Diabetes
Intelligente Schuhsohle soll Amputationen verhindern

Forschende der EPFL in Neuenburg haben eine Schuhsohle entwickelt, die elektronisch den Druck auf den Fuss steuert. Das soll Diabetikern bei Fussgeschwüren helfen, die schlimmstenfalls zur Amputation führen können.
Publiziert: 02.03.2016 um 12:08 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 11:35 Uhr

Diabetiker haben mit gefährlichen Komplikationen zu kämpfen: Jährlich muss in Europa bei 250'000 Diabeteskranken ein Fuss oder Bein amputiert werden. Nur etwa die Hälfte der Betroffenen überlebt mehr als ein Jahr danach. Fussgeschwüre sind die Hauptursache für die meisten dieser Amputationen.

Um solch schlimmen Komplikationen vorzubeugen entwickeln Wissenschaftler der ETH Lausanne (EPFL) derzeit gemeinsam mit dem Universitätsspital Genf (HUG) einen intelligenten Schuh, wie die Hochschule am Mittwoch mitteilte. Ein erster Prototyp ist demnach fertiggestellt.

Die Technologie beruht auf Steuerelementen, die elektronisch die Festigkeit verschiedener Bereiche der Schuhsohle steuern. Dies soll die Entstehung von Fussgeschwüren reduzieren und schon bestehende entlasten.

Diese Wunden seien nicht wirklich schmerzhaft und viele Diabetiker liefen damit normal weiter, schrieb die EPFL. Das verhindere, dass die Geschwüre abheilen. Betroffene gingen oft nicht zum Arzt, bis das Geschwür den Knochen erreicht habe und das Risiko für Infektionen und Wundbrand sehr hoch sei.

Um den Druck auf die Wunde zu reduzieren und ihr Abheilen zu ermöglichen, haben die EPFL-Forschenden des Integrated Actuatuators Laboratory in Neuenburg eine Schuhsohle mit 50 speziellen Stossdämpfern entwickelt. Diese beinhalten eine Flüssigkeit mit magnetisch polarisierbaren Eisen-Mikropartikeln.

«Wenn wir ein Magnetfeld anlegen, reagieren die Partikel augenblicklich und richten sich danach aus», erklärte Forschungsleiter Yves Perriard von der EPFL in der Mitteilung. Dadurch wechsle das Material in Sekundenbruchteilen von flüssig zu fest.

Die Festigkeit verschiedener Bereiche der Sohle lässt sich dadurch elektronisch individuell anpassen, je nachdem wo die empfindlichen Stellen oder Wunden sitzen. Auch die Entstehung neuer Geschwüre soll sich so reduzieren lassen.

«Es gibt eine Reihe anderer Lösungen, wie Bandagen und Druck-reduzierende Schuheinlagen», sagte Zoltan Pataky vom HUG. Diese seien aber einschränkend und müssten ständig angepasst werden, daher nutzten Patienten sie wenig und Ärzte seien zurückhaltend mit der Verschreibung.

Die Wissenschaftler hoffen, durch ihre Erfindung den Alltag von Diabetespatienten zu erleichtern. Sie suchen derzeit nach Industriepartnern, um den Schuh weiter zu entwickeln, wie die EPFL schreibt.

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