Jetzt wehrt sich der Handschlag-Verweigerer
Am IS interessiert ihn nur die Musik

Seit einer Woche sorgen die beiden syrischen Brüder A.* (14) und N.* (15) für rote Köpfe. Erst mit ihrer Handschlag-Verweigerung, dann mit IS-Videos. Jetzt erläutert N.* erstmals sein Gedankengut.
Publiziert: 09.04.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 07:45 Uhr
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Zentrales Element: Im Clip wird eine IS-Flagge geschwenkt.
Foto: Facebook
Michael Sahli und Beat Michel

Zum ersten Mal geben die Handschlag-Verweigerer von Therwil BL (14 und 15 Jahre alt) Einblick in ihre Gedankenwelt. Das Gespräch via Facebook-Chat zeigt vor allem: Die beiden Burschen sind sich bewusst, was sie machen – und was sie damit auslösen. Die Aussagen von N.* tönen dreist und altklug.

BLICK will wissen: «Was macht die IS-Flagge auf deinem Facebook-Profil?» Antwort: «Erstens ist das nicht dein Problem, und zweitens ist das nicht die IS-Flagge.» BLICK hakt nach: «Doch, das ist die IS-Flagge.» Antwort N.: «Mich interessieren deine Angaben nicht.»

Später rechtfertigt der Schüler die stumpfe IS-Propaganda und seinen Post doch noch: «Es war nur wegen dem Lied im Hintergrund, nicht wegen den Kampftrainings etc.» Das Lied im Hintergrund: «Wir haben es hier mit einem religiösen Gesang zu tun: dem Nashid. Dem IS dient er als Einlullung und Motivation zum Jihad», sagt Saïda Keller-Messahli vom Forum für einen fortschrittlichen Islam.

Der Bursche schimpft: «Ihr wollt alle Muslime schlechtmachen, denk gut darüber nach. Ihr seid alle Lügner.» Er verabschiedet sich. Kurze Zeit später meldet er sich nochmals: «Man kann sich als Muslim bezeichnen, wenn man mindestens die fünf Gebote des Islam befolgt.» Dann will er wissen, was das Wort «Salafist» bedeutet. Schliesslich habe man ihn indirekt als solchen bezeichnet. «Auf Wiedersehen, schreib erst wieder, wenn du die Antwort hast. Es kommt aus dem Arabischen. Verbessere deine Infos.»

BLICK fragte gestern auch bei der König-Faysal-Moschee in Basel nach. Dort amtet der Vater von N. als Imam. Doch Nachfragen zum Handschlag-Dispens sind unerwünscht. Immerhin: Das Facebook-Profil von N. war gestern eine Weile verschwunden. Dies bestätigt auch die Polizei Basel-Landschaft. Aber: «Die Behörden hatten damit nichts zu tun», sagt Sprecher Meinrad Stöcklin. Es werde geprüft, ob N. auf seinem Profil gegen Gesetze verstossen habe.

* Name der Redaktion bekannt

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