Paul K.* (80) sitzt am Stubentisch und liest den BLICK. «Ich kann es selber noch nicht richtig glauben», sagt der pensionierte Schlosser gestern leise. Und klagt dann laut: «Warum nur lassen die den Mörder meines Sohnes frei?»
Der Aargauer meint die französischen Behörden, die Nicolas Vaiarelli (52) in seinem Heimatland in Freiheit lassen. Dies, obwohl die Ermittler der Kantonspolizei Aargau sicher sind, dass der rumänisch-französische Doppelbürger im Januar 2007 den Sexclub-Mitbesitzer Marco K. (39) erschossen, verbrannt und in einem Wald bei Neuenhof AG verscharrt hat.
Die Fakten sind klar
«Was muss denn noch geschehen?», fragt Paul K. weiter. «Dieser Vaiarelli wurde ja schon 1987 wegen Mordes verurteilt. Zudem sind die Fakten klar. Und es gibt zudem zwei Zeuginnen.»
Doch dem nicht genug. «Der Killer nahm mir damals nicht nur meinen Sohn, sondern auch meine Frau», sagt Paul K. Denn: Nachdem er und Irene (73) gehört hätten, wie ihr Marco «entsorgt» worden sei, seien sie fast am Ende gewesen. «Meiner Frau ging es noch schlechter als mir. Es war zu viel für sie», so Paul K. «Sie starb nur sechs Monate nach dem Mord an Marco. Im Bett. An einem Herzstillstand. Wegen ihrem Seelenschmerz.»
Die Zeit danach sei schlimm gewesen. «Sein eigenes Kind und kurz danach auch noch seine Frau zu verlieren, das wünsche ich niemandem», so Paul K. Kraft hätten ihm seine drei anderen Kinder, Marcos Frau und deren gemeinsamer Sohn, der heute ein Teenager ist, gegeben. «Aber auch die Kantonspolizei.»
24 Bundesordner voll!
Paul K. sagt, er habe wie die Ermittler in den letzten Jahren auch keine näheren Informationen mehr aus Frankreich erhalten. «Dabei haben die Franzosen von den Aargauern bei der Fall-Übergabe gar noch die ganzen Akten auf Französisch übersetzt erhalten. 24 Bundesordner voll! Gopf, ist das jetzt der Dank dieser Bananenrepublik?»
Weiss Paul K., warum Marco getötet wurde? «Er hatte in der Schreiner-Stifti einen Töffli-Unfall und konnte wegen den schweren Kopfverletzungen die Lehre nicht fertig machen», sagt er. Marco habe danach meist nur als Temporär-Monteur arbeiten können - und im Sexclub. «Als Marco dann erst nach zehn Jahren mehrere Tausend Franken Versicherungsgeld wegen seinem Unfall erhalten hat, hat wohl dieser Vaiarelli davon erfahren und Geld von ihm gewollt. Marco gab es wohl nicht.»
Jetzt liegen Paul K.’s Sohn und seine Frau auf dem kleinen Friedhof in der Nähe seines Hauses. «Ich hoffe, dass in diesem Fall endlich etwas geht», sagt der Rentner. «Wenn das Eidgenössische Justizdepartement nur auf die Franzosen verweist und die weiter nichts tun, sollte dort vielleicht mal die zuständige Bundesrätin anrufen.»
Paul K.’s grösster Wunsch: «Dass dieser Mörder endlich eingesperrt wird! Und ich irgendwann mit dieser traurigen Geschichte abschliessen kann. Wenigstens ein wenig.»
* Name der Red. bekannt