Deutlich mehr Multikulti in Zürich
Jede vierte Schule erhält Subventionen für Integration

Nach einer Messerstecherei in der Agglo Zürich fragen sich viele: Wachsen Kinder von Schweizern und Ausländern vermehrt isoliert voneinander auf? Neue Zahlen zeigen: In Zürich erhält mittlerweile jede vierte Schule Subventionen für Integrationsmassnahmen.
Publiziert: 11.03.2019 um 18:16 Uhr
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Aktualisiert: 28.05.2019 um 11:53 Uhr
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Vor einer Woche im Einkaufszentrum Shoppi Tivoli: Jugendliche liefern sich eine Massenschlägerei in Spreitenbach AG. Ein 16-Jähriger sticht mit dem Messer auf einen 15-Jährigen ein.
Foto: zvg
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Thomas SchlittlerWirtschaftsredaktor

Vor einer Woche im Spreitenbacher Einkaufszentrum Shoppi Tivoli: Jugendliche liefern sich eine Massenschlägerei. Ein 16-Jähriger sticht mit dem Messer auf einen 15-Jährigen ein. Die Polizei rückt mehr als einem Dutzend Patrouillenfahrzeugen an.

Was da an einem ganz normalen Samstagnachmittag im Zürcher Limmattal geschah, schockiert die Schweiz. Im Zusammenhang mit den Vorfällen sind Handyfilme aufgetaucht, die zeigen: Als Gewalttäter treten grösstenteils Ausländer oder Jugendliche mit Migrationshintergrund in Erscheinung.

Man fragt sich: Ist die Schweiz punkto Einwanderung und Integration auf dem richtigen Weg? Wirkt der kleinräumige Föderalismus – dank dem Asylsuchende etwa auch im ländlichen Appenzell Innerrhoden landen – nach wie vor als Garant gegen die Entstehung von Parallelgesellschaften? Oder leben die Kinder von Einheimischen und Zugewanderten zunehmend aneinander vorbei?

Mehr Quims-Schulen

Für Zürich liegen SonntagsBlick inzwischen neue Zahlen vor. Im bevölkerungsreichsten Kanton werden Schulen gesondert subventioniert, wenn sie einen Multikulti-Anteil von mehr als 40 Prozent aufweisen. Im Behördenjargon spricht man von Quims-Schulen. Deren Anteil ist in den vergangenen zehn Jahren stark gestiegen.

Im Schuljahr 2008/09 zählte Zürich 85 Quims-Schulen. 2017/18 erreichten bereits 134 von insgesamt 500 Bildungsstätten diesen Status. Allein im letzten Jahr kamen 15 Schuleinheiten neu hinzu (siehe Grafik).

Laut Marion Völger (47) bedeutet das nicht, dass in Zürich und der Schweiz Parallelgesellschaften entstehen. Im Gegenteil, so die Leiterin des kantonalen Volksschulamts: «Die Segregation hat in den letzten Jahren abgenommen!»

Es gebe heute zwar mehr Schulen, welche die 40-Prozent-Schwelle auf dem Quims-Mischindex überschreiten. Dafür finde man aber kaum noch welche, deren Schülerschaft mehrheitlich ausländischer Herkunft ist.

Der durchschnittliche Mischindex der Quims-Schulen ist gemäss Zahlen des Volksschulamts in den vergangenen zehn Jahren von 55 auf 49 Prozent zurückgegangen. Ist das eine Folge der Quims-Integrationsprogramme? Völger verneint: «Es handelt sich dabei um demographische Entwicklungen, Fragen zur Stadtentwicklung und zu Bewegungen der Wohnbevölkerung im Kanton Zürich, auf die wir keinen Einfluss haben.»

Auf Anfrage von SonntagsBlick haben auch andere Kantone detaillierte Zahlen zu ihren Multikulti-Schulen zusammengestellt. Grossmehrheitlich bestätigen sie den Zürcher Befund.

Schulen mit hohem Ausländeranteil wieder Schweizerischer

Im Thurgau zum Beispiel ist die Anzahl von Schulgemeinden, die überdurchschnittlich viele ausländische oder fremdsprachige Schüler haben, leicht zurückgegangen. In Solothurn sind Schulen, die 2011 die höchsten Ausländeranteile hatten, in den vergangenen Jahren tendenziell wieder etwas Schweizerischer geworden.

Im Baselbiet zeigt eine vertiefte Analyse des kantonalen Statistikamts, dass die Zahl der Schulanlagen mit einem Ausländeranteil von mehr als 40 Prozent rückläufig ist. Fremdsprachigen-Quoten von mehr als 40 Prozent haben dagegen zugenommen.

In Basel-Stadt wiederum, wo ein hoher Anteil von Schülern nicht-deutscher Muttersprache schon seit vielen Jahren Alltag ist, haben sich die Anteile in den letzten Jahren nicht mehr stark verändert. Genau das Gleiche ist in der Innerschweiz zu beobachten: Der Kanton Luzern teilt mit, dass die Anzahl Schulen mit einem hohen Anteil fremdsprachiger Lernender stabil sei.

Der Kanton Bern wiederum erhebt keine Zahlen darüber, wie sich Schulen mit sehr hohem Ausländeranteil entwickeln. Auch in St. Gallen liegen dem Volksschulamt zu diesem Thema keine Informationen vor.

Der Aargau kann ebenfalls nicht sagen, wie sich die Zusammensetzung der Schülerschaft in einzelnen Multikulti-Schulen in jüngster Zeit verändert hat. Aber immerhin: Der Heimatkanton der Spreitenbacher Hobby-Gangster unterstützt Schulen mit hohen Anteilen von fremdsprachigen und sozioökonomisch benachteiligten Schülerinnen und Schülern mit zusätzlichen Ressourcen.

Was macht eine Schule zur Quims-Schule

Quims steht für «Qualität in multikulturellen Schulen» und ist ein Programm des Kantons Zürich für Schulen mit vielen Kindern aus zugewanderten, bildungsfernen und sozial benachteiligten Fami­lien. Quims-Schulen erhalten zusätzliche fachliche und finan­zielle Unterstützung. Ziele sind die Verbesserung des Leistungsniveaus, soziale Integration und gute Bildungschancen für alle. Darüber, ob eine Schule am Quims-Programm beteiligt wird, entscheidet ein Multikulti-Mischindex, der sich aus dem Anteil fremdsprachiger und dem Anteil ausländischer Schülerinnen und Schüler ­einer Schule ergibt. Wer einen Mischindex von 40 Prozent und mehr aufweist, gilt als Quims-Schule.

Quims steht für «Qualität in multikulturellen Schulen» und ist ein Programm des Kantons Zürich für Schulen mit vielen Kindern aus zugewanderten, bildungsfernen und sozial benachteiligten Fami­lien. Quims-Schulen erhalten zusätzliche fachliche und finan­zielle Unterstützung. Ziele sind die Verbesserung des Leistungsniveaus, soziale Integration und gute Bildungschancen für alle. Darüber, ob eine Schule am Quims-Programm beteiligt wird, entscheidet ein Multikulti-Mischindex, der sich aus dem Anteil fremdsprachiger und dem Anteil ausländischer Schülerinnen und Schüler ­einer Schule ergibt. Wer einen Mischindex von 40 Prozent und mehr aufweist, gilt als Quims-Schule.

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