Donnerstagabend im Liebefeld-Park in Köniz BE. Am Tag vor dem Frauenstreik wünschen Tanja Bauer (36), Nora Berchtold (18) und Christa Bader (50) einander noch mal alles Gute für den Anlass und umarmen sich zum Abschied.
Noch vor wenigen Monaten kannten sich die drei nicht. Doch dann begannen Frauen in der ganzen Schweiz, den 14. Juni zu planen – auch in Bern. An einem Treffen des dortigen Streikkollektivs lernten sich Bauer, Berchtold und Bader kennen und beschlossen zusammen mit einer vierten Könizerin, einen kleinen Ableger des Berner Kollektivs zu gründen. Und plötzlich hatten eine SP-Gross- rätin (Bauer), eine Gymnasiastin (Berchtold) und eine Administratorin der Friedensfrauen (Bader) mehr gemeinsam als nur den Wohnort: ihren Kampf für Gleichberechtigung. Und die Motivation, auch in der «etwas verschlafenen» Gemeinde Zeichen dafür zu setzen.
Ich muss nicht Einzelkämpferin sein
Es ist wohl einer der wichtigsten Faktoren, die den Frauenstreik vom Freitag so gross werden liessen. dass frau merkte: Ich muss nicht Einzelkämpferin sein. Zumindest erzählt es Tanja Bauer so: «Allein hätte ich nie etwas auf die Beine gestellt. Aber dass wir mehrere waren, hat mir Mut gemacht.» In kürzester Zeit organisierten die Könizerinnen ein Streikpicknick und einen Streikbrunch.
Das kleine Könizer Kollektiv steht dabei für all die vielen Frauengruppen, die sich zum Frauenstreik zusammentaten.
Die Vorbereitungen für den grossen Anlass und der Streiktag selbst haben diese Frauen geeint, ja euphorisiert. «Das Zusammengehörigkeitsgefühl war wunderschön», sagt Bauer. Und Bader findet schon allein die Erkenntnis «wahnsinnig ermutigend», wie viel Frauen gemeinsam erreichen können.
«Es war eine grosse Verbundenheit da»
Einen Tag nach dem Streik schwärmt Christa Bader am Telefon: «Das Picknick im Park war irrsinnig schön. Wir waren etwa 200 Leute, das hat unsere Erwartungen total übertroffen.» Auch Tanja Bauer ist zufrieden. Zum Brunch seien rund 160 Frauen erschienen. «Der schönste Moment war, als wir um 11 Uhr Lärm gemacht haben», sagt Bauer. «Es war eine grosse Verbundenheit da.»
Verbundenheit – eines dieser Gefühle, von denen die Frauen noch lange nach dem Streiktag zehren werden. «Ich weiss jetzt, dass die Solidarität da ist, dass Frauen sich helfen, wenn es nötig ist», sagt Nora Berchtold. Und Tanja Bauer: «Durch den Frauenstreik haben wir ein Netzwerk unter uns Frauen aufgebaut. Jetzt können wir uns vernetzen, statt dass alle für sich alleine kämpfen. Das gibt neue Kraft.»
Netzwerk darf nicht verloren gehen
Trotzdem ist Bauer nach dem Frauenstreik nicht nur positiv gestimmt. «Mir wurde einmal mehr bewusst, wie vieles noch im Argen liegt. Und es hat mich traurig gemacht, dass es noch immer viele Leute gibt, die nicht einmal das einsehen. Es gibt noch so viel zu tun. Und es wird kein Spaziergang.»
Umso wichtiger sei es jetzt, dass das Netzwerk der Frauen nicht wieder verloren gehe.
Dem stimmt auch Christa Bader zu: «Es ist wichtig, dass die Bewegung jetzt weiter am Köcheln bleibt, damit sich längerfristig etwas bewegt.»
Immerhin: In Bern sei demnächst schon das nächste Frauenpicknick geplant.
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