Dieser Schweizer besitzt die giftigsten Tiere der Welt
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Der Romand hat sie alle:Sein Hobby ist nichts für Angsthasen

Der Waadtländer Karim Amri (41) lebt mit den gefährlichsten Tieren unter einem Dach
Sein Hobby ist nichts für Angsthasen

Karim Amri (41) besitzt über 200 der giftigsten Tiere der Welt. Der Waadtländer nutzt seinen Hobby-Zoo für Forschungszwecke und betreibt eine Wanderausstellung. BLICK begleitete ihn beim Aufstellen der Anlage in Landquart GR.
Publiziert: 03.02.2019 um 23:35 Uhr
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Aktualisiert: 04.02.2019 um 12:49 Uhr
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Karim Amri posiert mit einer Palästinaviper. Ihr Gift ist tödlich.
Foto: Anian Heierli
Anian Heierli
Anian HeierliReporter Zentralschweiz

Sie ist stark und aggressiv – ihr Biss tödlich. Die Palästinaviper ist definitiv kein Haustier. Trotzdem packt Karim Amri (41) die Schlange mit blossen Händen, während seine Assistenten reflexartig einen Schritt zurück machen. Der Chef bleibt gelassen, posiert für die Kamera und legt die Schlange locker ins Terrarium.

Ein Team aus 20 Personen steht in Landquart GR hinter der Ausstellung «Geheimnisvolle Tiere». Seit Samstag werden dort die giftigsten Arten der Welt gezeigt. Die Verantwortung trägt Amri. Er betont: «Giftig ist nicht gleich gefährlich.» Er nennt ein Beispiel: So sei als Landtier keines toxischer als der Schreckliche Pfeilgiftfrosch. Dennoch hat der Ausstellungsmacher viel mehr Respekt vor der viel weniger giftigen Südamerikanischen Lanzenotter. Der Experte erklärt warum: «Der Frosch ist sanft. Dagegen ist die Lanzenotter hyperaggressiv und beisst jeden, der ihr zu nahe kommt.»

Giftfrösche zum Anfassen 

Zur Demonstration nimmt er den Schrecklichen Pfeilgiftfrosch in die Hand – nachmachen sollte man es trotzdem nicht. Denn ein Milligramm des Toxins reicht, um zehn Menschen zu töten. Doch Karim beruhigt: «Das ist nur gefährlich, wenn es in den Speichel oder auf Wunden gelangt.»

200 Arten werden an der Ausstellung gezeigt: Fische, Reptilien, Amphibien, Skorpione und Spinnen. Fast alle sind giftig. Eines der wenigen Tiere im Repertoire, das nicht giftig ist: Alligator-Dame Sissi. Selbst beim eineinhalb Meter langen Reptil kennt Amri keine Berührungsängste. «Noch nicht», sagt er. «Ausgewachsen werden Alligatoren bis zu viereinhalb Meter lang.»

Die Ausstellung soll den Besuchern seltene Arten näherbringen. Doch das ist nicht der einzige Zweck. Amri arbeitet eng mit dem französischen Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) und zwei Schweizer Laboratorien zusammen. Die Gifte seiner Arten dienen der Forschung. «Immer mehr Medikamente basieren auf den Toxinen von Tieren», so Amri. Der gelernte Tierpfleger und Laborant melkt deshalb seine Schlangen regelmässig. Das heisst, er lässt sie in dafür präparierte Gläser beissen, um so ans Gift zu kommen.

Fische am empfindlichsten

Der Westschweizer lebt mit seinem wohl giftigsten Zoo der Welt im Kanton Waadt, in der Nähe von Montreux. Doch meistens ist er mit der Ausstellung unterwegs. Das ist ein enormer logistischer Aufwand. «Vor allem die Fische sind sehr empfindlich», sagt er. «Sauerstoff, Salzgehalt und Temperatur müssen exakt stimmen.»

Das Schlimmste wäre für ihn, wenn ein Tier Schaden nimmt. Aus zwei Gründen: Der Zoo kostet rund 450'000 Franken – und jedes einzelne Tier liegt ihm enorm am Herzen.

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