Seit gestern Mittag sind wir stolze Nobelpreisträger! In Physik! Die zwei Genfer Astrophysiker Michel Mayor (77) und Didier Queloz (53) haben es aufs noble Treppchen geschafft – gemeinsam mit dem Kanadier James Peebles (84). 1995 machten sie eine Entdeckung, die unser Weltbild ins Wanken brachte. Jetzt werden sie vom Nobelkomitee belohnt. «Seit 25 Jahren spricht man im Zusammenhang mit uns vom Nobelpreis. Mittlerweile habe ich mich fast daran gewöhnt. Ihn jetzt zu bekommen, ist total unerwartet», sagte Queloz gestern an einer Pressekonferenz in London.
Was haben Michel Mayor und Didier Queloz genau entdeckt?
Den ersten Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems, einen sogenannten Exoplaneten. Dieser kreist um den Stern Pegasi b. Deshalb tauften sie den Planeten 51 Pegasi b. Der Planet ist ein Gasriese, der aus Wasserstoff und Helium besteht. Und der keine feste Oberfläche hat. So wie Jupiter – der grösste Planet in unserem Sonnensystem. Während Jupiter fast zwölf Jahre braucht, um die Sonne ein Mal zu umrunden, umkreist 51 Pegasi b seine Sonne in nur 4,2 Tagen. Das ist so aussergewöhnlich, dass die beiden Wissenschaftler zuerst nicht glaubten, es mit einem neuen Planeten zu tun zu haben. Falsch geglaubt: Heute sind die beiden Pioniere der Astrophysik.
Wer sind Michel Mayor und Didier Queloz eigentlich?
Michel Mayor ist Astronom und Honorarprofessor am Departement für Astronomie der Universität Genf. Seit 2007 ist er emeritiert. Didier Queloz war in den 90er-Jahren Doktorand bei Mayor. Heute arbeitet er 80 Prozent als Physikprofessor an der Universität Cambridge in England – einer der besten Unis der Welt – und 20 Prozent an der Uni Genf. Nun freuen sie sich gemeinsam: «Diese Entdeckung ist die aufregendste unserer gesamten Karriere. Mit einem Nobelpreis belohnt zu werden, ist einfach aussergewöhnlich.»
Welche Beziehung haben die zwei?
Gemäss Yves Flückiger (63), Rektor der Universität Genf, eine enge: «Der Nobelpreis für die beiden ist auch ein schönes Sinnbild für die Beziehung zwischen Professor und Doktorand.» Doch so schön war die Beziehung des Doktoranden Queloz zu seinem Professor nicht immer. In einem Interview mit der «NZZ» sagte er: «Ich stand lange Zeit in seinem Schatten. Es hat eine ganze Weile gedauert, das zu verdauen.»
Weshalb haben gerade Mayor und Queloz 51 Pegasi b entdeckt?
Sie waren auf jeden Fall nicht die Einzigen, die nach Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems suchten. Nobelpreisträger Mayor sagt: «Renommierte Astronomen suchten seit Jahren danach. Vergeblich!» Auch weil sie nicht über das verfügten, was die beiden Schweizer hatten: ein ganz bestimmtes Messinstrument, einen sogenannten Spektrografen, den Mayor entwickelt hatte. Dieser erlaubte es, sehr schnell genaue Messungen von Himmelskörpern zu machen. Queloz steuerte eine bestimmte Software bei, um die Messdaten zu lesen. So hängten sie die anderen ab.
Welche Folgen hatte die Entdeckung für die Forschung?
Sie läutete eine ganz neue Ära ein – und machte die Suche nach Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems zu einer «Schweizer Spezialität», wie Yves Flückiger sagt. Inzwischen wurden weltweit mehr als 4000 Exoplaneten entdeckt, rund 250 allein gehen auf das Konto der Genfer. Bei all dem geht es auch um die ganz grosse Frage:
Das Nobelkomitee verkündet jedes Jahr Preisträger. Bahnbrechende Entdeckungen gibt es zuhauf. Alles Wissenswerte dazu erfahren Sie auf BLICK.
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Gibt es Leben auf den Exoplaneten?
Das interessiert auch Astronomen. Sie suchen nach Spuren des Lebens. Ozon in der Atmosphäre eines fernen Planeten ist so eine. Dies kann vom Stoffwechsel einfacher Bakterien stammen. Lebewesen wurden aber noch keine gefunden. Nobelpreisträger Mayor ist dennoch zuversichtlich. «Stimmen die Bedingungen, entsteht Leben zwangsläufig», sagte er einmal gegenüber dem «Tages-Anzeiger». «Aber das ist meine persönliche Meinung, keine Wissenschaft.»
Was macht die beiden Nobelpreisträger so speziell?
