Der Krebs-Lügner von Unterägeri ZG – jetzt spricht seine Ex-Freundin
Er behandelte seinen Tumor mit Playmobil

Von wegen Krebs! Fredi R. brauchte Geld. Also tischte er seine mitleiderregenden Lügengeschichten auf, hinterging Bekannte und Freunde.
Publiziert: 16.05.2012 um 21:00 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 04:03 Uhr
Von Gabriela Battaglia und Niklaus Wächter

Claudia P.* (42) ist erleichtert. «Jetzt hat Fredi endlich seine Strafe erhalten. Er missbrauchte meine Seele.» Sie war es, die ihren Freund anzeigte. Und ihn sofort verliess.

Das Zuger Strafgericht verurteilte Fredi R.* (52) am Montag zu 19 Monaten Knast und einer Therapie (BLICK berichtete). Der Bettwaren-Händler hatte den todgeweihten Krebskranken gespielt. So glaubwürdig, dass ihm hilfsbereite Menschen Geld gaben für die angeblich teuren Therapien, total 368 760 Franken. Auch Claudia P. fiel auf den Betrüger aus Unterägeri ZG he­rein. Die Geschäftsfrau lernte Fredi R. vor sieben Jahren kennen. «Er meldete sich auf meine Kontaktanzeige auf einer Single-Plattform im Internet.»

Zum ersten Treffen in Zug erscheint Fredi R. mit einem Pflaster am Hals, sagt nach wenigen Sätzen, er habe Krebs. «Ich erschrak, doch er zog mich in seinen Bann. Ich verliebte mich.»

Sie werden ein Paar. Und Fredi R. belügt sie weiter, zwei Jahre lang. «Ich könnte mit seinen Lügengeschichten ein Buch füllen», sagt Claudia P. «Krankheitsanzeichen wie Blutergüsse, Schwellungen fügte er sich wohl selbst zu.»

Fredi R. ist ein Profi. «Er war glatt rasiert, hatte kein Haar auf dem Kopf und im Gesicht. Angezogen wie aus dem Truckli. Im Zweireiher, ein sehr gepflegter Krebskranker», so die Ex-Freundin. «Er war medizinisch sehr gut dokumentiert. Hatte Unterlagen über Krankheiten, Krebs.»

Stets trägt Fredi R. ein Gerät bei sich, angeblich ein externer Herzschrittmacher, den er wegen seiner Tumore brauchte. «Es war nur ein Playmobil-Motor», weiss Claudia P jetzt. «Ich begleitete ihn in Spitäler. Obwohl ­Fredi sagte, er wolle nicht, dass ich ihn so schwach und hilflos sehe. Ich wartete oft vier Stunden. Was er da trieb, weiss niemand.»

Fredi R. lügt, er sei Mitglied der Sterbehilfeorganisation Exit, wolle sich im Beisein der Söhne und seiner Freundin das Leben nehmen. Sie redet auf ihn ein. 2007 fliegt der Hochstapler auf. Claudia P. findet heraus, dass seine Lebensversicherung gefälscht ist. «Ich will andere Menschen vor solchen Betrügern warnen!»

* Namen bekannt

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