees an die Frauen. Die Uhrzeit sei der symbolische Zeitpunkt, sie repräsentiere den Lohnunterschied zu Männern. «Von nun an sind wir nicht mehr bezahlt, also arbeiten wir auch nicht mehr.»

In jedem Kanton wurden eigene Frauenstreik-Kollektive gegründet, welche derzeit mit Hochdruck Aktionen und Veranstaltungen planen. In Zürich etwa findet um 17 Uhr der Höhepunkt statt: Die Demonstration durch die Stadt. Sie ist bewilligt und endet auf dem Helvetiaplatz, wo Reden, Konzerte, Aktionen stattfinden. In Bern wird der Bundesplatz das Epizentrum der Proteste sein.

Doch nicht nur am 14. Juni – bereits vorher finden in den Gemeinden und Städten diverse Veranstaltungen statt, welche die fehlende Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau thematisieren. Im Wallis etwa findet schon seit letztem Dezember jeden zweiten Montag eine Diskussionsrunde statt.

Eine Übersicht über die Veranstaltungen in den Kantonen finden Interessierte hier: https://frauenstreik2019.ch/de/startseite-2/kollektive/

Der Frauenstreik-Tag beginnt ganz laut: In der ganzen Schweiz werden Frauen* am 14. Juni um 00.01 Uhr den Frauenstreiktag mit Pfannenkonzerten einläuten.

Um 11.00 Uhr beginnt dann die grosse Streikpause. Es werden Manifeste und Forderungen verlesen: Am Arbeitsplatz, im Quartiertreff und auf öffentlichen Plätzen, wie es auf der Homepage der Organisatorinnen des Frauenstreiks heisst. In der Mittagspause werden dann Picknicks und andere Streikessen organisiert.

Um 15.24 Uhr sollen Frauen*, die können und nicht schon den ganzen Tag gestreikt haben, spätestens ihre Arbeit niederlegen, so die Forderung des Komitees an die Frauen. Die Uhrzeit sei der symbolische Zeitpunkt, sie repräsentiere den Lohnunterschied zu Männern. «Von nun an sind wir nicht mehr bezahlt, also arbeiten wir auch nicht mehr.»

In jedem Kanton wurden eigene Frauenstreik-Kollektive gegründet, welche derzeit mit Hochdruck Aktionen und Veranstaltungen planen. In Zürich etwa findet um 17 Uhr der Höhepunkt statt: Die Demonstration durch die Stadt. Sie ist bewilligt und endet auf dem Helvetiaplatz, wo Reden, Konzerte, Aktionen stattfinden. In Bern wird der Bundesplatz das Epizentrum der Proteste sein.

Doch nicht nur am 14. Juni – bereits vorher finden in den Gemeinden und Städten diverse Veranstaltungen statt, welche die fehlende Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau thematisieren. Im Wallis etwa findet schon seit letztem Dezember jeden zweiten Montag eine Diskussionsrunde statt.

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