Deutschland hat kriminellen Clans, die illegal ins Land einreisen, den Kampf angesag. Innenminister Horst Seehofer (70) hat seit gestern verschärfte Grenzkontrollen angeordnet – auch zur Schweiz. Der Plan: Personen, die trotz Einreiseverbots nach Deutschland wollen, aufspüren und ausschaffen. Doch wie sieht das Ganze in der Realität aus? BLICK hat den vermeintlichen «Knallhart-Plan» getestet. Ergebnis: Statt Grenzwächtern und verschärften Überprüfungen trafen die Reporter nur leere Zollhäuschen und hatten freie Fahrt.
Mittagszeit im Dreiländereck: Völlig unbehelligt und ohne kontrolliert zu werden, passiert eine Gruppe Heranwachsender in Trainingshosen und mit Basecap ins Gesicht gezogen den Grenzübergang von Basel-Kleinhüningen nach Friedlingen (D). Zahlreiche andere Grenzgänger tun es ihnen gleich – ob zu Fuss, mit dem Auto oder dem grenzüberschreitenden 8er-Tram.
Keine Kontrollen, keine Zöllner
Weder sichtbare Polizeipräsenz noch Kontrollen gibt es. Grenzwächter sind weit und breit keine zu sehen. Kein Einzelfall: Ob beim Autobahnzoll Basel-Weil am Rhein (D), beim Grenzübergang von Riehen BS nach Lörrach (D) oder beim Zoll Weil-Otterbach (D): überall das gleiche Bild. Die deutschen Grenzen zur Schweiz sind so löchrig wie ein Emmentalerkäse. Auto- und LKW-Kolonnen schieben sich über die Grenze, auch beim Rheinfelder Autobahn-Zoll. Doch Zöllner in deutscher Uniform lassen sich nicht blicken – keine sichtbaren Kontrollen.
Ganz anders auf Schweizer Seite: Die Beamten sind zu jeder Tageszeit präsent und schauen in jedes Fahrzeug. Immer wieder wird ein Auto zum Filzen in Garage gewinkt und genauer unter die Lupe genommen. Der Schweizer Familienvater Luka Obradovic (25) fährt regelmässig zum Einkaufen über die Grenze. Von zusätzlichen Kontrollen hält er nichts: «Das ist unnötig. Wir haben schon so oft Stau. Wenn auch noch die Deutschen jedes Auto kontrollieren, wird es schlimm.»
Angst vor Staus statt vor Kriminellen
Rentner Peter Kaiser (75) ist via Laufenburg AG auf dem Rückweg vom Mittagessen aus dem Schwarzwald. Der Schweizer glaubt nicht, dass der deutsche Innenminister Ernst macht: «Er hat das schon öfter angedroht, und nichts ist passiert. Aber strengere Kontrollen finde ich gut, solange der Verkehr nicht behindert wird.»
Insgesamt zehn Grenzübergänge hat BLICK getestet – nur bei einem wurde kontrolliert: am deutschen Zoll bei der Fussgängerbrücke in Rheinfelden AG. Die drei Zöllner beäugen jeden Grenzgänger genau. Offiziell dürfen sie zu Seehofers Weisung nichts sagen, scherzen aber: «Die Kavallerie ist noch nicht da!» Ein anderer ergänzt: «Wir sind für das Finanzamt zuständig. Er für das Innenministerium. Das sind zwei Paar Schuhe.»
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