Christoph Decurtins (46) aus Laax GR ist passionierter Raucher. Am 2. April wird ihm sein Laster zum Verhängnis. Decurtins arbeitet als Greenkeeper auf dem Golfplatz Domat/Ems GR. Nach Arbeitsschluss fährt der Bündner mit dem Zug zu einem Termin nach Chur.
«Es war nass und kalt. Weil ich etwas zu früh dran war, kaufte ich mir am Kiosk ein Päckli Zigaretten», sagt Decurtins. Dann schaut er sich um, sucht eine Raucherzone.
Beim Bahnhof, am Eingang der Annexhalle, sieht er zwei Männer, die rauchen. «Ich stellte mich zu ihnen und zündete mir eine Zigarette an. Ich dachte, dort sei Rauchen erlaubt, schliesslich ist es das in der Unterführung auch.»
Ein Trugschluss. Als sich zwei uniformierte, bewaffnete Bahnpolizisten nähern, machen sich die zwei anderen Raucher aus dem Staub. Christoph Decurtins pafft seelenruhig weiter. «Die Polizisten sagten, hier sei absolutes Rauchverbot und deshalb müssten sie mich verzeigen.»
Decurtins erklärt den Beamten, dass er fälschlicherweise angenommen habe, er befände sich in einer Raucherzone. Vergeblich. «Ich wurde wie ein Schwerverbrecher behandelt.»
Am 22. Mai erhält der Greenkeeper per Einschreiben den Strafbefehl. 100 Franken Busse plus 225 Franken Schreibgebühren. Total 325 Franken, zahlbar innert 30 Tagen an die Finanzverwaltung Graubünden. Wenn Christoph Decurtins der Aufforderung nicht nachkommt, muss er einen Tag ins Gefängnis.
«Mich hat fast der Schlag getroffen», sagt Decurtins. «Für eine Zigarette zahle ich sicher nicht 325 Franken. Das ist Verhältnisblödsinn. Eine Verwarnung hätte auch gereicht.»
Das geht aus rechtlichen Gründen nicht. «Es handelt sich um ein Offizialdelikt», sagt Claudio Riedi von der Staatsanwaltschaft Graubünden. «Deshalb müssen wir einen Verstoss gegen das Rauchverbot von Amtes wegen verfolgen.» Die Busse kann sogar bis zu 1000 Franken betragen, die Ersatzfreiheitsstrafe mindestens einen Tag.
Raucher Decurtins hat am Bahnhof Chur ausgequalmt. «Ich zünde mir dort sicher keine Zigarette mehr an. Die Busse werde ich mit einem Tag Knast absitzen.»