«Erst so kann der Betrachter sehen, was ihm eigentlich verborgen bleibt», sagt Luca Zanier (48). Aber wie kommt der Shootingstar der Fotografenszene überhaupt zu den jeweiligen goldenen Schlüsseln?
«Manchmal reicht ein Telefonat mit der richtigen Person, manchmal bearbeite ich die Leute über Jahre hinweg. Aber wenn ich ein Bild im Kopf habe, dann versuche ich es. Und es klappt (fast) immer», sagt der Italo-Schweizer.
Mittlerweile eilt dem Fotokünstler sein Ruf voraus. «Weil meine Bilder wertfrei sind, ich die Machthaber damit nicht brüskiere, werden mir Türen geöffnet», sagt Zanier. Sein Antrieb: «Diese Räume sind Symbole unseres weltweit vernetzten Systems von Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Die globale Führung liegt in den Händen weniger Entscheidungsträger.
Ihr Zuhause – sei es pompös wie der Uno-Sicherheitsrat oder bescheiden wie das stillgelegte Parlamentsgebäude von Malta – ist stets ein Raum der Macht.»
Genau von dieser wurde Sepp Blatter (79), dessen Andachtsraum Luca Zanier 2013 fotografieren durfte, diese Woche suspendiert. Zanier: «Die Entscheidungsträger kommen und gehen. Aber die Wände bleiben und erzählen ihre Geschichten. Auch deshalb fotografiere ich diese Räume immer ohne Menschen.»
Derzeit sind Zaniers bis zu zwei Meter grosse Werke an drei Ausstellungen weltweit zu sehen. Die Robert Kennedy Stiftung für Menschenrechte Schweiz zeigt sie in der IG Halle Kunstzeughaus in Rapperswil SG.
Wer sich die Macht an die Wohnzimmerwand holen will, zahlt zwischen 2800 und 18'000 Franken. «Und so kann sich jeder mal wie ein Vorsitzender fühlen», sagt Zanier.