Die Kantonspolizei Zürich erwischte diese Woche zwei Einbrecher – dank Hinweisen von Kommissar Facebook. Die Langfinger aus dem Balkan waren im sozialen Netzwerk aktiv. Und wurden so zur leichten Beute.
Der Polizei gehen immer öfter dicke Fische ins digitale Netz. Anfang November sprengte die Kantonspolizei Zürich via Facebook einen Raser-Ring. Zehn Personen wurden verhaftet. Auch hier konnten die Bleifüsse mit Hilfe des Social-Media-Kanals identifiziert und dank der selbst gedrehten Rennvideos überführt werden.
Der Kantonspolizei-Sprecher Beat Jost bestätigt: «So richtig zugenommen haben die Facebook-Hinweise Ende 2014. In diesem Jahr ging der Trend weiter. Es gibt viel Ermittlungsspielraum, da die Leute unvorsichtig Bilder veröffentlichen.»
Heisst: Immer öfter verraten sich Verbrecher selber. Ein exklusiver Einblick ins Archiv der Kantonspolizei Zürich zeigt: Dümmer gehts immer. Eine Facebook-Gruppe trägt den eindeutigen Namen «Illegale Autorennen». Dort werden Strecken für Rennen auf öffentlichen Strassen gleich im Netz bekannt gegeben. Dazu steht über dem Kartenausschnitt: «Geldeinsatz 3500 Franken».
An anderer Stelle postet ein junger Mann ein Foto von sich – mit Revolver. Der Text dazu: «Don’t worry, be happy.» Und: Immer mehr aufmerksame User melden ihre Beobachtungen der Polizei lieber per Facebook, statt zum Hörer zu greifen.
Gian Rezzoli von der Kantonspolizei St. Gallen spricht von zehn bis 15 Fällen in diesem Jahr, bei denen Hinweise online eingingen. «Die Hemmschwelle für die Kontaktaufnahme ist auf Facebook tiefer.» Der Polizeisprecher sagt, dass sich nicht nur Teenager online meldeten: «Die Facebook-Nutzer werden immer älter.»
Spitze ist die Stadtpolizei Zürich. «Innerhalb eines halben Jahres haben wir 600 Dialoge mit Bürgern auf Facebook geführt», sagt Sprecher Michael Wirz. Jährlich kämen im sozialen Netzwerk 50 bis 100 Hinweise auf Straftaten herein. Das aktuellste Fahndungsbild auf Facebook wurde schon 650 000 Mal angeschaut.
Soziale Netzwerke haben auch Schattenseiten. Meinrad Stöcklin von der Polizei Basel-Landschaft: «Wir hatten schon Leute, die Notrufe per Facebook abgesetzt haben.» Hier ist 117 definitiv die bessere Wahl. Und manchmal rasselt auch die Polizei in die Facebook-Falle. Diese Erfahrung machte Ende August die Kantonspolizei Aargau: Der Einsatzbefehl für eine grosse Verkehrskontrolle war online – vor der eigentlichen Kontrolle.