Sie stellten nichts weniger als unser Weltbild auf den Kopf. So wie Nikolaus Kopernikus im 16. Jahrhundert. Er stellte die Sonne und nicht die Erde ins Zentrum des Sonnensystems – und damit das Christentum in Frage. Edward Hubble wies in den 1920er-Jahren nach, dass es neben der Milchstrasse noch Milliarden weiterer Galaxien gibt – das Universum also unvorstellbar gross ist. Mayor und Queloz zeigten dann, dass die Erde nicht der einzige Planet ist, der um eine Sonne kreist. Und dass in den Weiten des Alls ganz viele Erden rumlungern könnten.
Wem bringt diese Forschung etwas?
Kurze Antwort: Uns allen. Lange Antwort: Erstens der Wirtschaft, weil aus den Spezialinstrumenten für die Astrophysik neue Geschäftsideen entstehen können. Zweitens dem Forschungsstandort, weil der Nobelpreis ein Zeugnis für absolute Spitzenforschung ist und es so einfacher wird, an hochdotierte Förderfonds zu gelangen. Von der Suche nach Planeten profitiert also die ganze Gesellschaft. Dies ist gerade für Michel Mayor ein wichtiges Thema: Er gibt immer wieder öffentliche Gratis-Onlinekurse, also quasi Volkshochschule im Internet.
Sind wir ein Nobelpreis-Land?
Und wie! Schon bei der ersten Nobelpreisverleihung waren wir ganz vorn dabei. 1901 ging der Friedensnobelpreis an Henry Dunant, den Gründer des Roten Kreuzes. Danach staubten wir regelmässig einen ab – jetzt sind es 30 Preisträger. Damit sind wir auf Rang sechs in der Nationenwertung. Vor Mayor und Queloz bekamen den Physiknobelpreis sechs Schweizer oder schweizerisch-ausländische Doppelbürger. Zuletzt holte Jacques Dubochet 2017 den Chemienobelpreis in Stockholm ab.
Nach über 30 Jahren ging der Physik-Nobelpreis 2019 endlich wieder in die Schweiz. Mit dem Physik-Nobelpreis sind insgesamt acht Schweizer oder schweizerisch-ausländische Doppelbürger geehrt worden:
- 2019: Michel Mayor und Didier Queloz für die Entdeckung des ersten Planeten ausserhalb des Sonnensystems, der um einen sonnenähnlichen Stern kreist.
- 1987: Karl Alexander Müller für die Entdeckung der Supraleitung in keramischen Materialien
- 1986: Heinrich Rohrer für die Entwicklung des Raster-Tunnel-Mikroskops
- 1952: Felix Bloch (CH/USA) für die Entdeckung der Kerninduktion
- 1945: Wolfgang Pauli (A/CH/USA) für die Entdeckung des Ausschliessungsprinzips
- 1921: Albert Einstein (D/CH/USA) für die Entdeckung des Gesetzes des photoelektrischen Lichts
- 1920: Charles Edouard Guillaume für die Entdeckung der Anomalien bei Nickelstahllegierungen und Präzisionsmessungen in der Physik
Nach über 30 Jahren ging der Physik-Nobelpreis 2019 endlich wieder in die Schweiz. Mit dem Physik-Nobelpreis sind insgesamt acht Schweizer oder schweizerisch-ausländische Doppelbürger geehrt worden:
- 2019: Michel Mayor und Didier Queloz für die Entdeckung des ersten Planeten ausserhalb des Sonnensystems, der um einen sonnenähnlichen Stern kreist.
- 1987: Karl Alexander Müller für die Entdeckung der Supraleitung in keramischen Materialien
- 1986: Heinrich Rohrer für die Entwicklung des Raster-Tunnel-Mikroskops
- 1952: Felix Bloch (CH/USA) für die Entdeckung der Kerninduktion
- 1945: Wolfgang Pauli (A/CH/USA) für die Entdeckung des Ausschliessungsprinzips
- 1921: Albert Einstein (D/CH/USA) für die Entdeckung des Gesetzes des photoelektrischen Lichts
- 1920: Charles Edouard Guillaume für die Entdeckung der Anomalien bei Nickelstahllegierungen und Präzisionsmessungen in der Physik
Die drei letzten Nobelpreisträger kamen aus der Romandie. Sind die Westschweizer klüger als wir?
Yves Flückiger, Rektor der Genfer Uni, gibt sich bescheiden: «Das ist vor allem Zufall.» Aber eben nicht nur. Klar ist: Das Genfer Seebecken boomt nicht nur wirtschaftlich, sondern auch in der Wissenschaft. Die EPFL in Lausanne macht mittlerweile der ETH Zürich mächtig Konkurrenz – und gilt als Hochschule auf Weltniveau. Und auch die Universitäten in Lausanne und Genf sind top. Flückiger hat für die Deutschschweiz ein paar tröstende Worte übrig: «Es wird sicher bald wieder ein Deutschschweizer den Nobelpreis gewinnen.»
Wie oft kann man den Nobelpreis gewinnen? Kann man die Auszeichnung wieder wegnehmen? Eine Zusammenstellung, was man über die Nobelpreise zu wissen glaubt – und wie es wirklich ist.
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