Rentner Ansgar Reidock (73) lebt in Köln (D) und ist ein grosser Fan der Schweiz. Seit vielen Jahrzehnten bereist er unser Land und kaufte sogar Aktien der Brienz Rothorn Bahn (BRB). Nun ist Reidock bitter enttäuscht und fühlt sich betrogen: Die Originale seiner Bahnaktien sind verschwunden.
Vor 40 Jahren sieht Ansgar Reidock in einem deutschen Fachmagazin die Anzeige der Brienz Rothorn Bahn (BRB). Sie sucht Aktionäre. Reidock packt die Gelegenheit beim Schopf: «Statt ein Auto zu kaufen, erwarb ich zehn Aktien zu je 500 Franken», sagt der pensionierte Bundesbahner. In der Folge reist Reidock immer wieder in die Emmentaler Alpen, fährt auf 2350 Meter Höhe aufs Rothorn und geniesst Berge und Panorama.
Bis letztes Jahr. Da bekommen alle BRB-Aktionäre ein Schreiben. Die Generalversammlung teilt den Beschluss mit, die Inhaber- in Namensaktien umzuwandeln.
Rentner Reidock reist nach Brienz BE und übergibt am 30. September 2014 seine Aktien einer BRB-Mitarbeiterin. Zwischen Tür und Angel, wie er einräumt: «Sie nahm sich nur kurz Zeit im Treppenhaus.»
Am 5. Dezember melden sich die BRB und behaupten, sie hätten nur Kopien erhalten. Damit «könne und dürfe» man nicht arbeiten. Der Aktionär erklärt die Situation schriftlich. Im Januar 2015 die Antwort der BRB: Sie fordert erneut die Original-Aktien. Reidock reichts. Im Mai erstattet er in Luzern Anzeige gegen die BRB, wegen «Ehrverletzung» und «übler Nachrede».
Mittlerweile liegt der Fall bei der regionalen Staatsanwaltschaft Oberland BE. Sprecher Christof Scheurer bestätigt: «Die Staatsanwältin wird das Dossier prüfen und über die erforderlichen prozessualen Schritte befinden.»
Ansgar Reidock beharrt darauf: «Die Schweizer haben mir meine Aktien geklaut.»
Simon Koller, Direktor der BRB, hat sich beim Deutschen für die Unannehmlichkeiten entschuldigt – die Original-Aktien will er trotzdem sehen. Bei Eisenbahnfreund Reidock sucht er vergeblich. Der hat nur noch seine Kopien.