Der letzte Brief an ihren Mann
Darum brachte sich Natalie K. um

Natalie K. (27) nahm sich am vergangenen Freitag in der U-Haft das Leben. Ihr Mann Mike K. (28) erhielt von ihr zuvor einen Brief, worin ein Hilferuf unmissverständlich zu erkennen ist. Nun konzentriert sich K. auf den Kampf gegen die Justizdirektion Zürich.
Publiziert: 11.08.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 21:13 Uhr
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Mike K. (28) im Besucherraum des Gefängnisses in Cazis. Er zeigt den letzten Brief, den er von seiner Frau erhielt.
Foto: Arno Balzarini
Von Romina Lenzlinger

Mike K.* (28) hält ein Blatt Papier in den Händen. Es sind die letzten Zeilen von seiner Frau Natalie K.* († 27). «Alle wussten von ihren Suizidabsichten. Die Zürcher Justiz hat sie bewusst sterben lassen», sagt der Witwer, der wegen Internetbetrügereien im Gefängnis in Cazis GR sitzt.

Natalie K. nahm sich am vergangenen Freitag in der U-Haft in Zürich das Leben. Die junge Mutter hatte an Neujahr die Kinder des Paares, Alessia († 2) und Nicolas († 5), erstickt. Damit wollte sie verhindern, dass die Kleinen zurück ins Heim müssen (BLICK berichtete).

Ihre Worte im Brief sind deutlich: «Ich hatte heute ein Notfall-Gespräch mit dem Psychiater. Aber er hat sich nur fünf Minuten Zeit genommen.» Sie schreibt auf Schweizerdeutsch und in kindlicher Schrift: «Wie immer hat er nicht hingehört, mich auf nächste Woche vertröstet und meine Medikamente erhöht.»

Der Brief ist datiert vom 5. August. Zwei Tage vor ihrem Freitod. Ihr Hilferuf ist unmissverständlich: «Ich habe ihm gesagt, dass ich das nächste Tief wahrscheinlich nicht überleben werde, da ich keine Hoffnung mehr habe. Aber das hat er gar nicht wahrgenommen.»

Sie habe die ganze Zeit gehofft, dass sie verlegt werde, zurück in die Psychiatrie nach Rheinau ZH. Das Schreiben von Natalie erreicht Mike K. am vergangenen Freitag, kurz nach der Mittagspause. Zwei Stunden später ist sie tot. Ihr Mann macht sich Vorwürfe: «Das Schlimme ist, dass ich ihr nicht helfen konnte.» Da beide in Haft waren, durften sie nur schriftlich miteinander kommunizieren. Telefonate und Besuche waren tabu. Als der Direktor Mike K. vier Stunden später ins Büro ruft, ist der erstaunlich gefasst. «Ich hatte eine schlimme Vorahnung», sagt er. «Seit dem Tod meiner Kinder haut mich so schnell nichts mehr um.»

K. konzentriert sich nun ganz auf den Kampf gegen die Behörden. Gestern hat er die gesamte Justizdirektion Zürich verklagt – wegen Verleitung und Beihilfe zum Selbstmord. Die Oberstaatsanwaltschaft bestätigt die Anzeige. Mike K.: «Die Staatsanwältin, die Pflichtverteidigerin, der Psychiater, alle, die ihre Hilfeschreie ignorierten, sollen zur Verantwortung gezogen werden.» Er ist sicher: «Das ständige Aufschieben der Gutachten und die fehlende psychiatrische Unterstützung haben sie umgehauen.»

Ihr zuständiger Gutachter, Psychiater Frank Urbaniok, will keine Stellung nehmen. Er möchte erst die Angehörigen informieren.

* Name der Redaktion bekannt

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