Die bittere Anklage der Eltern
«Musste erst ein Kind sterben, bevor hier etwas getan wird?»

Larissa († 12) wird in Reichenburg SZ totgefahren. Auf dem gefährlichsten Schulweg der Schweiz. Jetzt wehren sich Eltern gegen die schlafenden Behörden.
Publiziert: 07.11.2009 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:33 Uhr
Von Gabriela Battaglia

Zwei Tage nach dem schrecklichen Unglück versammeln sich sechs Mütter und ein Vater am Unfallort bei der Zubringerstrasse zwischen der A3 und dem Autobahnkreuz Reichenburg. In der Tempo-80-Zone fahren pausenlos Autos und Lastwagen vorbei. Einzelne Fahrer sind schneller, überholen andere.

Hier musste Larissa am letzten Dienstag wie jeden Tag mit ihrem Velo über die Strasse. Die Sekundarschülerin übersieht den Wagen einer 38-jährigen Lenkerin. Das Auto trifft das Mädchen mit voller Wucht.

«Der Tod von Larissa macht mich unendlich traurig», sagt Esther Weisskopf (53). «Ich bin aber auch wütend. Seit Jahren fordern wir einen sicheren Schulweg für unsere Kinder. Musste erst ein Kind sterben, bevor hier etwas getan wird?»

Planer dachten nicht an Schulweg

Das Oberstufen-Schulhaus March steht in der Nachbargemeinde Buttikon. Vor zehn Jahren wurde es gebaut. «Man dachte bei der Planung nicht daran, dass auch ein sicherer Schulweg dazugehört», empört sich die vierfache Mutter Luzia Hutter (40).

Seit dem Bau der Schule verspricht man den Eltern Massnahmen. Passiert ist nichts. BLICK wollte gestern bei Gemeindepräsident Josef Oetiker und Lorenz Bösch, Chef des kantonalen Baudepartementes, nachfragen. Vergeblich.

Larissa nahm wie die meisten Schüler aus Reichenburg nicht den offiziellen Schulweg. Der gilt als noch gefährlicher. Er führt über die Kantonsstrasse, wo auch Tempo 80 herrscht. Ohne richtigen Velostreifen, auf dem Trottoir ein offizielles Fahrverbot.

«Meine Kinder sollen auf dem Trottoir fahren»

Wegen der prekären Situation verschickt die Schulleitung regelmässig Elternbriefe. Im letzten Schreiben vom Oktober steht, Autofahrer würden sich beklagen, dass die Schüler mit Velos und Mofas die Verkehrsregeln krass missachteten. «Machen Sie Ihren Sohn/Ihre Tochter auf die Gefahren fehlerhaften Verhaltens aufmerksam. Leichtsinn kann böse Folgen haben», schrieb die Schulleitung.

Die Eltern sind empört. «Ich sage meinen Kindern, sie sollen auf dem Trottoir fahren. Ihre Sicherheit ist mir wichtiger als eine Busse», sagt Esther Weisskopf. In Reichenburg werden jetzt Unterschriften für einen sicheren Schulweg gesammelt.

«Wir fordern den Bau einer Unterführung», sagt Werner Suter (48) zu BLICK. Doch damit nicht genug: «Als Sofortmassnahme muss die Geschwindigkeit auf 50 km/h herabgesetzt werden.»

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