Nachdem auf dem Pausenplatz der Primarschule in Bözberg AG eine Softair-Pistole konfisziert wurde, demonstrierte Lehrer S. P.* (54) seinen 25 Schülern mit einer Schussabgabe in einen Kehrichteimer die Gefährlichkeit solcher Waffen (BLICK berichtete). Darauf meldeten Schüler den Vorfall ihren Eltern. Die Mutter eines Buben ging zur Schulleiterin. Die Schulpflegepräsidentin rief die Polizei. Die Knall-Posse endete in einer Hausdurchsuchung beim Lehrer.
BLICK liegt nun ein Brief vor, der an die Eltern der Fünft- und Sechstklässler von S. P. ging. Aufgesetzt von dem Elternpaar, dessen Sohn daheim vom Schuss erzählte. Bei der Mutter des Schülers handelt es sich um Frau Vize-Gemeindeammann Carmen Stahel (44, parteilos) – zuständig für Bildung. Warum ging die Mutter damals nicht direkt zum Lehrer? Gegenüber BLICK will sie dazu nichts sagen. Im Brief ist Stahel offener: Ihr Sohn habe «von einer Begebenheit mit einer Plastikspielzeugpistole während des Unterrichts» erzählt. Auf Nachfrage habe er gesagt, es sei «ein Witzli» des Lehrers gewesen. «Er selber fand dies aber wegen der damit verbundenen Symbolik nicht ganz so lustig.» Worte eines Primarschülers? Stahel weiter: «Scherze mit Waffen – egal welcher Art – sind im pädagogischen Umfeld nicht angebracht.» Sie habe betont, dass es sich nach den Worten ihres Sohnes «nicht um die Waffe handelte, welche auf dem Pausenplatz konfisziert wurde».
Laut Stahel gab es eine zweite Pistole, die S. P. den Schülern zeigte. Eine Spielzeugpistole. Aber: «Von Nötigung oder Bedrohung der Kinder war nie die Rede», so Stahel. Mit der Schulleitung sei sie so verblieben, dass diese den Lehrer darauf anspreche. Nur: Die Polizei war schneller, holte S. P. direkt in der Schule ab. Jetzt läuft gegen ihn ein Strafverfahren wegen Widerhandlung gegen das Waffengesetz und versuchter Nötigung. Carmen Stahel schreibt, sie habe zu keiner Zeit die Absicht gehabt, jemandem Schlechtes zu wollen.
Besorgte Bözberger schreiben BLICK: «Sie hat ein persönliches Problem mit dem Lehrer und wollte ihn loswerden.» Stahel soll stören, dass der Lehrer Sparmassnahmen bekämpfe. S. P. will den Brief nicht kommentieren, aber: «Wenn sie vom Sohn gehört hat, dass es nur ein Witzli war – warum ging sie zur Schulleiterin?» Hanspeter Flückiger (43) von der Schulpflege: «Wir arbeiten jetzt alles auf.» Laut Staatsanwaltschaft widersprechen sich die Aussagen der beteiligten Personen.
* Name der Redaktion bekannt